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Vorgestern empfangen

Fedora 43

31. Oktober 2025 um 09:41

Mit ein wenig Verspätung ist Fedora 43 fertig. Ich habe in den letzten Monaten schon viel mit der Beta gearbeitet und war schon damit überwiegend zufrieden. Fedora 43 ist das erste weitgehend X-freie Release (X wie X Window System, nicht wie Twitter …), es gibt nur noch XWayland zur Ausführung von X-Programmen unter Wayland. Relativ neu ist das Installationsprogramm, auf das ich gleich näher eingehe. Es ist schon seit Fedora 42 verfügbar, aber diese Version habe ich in meinem Blog übersprungen.

Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf Fedora 43 Workstation mit Gnome.

Fedora 43 mit Gnome in einer virtuellen Maschine

Installation

Das Installationsprogramm beginnt aus deutschsprachiger Sicht gleich mit einem Ärgernis: Zwar kann die Sprache mühelos auf Deutsch umgestellt werden, nicht aber das Tastaturlayout. Dazu verweist das Installationsprogramm auf die Systemeinstellungen. Dort müssen Sie nicht nur das gewünschte Layout hinzufügen, sondern auch das vorhandene US-Layout entfernen — vorher ist das Installationsprogramm nicht zufrieden. Das ist einigermaßen umständlich.

Die Einstellung des Tastaturlayouts muss in den Gnome-Systemeinstellungen erfolgen

In virtuellen Maschinen wird bei der Installationsmethode (gemeint ist die Partitionierung des Datenträgers und das Einrichten der Dateisysteme) nur eine Option angezeigt: Gesamten Datenträger verwenden. Damit haben Sie weder Einfluss auf die Größe der Partitionen noch auf den Dateisystemtyp oder dessen Optionen. Das Standardlayout lautet: EFI-Partition (vfat), Boot-Partition (ext4) und Systempartition (btrfs mit zwei Subvolumes für / und /home und aktiver Komprimierung). Eine Swap-Partition gibt es nicht, Fedora verwendet schon seit einiger Zeit Swap on ZRAM.

Bei der Installation von Fedora in eine Virtuelle Maschine sind auf den ersten Blick nur wenig Optionen erkennbar …

Wenn Sie die Installation auf einem Rechner durchführen, auf dem schon Windows oder andere Linux-Distributionen installiert sind, wird die Auswahl größer:

  • Die Option Share disk with other operation systems (vielleicht wird der Text bei späteren Versionen noch übersetzt) erscheint, wenn das Setup-Programm Windows oder andere Linux-Distributionen auf der SSD erkennt. In diesem Fall nutzt Fedora den verbleibenden freien Platz auf der SSD und richtet dort eine Boot- und eine Systempartition ein. Wenn es auf der SSD keinen oder zu wenig Platz gibt, sollten Sie zusätzlich die Option Zusätzlichen Speicherplatz zurückgewinnen aktivieren. Sie können dann in einem weiteren Dialog einzelne Partitionen löschen oder verkleinern.
  • Gesamten Datenträger verwenden löscht alle vorhandene Partitionen und richtet dann wie oben beschreiben EFI-, Boot- und Systempartition ein.

  • Zuweisung des Einhängepunkts bietet Linux-Profis die Möglichkeit, schon vorhandene Dateisysteme zu nutzen. Es gibt zwei Möglichkeiten, diese Dateisysteme einzurichten. Eine bietet der über den unscheinbaren Menü-Button erreichbare Speicher-Editor. Dort können Sie Partitionen, Logical Volumes, RAID-Setup und Dateisysteme samt Verschlüsselung einrichten. Es mangelt nicht an Funktionen, aber leider ist die Bedienung sehr unübersichtlich. Alle hier initiierten Aktionen werden sofort durchgeführt und können nicht rückgängig gemacht werden. Alternativ können Sie vorweg in einem Terminal mit parted Partitionen einrichten und dann mit mkfs.xxx darin die gewünschten Dateisysteme anlegen. Falls das Dateisystem verschlüsselt werden soll, müssen Sie sich auch darum selbst kümmern (Kommando cryptsetup). Das erfordert ein solides Linux-Vorwissen.

