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Received today — 14. August 2025News

100 Tage Schwarz-Rot: Wo bleibt der Aufbruch für Freie Software?

13. August 2025 um 23:00

100 Tage Schwarz-Rot: Wo bleibt der Aufbruch für Freie Software?

Am 14.08.2025 ist die Bundesregierung 100 Tage im Amt. Im Koalitionsvertrag hatten CDU, CSU und SPD ambitionierte Ziele für Freie Software angekündigt. Doch bisher ist unklar, welche Ziele dies konkret sind, wie sie erreicht werden sollen und welche Rolle Freie Software künftig für Deutschlands technologische Souveränität spielt.

Im Februar hat die Free Software Foundation Europe (FSFE) gefordert, nach der Bundestagswahl endlich die Kontrollierbarkeit, Sicherheit und Souveränität öffentlicher digitaler Infrastrukturen zur Priorität zu machen und dabei konsequent auf Freie Software (auch als Open Source bekannt) zu setzen. Die damaligen FSFE-Kernforderungen: „Public Money? Public Code!“, eine sichere, langfristige Finanzierung für Freie Software, Kompetenzaufbau und Statistiken zum Fortschrittsmonitoring. Wir brauchen einen echten Aufbruch, damit die Zukunftsvision von „Public Money? Public Code!“ zur Realität wird: Öffentliche Mittel sollen in Zukunft ausschließlich für Freie Software genutzt werden.

100 Tage nach dem Amtsantritt der neuen Regierung ist es nun Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen.

Vergabereform: Freie Software muss vorrangig beschafft werden

Erst vor wenigen Tagen, am 06. August 2025, verabschiedete das Bundeskabinett den Entwurf für ein Gesetz zur Beschleunigung der Vergabe öffentlicher Aufträge mit dem Ziel, Vergabeverfahren effizienter, flexibler und digitaler zu gestalten. Der Entwurf sieht zwar vor, „Belange der digitalen Souveränität“ als Kriterium bei Ausschreibungen zu ermöglichen. Doch die Chance, die Beschaffung Freier Software für öffentliche Verwaltungen zu priorisieren und zu vereinfachen, wurde nicht genutzt. Es ist jetzt an den Regierungsfraktionen im Bundestag, den Entwurf nachzubessern.

Die FSFE fordert: Das Prinzip „Public Money? Public Code!“ muss sich künftig in der öffentlichen Vergabe wiederfinden, indem dort ein Vorrang für Freie Software verankert wird. Nur so lässt sich die strukturelle Abhängigkeit öffentlicher Verwaltungen von proprietärer Software und ihren Herstellern beenden und technologische Souveränität erreichen. Zudem sollte die Regierung öffentliche Verwaltungen verpflichten, den Anteil Freier Software an aller beschafften, beauftragten oder entwickelten Software regelmäßig zu erfassen und zu veröffentlichen. Dadurch lassen sich Fortschritte messbar machen und Fehlentwicklungen erkennen.

„Deutschland-Stack“: Nationaler Alleingang statt europäischer Zusammenarbeit?

Bis zum Jahr 2028 will die Bundesregierung einen „Deutschland-Stack“ veröffentlichen – laut Bundesdigitalminister Karsten Wildberger eine einheitliche IT-Architektur mit Basiskomponenten wie Cloud-Software und klar definierten Schnittstellen. Doch die Entwicklung eines nationalen IT-Stacks ist ein Irrweg. Stattdessen sollten die europäischen Mitgliedstaaten als Partner auf eine gemeinsame Beschaffung und Entwicklung hinarbeiten – mit Schwerpunkt auf Interoperabilität und dem Austausch von Lösungen, ohne das Rad immer wieder neu zu erfinden. Ohne EU-weite Abstimmung und Kollaboration droht der Stack zu einem isolierten Projekt zu werden.

Zudem ist offen, ob der Stack überhaupt als Freie Software entwickelt wird. Auch an Transparenz mangelt es: Bei einer ersten, nichtöffentlichen Präsentation des Zwischenstands Anfang Juli blieben Vertreter aus der Zivilgesellschaft, Freie-Software-Projekten und ihren Communities außen vor.

Die FSFE fordert: Die Bundesregierung muss bei der Entwicklung eines IT-Stacks europäisch denken und handeln, indem sie mit europäischen Partnern an einem gemeinsamen Stack arbeitet, anstatt Ressourcen in einen fragwürdigen nationalen Alleingang zu investieren. In jedem Fall muss das Bundesministerium für Digitalisierung und Staatsmodernisierung (BMDS) konsequent auf Freie Software und offene, mit Freier Software kompatible Standards setzen, damit eine echte Alternative zu proprietären Produkten entsteht. Die Zivilgesellschaft und Freie-Software-Wirtschaft müssen von Anfang an einbezogen werden. So kann vorhandene Expertise genutzt, Akzeptanz geschaffen und ein echter Wandel im Sinne technologischer Souveränität eingeleitet werden: im Bund ebenso wie in Ländern, Kommunen und in der gesamten Gesellschaft in Deutschland und Europa.

