Völlig überraschend hat die Raspberry Pi Foundation heute den Raspberry Pi 5 vorgestellt. Die wichtigsten Eckdaten im Überblick:
- Neuer SoC (BCM2712 mit Quad-Core Cortex-A76) mit ca. zwei- bis dreifacher CPU-Leistung
- Höherer Stromverbrauch (Leerlauf 3,25 W, Vollast 8,6 W ohne externe Geräte, laut heise.de)
- Höhere Anforderungen an das USB-C-Netzteil: 5V/3A DC Minimum (15 W), 5V/5A DC empfohlen (25 W)
- Lüfter empfohlen, es gibt einen eigenen Lüfteranschluss
- Vorerst Modelle mit 4 und 8 GiB RAM
- Weiterhin SD-Card als primärer Datenträger
- Neuer SD-Card-Transfermodus SDR104 verspricht 100 MByte/s bei kompatiblen SD-Karten
- PCIe-SSDs sollen in Zukunft über Erweiterungen (HATs) unterstützt werden
- Ein/Aus-Schalter
- Kein 3,5-mm-Klinkenstecker mehr (ungünstig für Audio-Anwendungen)
- Sonstige Anschlüsse (GPIO, 4xUSB, 2x MicroHDMI, Ethernet) kompatibel zu den bisherigen Pis
Das Gerät soll ca. ab Ende Oktober lieferbar sein. Die Preisempfehlung lautet 60 $ für das 4-GiB-Modell, 80 $ für das 8-GiB-Modell. Welche €-Preise sich daraus ergeben (inklusive Umsatzsteuer, evt. inklusive neuem Netzteil + Lüfter), muss abgewartet werden.
Einschätzung
Ich habe aktuell leider keinen Zugriff auf ein Vorserienmodell und muss mich daher auf die Testberichte anderer Websites verlassen. Ein persönlicher Testbericht folgt, sobald ich ein eigenes Gerät ergattern kann.
Die höhere CPU-Leistung ist vor allem bei der Anwendung des Geräts als Desktop-Rechner, zur Software-Entwicklung bzw. als Media-Center spannend. Aus dieser Perspektive ist es sehr schade, dass der Pi 5 weiterhin keine Möglichkeit bietet, SSDs direkt anzuschließen. Zwar gibt es eine neue PCI-Schnittstelle; die soll in Zukunft über ein Erweiterungs-Board (HAT) genutzt werden können. Das ist aber eine umständliche und teure Lösung.
Aus Bastel-Perspektive war schon die Leistung der bisherigen Modelle (3B+, 4B) ausreichend. Diese Modelle werden — sofern sie zu vernünftigen Preisen lieferbar sind — weiterhin eine attraktive Basis für Bastelprojekte bleiben. Das neue Modell 5 ist aus Maker-Sicht dagegen ein zweischneidiges Schwert: Ja, mehr CPU-Leistung ist immer gut. Aber die höheren Anforderungen an Netzteil und Lüfter sowie der Umstand, dass es vorerst keine Modelle mit weniger als 4 GiB RAM geben soll, führen zu einer massiven Preissteigerung selbst für Minimal-Setups. Auch der höhere Strombedarf im Leerlauf ist kein Pluspunkt.
Raspberry Pi OS
Aktuell gibt es noch keine neue Version des Raspberry Pi OS. Die aktuelle Version basiert weiterhin auf Debian 11 (Bullseye). Die Raspberry Pi Foundation hat angekündigt, dass es im Oktober ein neues Raspberry-Pi-OS auf der Basis von Debian 12 (Bookworm) geben soll, und dass diese Version die Voraussetzung zur Nutzung des Pi 5 ist.
Quellen/Links
PS: Eine Neuauflage des Raspberry-Pi-Buchs ist natürlich geplant, sie wird 2024 erscheinen. Mehr weiß ich gegenwärtig selbst nicht.