Das Setup-Programm wirkt mit den bereits installierten Distributionen überfordert. (Es sind in Wirklichkeit nur sechs Distributionen, nicht mehrere Dutzend …) Manuelle Partitions-Setups müssen über den »Speichereditor« durchgeführt werden.
Der »Speichereditor« zur manuellen Partitionierung listet alle Subvolumes aller btrfs-Dateisysteme auf und ist auch sonst extrem unübersichtlich in seiner Bedienung

In der Speicher-Konfiguration können Sie das Dateisystem verschlüsseln (außer Sie haben sich im vorigen Schritt für die Zuweisung des Einhängepunkts entschieden). Zur Verschlüsselung geben Sie zweimal das Passwort an und stellen ein, welches Tastaturlayout beim Bootvorgang für die Eingabe dieses Passworts gelten soll.

Die Verschlüsselung des Dateisystems gelingt nur problemlos, sofern Sie im vorigen Schritt keine manuelles Setup eingerichtet haben

Zuletzt zeigt das Installationsprogramm eine Zusammenfassung der Einstellungen ein. Ein Benutzeraccount samt Passwort wird erst später beim ersten Start von Gnome eingerichtet.

Zusammenfassung des Setups

Alles in allem ist die Bedienung des neuen Programms zwar einfach, sie bietet aber zu wenig Optionen für eine technisch orientierte Distribution. Der aktuelle Trend vieler Distributionen besteht darin, den Installationsprozess auf Web-basierte Tools umzustellen. Die Sinnhaftigkeit erschließt sich für mich nicht, schon gar nicht, wenn dabei auch noch die Funktionalität auf der Strecke bleibt. Muss das Rad wirklich immer wieder neu erfunden werden?

Nach dem Neustart landen Sie in einen Assistenten, der bei der Grundkonfiguration von Gnome hilft: Sprache und Tastaturlayout noch einmal bestätigen, Zeitzone einstellen etc. Vollkommen missglückt ist das Dialogblatt zur Aktivierung von Drittanbieter-Softwarequellen. Gemeint sind damit die RPM-Fusion-Paketquellen mit Paketen und Treibern (z.B. für NVIDIA-Grafikkarten), die nicht dem Open-Source-Modell entsprechen. Im Zentrum des Bildschirms befindet sich ein Toggle-Button mit den Zuständen aktivieren oder deaktivieren. Es ist unmöglich zu erkennen, ob Sie den Button zur Aktivierung drücken müssen oder ob dieser den Zustand »bereits aktiv« ausdrückt. (Auflösung: Sie müssen ihn nicht drücken. Wenn mit blauem Hintergrund »aktivieren« angezeigt wird, werden die zusätzlichen Paketquellen mit Weiter eingerichtet.)

Klicken Sie nicht auf »Drittanbieter-Softwarequellen aktivieren«! Das würde die Option deaktivieren. (Ein Meisterbeispiel für GUI Fails …)

Erst jetzt werden Sie dazu aufgefordert, einen Benutzer einzurichten, der dann auch sudo-Rechte erhält. Sobald Sie alle Daten samt Passwort festgelegt haben, können Sie sich einloggen und mit Fedora loslegen.

Erst ganz zum Schluss richten Sie den Benutzer-Account ein

Um den Hostname hat sich weder das Installationsprogramm noch der Setup-Assistent gekümmert. Außerdem sollten Sie gleich ein erstes Update durchführen:

sudo hostnamectl set-hostname <name>
sudo dnf update

Die Partitionierung eines zuvor leeren Systems sieht so aus:

lsblk

  NAME   MAJ:MIN RM  SIZE RO TYPE MOUNTPOINTS
  zram0  251:0    0  3,8G  0 disk [SWAP]
  vda    253:0    0   32G  0 disk 
  ├─vda1 253:1    0  600M  0 part /boot/efi
  ├─vda2 253:2    0    1G  0 part /boot
  └─vda3 253:3    0 30,4G  0 part /home
                                  /

cat /etc/fstab

  UUID=8ecb5756-a227-47e4-bb45-bf7087952ff5   /         btrfs subvol=root,compress=zstd:1 0 0
  UUID=32281370-1a5c-4440-8e16-60715e191080   /boot     ext4  defaults 1 2
  UUID=E969-E24F                              /boot/efi vfat  umask=0077,shortname=winnt 0 2
  UUID=8ecb5756-a227-47e4-bb45-bf7087952ff5   /home     btrfs subvol=home,compress=zstd:1 0 0

Versionen

Die folgende Tabelle fasst die Versionen der Kernkomponenten von Fedora 43 zusammen:

Basis               Programmierung     Server
---------------     --------------     --------------------------
Kernel     6.17     bash       5.3     Apache      2.4
glibc      2.42     gcc       15.2     CUPS        2.4
Wayland    1.24     git       2.51     MariaDB   10.11 / MySQL 8.4
Gnome        49     Java        25     OpenSSH    10.0
Mesa       25.2     PHP        8.4     PostgreSQL   18
Systemd     258     Podman     5.6     Postfix    3.10
NetworkMan 1.54     Python    3.14     qemu/KVM   10.1
GRUB       2.12     Node.js     22     Samba      4.23

Die einzige Auffälligkeit ist die komplett veraltete MariaDB-Version. Aktuell ist 12.0, Debian verwendet immerhin 11.8. Die von Fedora eingesetzte Version 10.11 wurde im Februar 2023 (!!) veröffentlicht.

Dafür enthält Fedora mit Version 8.4 eine ganz aktuelle MySQL-Version. Generell steht MySQL erst seit Fedora 41 wieder regulär in Fedora zur Verfügung; ältere Versionen waren MariaDB-only.

Neuerungen

Wenn man von durch Software-Updates verbundenen optischen Änderungen absieht (z.B. in Gnome), gibt es relativ wenig technische Änderungen, und noch weniger davon sind sichtbar.

Gnome und gdm sind seit Version 49 Wayland-only. Darüber wurde in den letzten Wochen schon viel geschrieben. Seit die NVIDIA-Treiber endlich Wayland-kompatibel sind, ist der Abschied von X nicht mehr aufzuhalten. (Persönlich vermisse ich X nicht. Die meisten Linux-Anwender werden keinen Unterschied bemerken bzw. arbeiten ohnedies schon seit zwei, drei Releases mit Wayland, ohne es zu wissen …)

Fedora 43 verwendet erstmals RPM 6.0 als Basis zur Verpackung von Software-Paketen. Daraus ergeben sich neue Möglichkeiten beim Signieren von Paketen, aber an der Anwendung des rpm-Kommandos (das Sie ohnedies selten benötigen werden, es gibt ja dnf) ändert sich nichts.

Distributions-Upgrades auf die neue Fedora-Version können Sie jetzt äußerst komfortabel direkt im Gnome-Programm Software starten.

Distributions-Upgrade in Gnome »Software« starten

Wie bisher können Sie natürlich auch auf die folgende Kommandoabfolge zurückgreifen:

sudo dnf update
sudo dnf repolist --releasever 43
sudo dnf system-upgrade download --releasever 43
sudo dnf offline reboot

Auf UEFI-Systemen setzt das Installationsprogramm nun eine GPT-Partitionierung voraus (nicht MBR).

Die /boot-Partition wird mit 2 GiB großzügiger als bisher dimensioniert, um Platz für zukünftige neue Boot-Systeme zu schaffen.

dnf module gibt es nicht mehr, weil das Modularity-Projekt eingestellt wurde. Bei Fedora ist das weniger schade als bei RHEL, wo ich dieses Feature wirklich vermisse.

dracut, das Tool zum Erzeugen von initramfs-Dateien, verwendet nun zstd statt xz zum Komprimieren der Dateien. Das macht die Boot-Dateien größer, aber den Boot-Vorgang schneller.

Fazit

Ich habe in den letzten Monaten sehr viel unter Fedora gearbeitet. Fedora ist dabei zu meiner zweiten Lieblingsdistribution geworden (neben Arch Linux). Im Betrieb gab es eigentlich nichts auszusetzen. Auch die Distributions-Upgrades haben mehrfach gut funktioniert: Ich habe zuletzt eine physische Installation von Fedora 41 auf 42 und vorgestern auf 43 aktualisiert. Zwischenzeitlich hat sich sogar der Rechner geändert, d.h. ich habe die SSD bei einem Rechner aus- und bei einem anderen Rechner wieder eingebaut. Hat alles klaglos funktioniert.

Das neue Installationsprogramm (neu schon seit der vorigen Version, also Fedora 42) ist aber definitiv ein Rückschritt — und das alte war schon keine Offenbarung. Bevor der Installer in Zukunft unter RHEL 11 zum Einsatz kommen kann, muss Red Hat noch viel nacharbeiten. Wie soll damit ein für den Server-Einsatz übliches RAID- oder LVM-Setup gelingen?

Der oft gehörten Empfehlung, Fedora sei durchaus für Einsteiger geeignet, kann ich deswegen nur teilweise zustimmen. Im Betrieb ist Fedora in der Tat so unkompliziert und stabil wie vergleichbare Distributionen (Debian, Ubuntu etc.). Für die Installation gilt dies aber nur, wenn Sie den gesamten Datenträger — z.B. eine zweite SSD — für Fedora nutzen möchten und mit dem vorgegebenen Default-Layout einverstanden sind. Unkompliziert ist natürlich auch die Installation in eine virtuelle Maschine. Aber jeder Sonderwunsch — ext4 statt btrfs, eine getrennte /home-Partition etc. — wird sofort zum Abenteuer. Schade.

Quellen/Links

Fedora 43 veröffentlicht: Neue Version bringt frischen Schwung in die Linux-Welt

Von:MK
28. Oktober 2025 um 16:32

Das Fedora Projekt hat Fedora Linux 43 offiziell freigegeben. Die neue Version der von Red Hat unterstützten Distribution setzt auf moderne Technologien und aktuelle Softwarepakete. Ziel bleibt ein stabiles und zugleich fortschrittliches System für Entwickler und Linux-Enthusiasten. Zu den wichtigsten Neuerungen gehört der Linux Kernel 6.17. Die Workstation Edition nutzt jetzt die Desktop Umgebung GNOME […]

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Fedora erlaubt offiziell KI Unterstützung mit klaren Regeln

Von:MK
23. Oktober 2025 um 08:30

Das Fedora Council hat eine neue Richtlinie verabschiedet, die erstmals den Einsatz von KI bei Beiträgen zu Fedora Projekten erlaubt. Nach intensiven Diskussionen in der Community wurde nun ein Rahmen geschaffen, der moderne Werkzeuge zulässt, zugleich aber menschliche Verantwortung in den Mittelpunkt stellt. Künftig dürfen Entwickler KI Werkzeuge nutzen, um Code, Dokumentation oder andere Inhalte […]

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Fedora Projekt stellt Entwurf für KI-Richtlinien vor

Von:MK
02. Oktober 2025 um 06:30

Das Fedora Projekt gehört zu den wichtigsten Säulen der Linux Welt. Es liefert eine moderne, gemeinschaftlich entwickelte Distribution und dient als Grundlage für Red Hat Enterprise Linux. Jetzt beschäftigt sich das Projekt mit einer aktuellen Herausforderung: Wie lassen sich KI Werkzeuge verantwortungsvoll in offene Entwicklungsprozesse integrieren? Nach einem Jahr intensiver Diskussion hat der Fedora Rat […]

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Ubuntu 25.10 und Fedora 43: Beta Versionen ab sofort verfügbar

Von:MK
19. September 2025 um 07:05

Canonical und das Fedora Projekt haben ihre kommenden Linux-Versionen als Beta veröffentlicht. Ubuntu 25.10 trägt den Codenamen Questing Quokka, Fedora erscheint als Version 43. Beide Systeme setzen auf Linux 6.17 und bringen viele neue Funktionen mit. Ubuntu 25.10 setzt auf GNOME 49 als Desktopumgebung. Die Sitzung läuft nun ausschließlich mit Wayland. Neu ist auch die […]

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Rotstift von Red Hat betrifft Fedora: QA Team wird verkleinert

Von:MK
03. September 2025 um 06:45

Die Linux-Distribution Fedora steht vor Veränderungen im Bereich Qualitätssicherung. Hintergrund ist der Abgang zahlreicher Mitglieder aus dem internen QA-Team von Red Hat. Einige wechselten zu anderen Abteilungen, etwa in Projekte rund um Künstliche Intelligenz. Dadurch steht nun weniger Personal für klassische Qualitätstests bereit. Besonders betroffen ist die ARM-Version von Fedora. Noch im Juli kündigte das […]

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Flatpak und Snap — Statusbericht

01. August 2025 um 09:50

Auf meinen privaten Linux-Installationen gehe ich Flatpak- und Snap-Paketen meistens aus dem Weg. Aber damit mir keiner vorwirft, ich sei zu altmodisch, mache ich hin und wieder doch die Probe auf Exempel: Wie gut funktionieren die neuen Paketsysteme? Meine Testkandidaten waren diesmal Fedora 42 sowie zwei Ubuntu-Installationen (25.04 und 25.10 daily), jeweils auf x86_64-Rechnern.

Fedora + Flatpak

Red Hat setzt bekanntermaßen auf Flatpak als sekundäres Paketformat für Desktop-Pakete. Es gibt zwei Motiviationsgründe: Einerseits will Red Hat den Aufwand für die Wartung großer Pakete (LibreOffice, Gimp etc.) längerfristig reduzieren; andererseits soll die Software-Installation für Anwender einfacher werden, insbesondere für Programme, die nicht in den klassischen Paketquellen verfügbar sind.

In Fedora 42 sind Flatpaks optional. Per Default ist kein einziges Flatpak-Paket installiert. Die Flatpak-Infrastruktur ist aber vorkonfiguriert, inklusive zweier Paketquellen (flathub und fedora). Mit dem Gnome-Programm Software können Sie nach Desktop-Programmen suchen. Manche Programme stehen in mehreren Paketformaten zur Auswahl (z.B. Gimp wahlweise als RPM- oder Flatpak-Paket) — dann haben Sie die Wahl, welches Format Sie verwenden möchten. Außerhalb des Linux-Universums entwickelte Apps wie Google Chrome, IntelliJ, Postman, Spotify oder VSCode gibt es hingegen nur als Flatpaks.

Mit dem Gnome-Programm »Software« können Desktop-Programme als herkömmliche Pakete oder als Flatpaks installiert werden. Die Kritierien für die »Editor’s Choice« sind aber nur schwer nachzuvollziehen. Nach den populären Programmen müssen Sie selbst suchen.

Bei RHEL 10 ist die Ausgangssituation ähnlich wie bei Fedora: Die Infrastruktur ist da, aber es sind keine Flatpaks installiert. Falls Sie RHEL als Desktop-System verwenden möchten, ist der Druck hin zu Flatpak aber stärker. Beispielsweise bietet Red Hat LibreOffice nicht mehr als RPM-Paket, sondern nur als Flatpak an. (Für Fedora gilt dies noch nicht, d.h., Sie können LibreOffice weiterhin als RPM installieren. Schauen wir, wie lange das noch so bleibt …)

Mein »Referenztest« ist die Installation von Spotify in einem bisher leeren System (also ohne andere vorher installierte Flatpaks bzw. Snaps). Sie können die Installation in Software oder per Kommando durchführen. Ich ziehe zweiteres oft vor, damit ich sehe, was vor sich geht (Listing gekürzt):

sudo flatpak install flathub com.spotify.Client

  Required runtime for com.spotify.Client/x86_64/stable found in remote
  flathub. Do you want to install it? [Y/n]: y
  ...
  org.freedesktop.Platform.GL.default    24.08       155 MB
  org.freedesktop.Platform.GL.default    24.08extra  155 MB
  org.freedesktop.Platform.Locale        24.08       382 MB (partial)
  org.freedesktop.Platform.openh264      2.5.1         1 MB
  org.freedesktop.Platform               24.08       261 MB
  com.spotify.Client                     stable      208 MB

Für die Installation von Spotify ist ein Download von 1,6 GiB und Platz auf dem Datenträger im Umfang von 1,9 GiB erforderlich. Das ist einfach verrückt.

Einen Überblick über alle installierte Flatpaks samt Größenangaben erhalten Sie mit flatpak list -d. Das folgende Listing ist aus Platzgründen stark gekürzt. Irritierend ist, dass die Paketgrößen in keiner Weise mit den Angaben während der Installation übereinstimmen (siehe das vorige Listing).

flatpak list -d

  com.spotify.Client                   1.2.63.394  stable       14 MB 
  org.freedesktop.Platform             24.08.22    24.08       672 MB 
  org.freedesktop.Platform.GL.default  25.1.3      24.08       464 MB 
  org.freedesktop.Platform.GL.default  25.1.3      24.08extra  464 MB 
  org.freedesktop.Platform.openh264    2.5.1       2.5.1         1 MB 

Flatpak-Installationen landen im Verzeichnis /var/lib/flatpak. Die unzähligen dort angelegten Verzeichnisse und Dateien verwenden UUIDs und hexadezimale Codes als Namen. Für die Installation von Spotify auf einem zuvor leeren Flatpak-System werden mehr als 46.000 Verzeichnisse, Dateien und Links mit einem Platzbedarf von 1,9 GiB eingerichtet. Es ist nicht lange her, da reichte das für eine ganze Linux-Distribution aus!

sudo du -h -d 0 /var/lib/flatpak/

  1,9G  /var/lib/flatpak/

sudo find /var/lib/flatpak | wc -l

  46241

Immerhin teilen weitere Flatpaks die nun etablierte Infrastruktur von Bibliotheken und Basispakete, so dass der Platzbedarf bei der Installation weitere Flatpaks etwas langsamer steigt.

Beim Start beansprucht Spotify »nur« ca. 400 MiB im Arbeitsspeicher (gemessen mit free -m vor und nach dem Start des Audio-Players). Von den vielen installierten Bibliotheken wird also nur ein Bruchteil tatsächlich genutzt. Wenn Sie mit Ihren Ressourcen sparsamer umgehen wollen/müssen, führen Sie Spotify am einfachsten in einem Webbrowser aus :-)

Ubuntu und Snap

Canonical hat Snap-Pakete bereits tief in der Ubuntu-Infrastruktur verankert. Bei Ubuntu 25.10 (daily 2025-07-31) sind
mehrere wichtige Desktop-Programme als Snap-Pakete vorinstalliert: Firefox, das App-Zentrum, der Firmware-Aktualisierer sowie ein relativ neues Security Center zur Verwaltung von Snap-Zugriffsrechten. Dazu kommen die dafür erforderlichen Basispakete. Immerhin ist der Platzbedarf auf der SSD mit 1,1 GByte spürbar geringer als bei vergleichbaren Flatpaks. Ein wenig frech erscheint mir, dass apt install thunderbird mittlerweile ungefragt zur Installation des entsprechenden Snap-Pakets führt.

Im Unterschied zu Flatpaks, die rein für Desktop-Installationen gedacht sind, bietet Canonical auch eine Menge Snap-Pakete für den Server-Einsatz an: https://snapcraft.io/store?categories=server

Zur Installation von Desktop-Snaps verwenden Sie das App-Zentrum. Als einzige Paketquelle ist https://snapcraft.io/store vorgesehen. Weil schon einige Basispakete vorinstalliert sind, ist die Installation eines weiteren Pakets nicht mit so riesigen Downloads wie beim konkurrierenden Flatpak-System verbunden.

Ubuntus »App-Zentrum« ist einzig zur Installation von Snap-Paketen gedacht.

Im Terminal administrieren Sie Snap durch das gleichnamige Kommando. Mit snap install installieren Sie ein neues Paket. snap list zählt alle installierten Snap-Anwendungen auf. snap run startet eine Anwendung, snap refresh aktualisiert alle Snap-Pakete, snap remove name löscht ein Paket.

Mein Referenztest ist wieder die Spotify-Installation. Zusammen mit spotify werden auch die Pakete core20 und gnome-3-38 heruntergeladen. Der Platzbedarf für alle drei Pakete beträgt ca. 600 MiB. (Der Vergleich hinkt aber, weil ja schon diverse Snap-Basispakete installiert sind.) Nach dem Start von Spotify sind ca. 320 MiB zusätzlich im RAM belegt.

sudo snap install spotify

  spotify 1.2.63.394.g126b0d89 from Spotify installed

Die interne Verwaltung von Snaps erfolgt ganz anders als bei Flatpak. Snap-Anwendungen werden in Form von komprimierten *.snap-Dateien in /var/lib/snapd/snaps gespeichert:

ls -lh /var/lib/snapd/snaps

  ...   4,0K  ... bare_5.snap
  ...    64M  ... core20_2599.snap
  ...    74M  ... core22_2045.snap
  ...    13M  ... desktop-security-center_83.snap
  ...   246M  ... firefox_6565.snap
  ...    12M  ... firmware-updater_167.snap
  ...   350M  ... gnome-3-38-2004_143.snap
  ...   517M  ... gnome-42-2204_202.snap
  ...    92M  ... gtk-common-themes_1535.snap
  ...   4,0K  ... partial
  ...    15M  ... prompting-client_104.snap
  ...    51M  ... snapd_25227.snap
  ...    51M  ... snapd_25241.snap
  ...   576K  ... snapd-desktop-integration_315.snap
  ...    11M  ... snap-store_1270.snap
  ...   190M  ... spotify_88.snap

Der im Hintergrund laufende Snap-Dämon snapd bindet diese Dateien als squashfs-Dateisysteme an der Stelle /snap/xxx in den Verzeichnisbaum ein und macht die Anwendungen so zugänglich (alle Größenangaben in MiB):

sudo du -mcs /snap/*

   210    /snap/core20
   248    /snap/core22
    30    /snap/desktop-security-center
   644    /snap/firefox
    35    /snap/firmware-updater
   903    /snap/gnome-3-38-2004
  1294    /snap/gnome-42-2204
   360    /snap/gtk-common-themes
   417    /snap/spotify
   ...
Unzählige squashfs-Dateisysteme machen das findmnt-Ergebnis ziemlich unübersichtlich

Im Vergleich zu Flatpak sparen die komprimierten Flat-Images zwar Platz auf dem Datenträger. Allerdings speichert
Snap standardmäßig von jedem installierten Paket ein Backup mit der vorigen Version. Im Laufe der Zeit verdoppelt das den von Snap beanspruchten Speicherplatz! Um nicht mehr benötigte Pakete zu löschen, verfassen Sie das folgende Mini-Script. export LANG= stellt dabei die Spracheinstellungen zurück, damit die Ausgaben von snap in englischer Sprache erfolgen. Das Script entfernt alle Snap-Pakete, deren Status disabled ist.

#!/bin/bash
# Datei ~/bin/delete-snap-crap.sh
# Idee: https://superuser.com/questions/1310825
export LANG=
snap list --all | awk '/disabled/{print $1, $3}' |
    while read snapname revision; do
        snap remove "$snapname" --revision="$revision"
    done

Dieses Script führen Sie mit root-Rechten aus:

sudo bash delete-snap-crap.sh

Auf einem Testsystem mit diversen Snap-Paketen (Firefox, Gimp, LibreOffice, Nextcloud Client, VSCode) sank mit der Ausführung dieses Scripts der Platzbedarf in /var/lib/snapd/snaps von 7,6 auf 4,0 GiB.

Spotify als DEB-Paket

Spotify bietet seinen Client auch als Paket für Debian/Ubuntu an: https://www.spotify.com/us/download/linux/

Also habe ich einen Vergleich gemacht.

Download: ca. 150 MB
Platzbedarf auf der SSD: ca. 340 MB
RAM-Bedarf: ca. 350 MB

Fazit: RAM-Bedarf ist bei allen drei Varianten ähnlich, aber die RPM-Variante braucht weniger Platz am Datenträger.

Fazit

Ich sehe die Probleme, die herkömmliche Paketformate verursachen.

Ich verstehe auch den Wunsch nach einem universellem Paketformat, das für alle Distributionen funktioniert, das aus Anwendersicht einfach zu nutzen und das für den Software-Anbieter mit überschaubarem Wartungsaufwand verbunden ist.

Aus meiner Sicht bieten allerdings weder Flatpak noch Snap eine optimale Lösung für diese Probleme/Wünsche. Diese Erkenntnis ist nicht neu, ich habe sie in diesem Blog schon mehrfach formuliert. Die Weiterentwicklung beider Formate in den letzten Jahren hat diesbezüglich leider keine spürbaren Verbesserungen mit sich gebracht.

Bei Flatpak sind die Paketgrößen einfach absurd. Bei Snap sind sie auch zu groß, aber es ist nicht ganz so schlimm — zumindest, wenn alle Doppelgänger regelmäßig entfernt werden. Allerdings ist der Snap Store (also die Paketquelle) Closed Source, was die ohnedies schon geringe Akzeptanz nicht verbessert. Das Software-Angebot im Snap Store ist zwar größer als das auf Flathub, aber ich sehe dennoch die Gefahr, dass das Snap-Format eine Insellösung bleibt und Canonical auch mit dieser Eigenentwicklung Schiffbruch erleidet (ich sage nur Upstart Init System, Unity Desktop, Mir Display Server). Während Flatpaks außerhalb der Red-Hat-Welt zumindest als Option genutzt werden, scheint keine Distribution außer Ubuntu etwas mit Snaps zu tun haben wollen.

Letztlich ist meine Meinung natürlich irrelevant. Ubuntu ist aus meiner Sicht nach wie vor eine attraktive Distribution, sowohl am Desktop als auch am Server. Wer Ubuntu verwenden will, muss eben in den Snap-Apfel beißen. Auf einem Rechner mit einer ausreichend großen SSD und genug RAM funktioniert das gut.

Es ist unklar, ob Red Hat sein Flatpak-Format genauso vehement durchsetzen wird. Bis jetzt sieht es nicht so aus, aber es würde mich nicht überraschen, wenn auch Red Hat irgendwann keine Lust mehr hat, eigene RPM-Pakete für Firefox, Thunderbird, Gimp, Libreoffice usw. zu pflegen und parallel für diverse Distributionen (aktuell: RHEL 8/9/10, Fedora 40/41/42/Rawhide etc.) zu warten.

Vielleicht wir man sich / werde ich mic an den verrückten Ressourcenbedarf neuer Paketsysteme gewöhnen. Auf einem Rechner mit 32 GB RAM und 1 TB SSD — keine ungewöhnlichen Eckdaten heutzutage — spielen 10 GB mehr oder weniger für ein paar Flatpaks oder Snap-Pakete ja keine große Rolle … Mir widerspricht es trotzdem: Wenn es möglich ist, ein Auto zu bauen, das mit 5 Liter Treibstoff pro 100 km auskommt, warum dann eines verwenden, das 8 Liter braucht?

Quellen/Links

Flatpaks

Snap

Diskussion auf mastadon

Fedora 43 bringt wichtige Neuerungen für mehr Leistung und Komfort

Von:MK
23. Juli 2025 um 06:00

Für die kommende Version Fedora 43 haben die Entwickler mehrere Änderungen beschlossen. Ziel ist es, das System schneller, moderner und einfacher nutzbar zu machen. Die Veröffentlichung ist für den 11. November geplant. Fedora 43 wird neue Versionen von Programmiersprachen und Entwicklerwerkzeugen enthalten. Dazu gehören unter anderem der Go-Compiler in Version 1.25 sowie die aktuelle LLVM- […]

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Fedora lehnt zwei umstrittene Vorschläge ab

Von:MK
08. Juli 2025 um 06:00

In der Fedora-Community wurden kürzlich zwei bedeutende Änderungsvorschläge abgelehnt. Einer betraf die Zukunft der 32-Bit-Unterstützung, der andere die mögliche Integration des umstrittenen Xlibre X11 Servers. Ein Vorschlag sah vor, die Systemunterstützung für 32-Bit-Anwendungen auf x86-Rechnern vollständig zu streichen. Obwohl Fedora seit Jahren nur noch auf 64-Bit-Systemen läuft, können Nutzer bislang weiterhin 32-Bit-Programme verwenden. Dies ist […]

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Kritische Sicherheitslücke betrifft mehrere Linux-Distributionen

Von:MK
07. Juli 2025 um 06:30

Sicherheitsforscher von ERNW haben eine schwerwiegende Schwachstelle in Linux-Distributionen dokumentiert. Die Lücke erlaubt Angreifern mit physischem Zugriff die vollständige Kontrolle über ein System, selbst bei aktivierter Festplattenverschlüsselung. Betroffen sind aktuelle und durchaus auch beliebte Linux Distros wie z.B. Ubuntu 25.04 oder Fedora 42 Ausgenutzt wird eine Debug-Shell, die nach mehrmaliger falscher Passworteingabe im Entschlüsselungsdialog erscheint. […]

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Fedora plant Aus für 32-Bit-Unterstützung ab Version 44

Von:MK
30. Juni 2025 um 06:00

Fedora Linux will sich schrittweise von der veralteten 32-Bit-Architektur trennen. Eine neue Änderung schlägt vor, mit Fedora 44 den Bau von i686-Paketen vollständig einzustellen. Auch die Unterstützung für 32-Bit-Bibliotheken auf 64-Bit-Systemen soll entfallen. Die Multilib-Funktion, die 32-Bit-Software auf modernen Systemen ermöglicht, würde damit wegfallen. Bereits in früheren Fedora-Versionen wurden i686-Kernel und Installationsmedien entfernt. Nun sollen […]

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