Bundeshaushalt: Freie Software fehlt langfristige finanzielle Sicherheit

Auch nach der Vorstellung des Bundeshaushalts 2025 und der Haushaltsdebatte im Deutschen Bundestag bleibt unklar, wie Freie Software langfristig finanziell abgesichert werden soll. Eine strategische Umschichtung der opulenten Ausgaben für proprietäre Lizenzen hin zu Freier Software im Sinne von „Public Money? Public Code!“ zeichnet sich bisher nicht ab. Auch die Budgets für die Freie-Software-Initiativen des Bundes bleiben prekär: Für sie sind bisher im Einzelplan des Bundesinnenminsteriums viel zu geringe Mittel vorgesehen.

Die FSFE fordert: Die Bundesregierung muss die Finanzierung Freier Software für den öffentlichen Sektor dauerhaft sichern. Neben einem Kurswechsel bei der öffentlichen Vergabe braucht es dafür auch gezielte Förderung Freier Software für zentrale digitale Infrastrukturen. Dies muss sich in diesem und in allen folgenden Bundeshaushalten deutlich widerspiegeln. Das noch zu erstellende Budget des BMDS muss zudem verlässliche Mittel für die Aufgaben des Zentrums für Digitale Souveränität (ZenDiS) beinhalten, damit das ZenDiS öffentliche Verwaltungen auf dem Weg zu technologischer Souveränität durch Freie Software unterstützen kann.

„Wenn die Bundesregierung es mit digitaler Souveränität ernst meint, muss sie auf Freie Software setzen. Nur Freie Software schafft Herstellerunabhängigkeit, Wechselfähigkeit, Interoperabilität und Raum für Innovation“, erklärt Johannes Näder, Senior Policy Project Manager der FSFE. „Dafür muss die Regierung sich endlich zu einer sicheren, langfristigen Finanzierung Freier Software und der bundeseigenen Freie-Software-Initiativen entscheiden, vor allem des ZenDiS. Freie Software muss bei der öffentlichen Beschaffung Vorrang haben, gemäß dem Prinzip 'Public Money? Public Code!'. Auch ein IT-Stack kann nur erfolgreich sein, wenn er vollständig als Freie Software entwickelt wird – nicht im nationalen Silo, sondern in enger Zusammenarbeit mit der EU, anderen Mitgliedsstaaten und vor allem dem Freie-Software-Ökosystem.“

Hintergrund: Selbstgesetzte Ziele der Bundesregierung

Das neue Digitalministerium wurde als Antrieb einer digitalen Zukunft und Motor für eine moderne, handlungsfähige Verwaltung gegründet. Freie Software soll dabei eine wichtige Rolle spielen. So haben CDU, CSU und SPD im Koalitionsvertrag beschlossen: „Wir definieren Ebenen übergreifend offene Schnittstellen, offene Standards und treiben Open Source mit den privaten und öffentlichen Akteuren im europäischen Ökosystem gezielt voran. […] Dafür richten wir unser IT-Budget strategisch aus und definieren ambitionierte Ziele für Open Source.“

Digitalminister Wildberger bekräftigte dieses Ziel im Mai 2025 bei der re:publica. Freie Software und Offene Standards sollen zum „Leitprinzip der digitalen Infrastruktur des Bundes“ werden. In diesem Zusammenhang plant die Bundesregierung,eine Digitalagentur zu gründen, die dem BMDS nachgeordnet sein wird. Dort sollen das Zentrum für Digitale Souveränität (ZenDiS) und der DigitalService gebündelt werden, möglicherweise auch weitere bislang eigenständige Organisationen.

Dass der Minister auf der re:publica den Austausch mit einer kritischen Community gesucht hat, war ein willkommener erster Schritt. Darauf muss nun eine echte, institutionalisierte Beteiligung der Zivilgesellschaft folgen. Nur so kann die digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung allen Menschen zugutekommen und Deutschland und Europa wirtschaftsstark und zukunftsfähig machen. Die Zeit zu handeln ist jetzt.

Freie Software und „Public Money? Public Code!”

Freie Software gibt allen das Recht, Programme für jeden Zweck zu verwenden, zu verstehen, zu verbreiten und zu verbessern. Durch diese Freiheiten müssen ähnliche Programme nicht komplett neu programmiert werden und dank transparenter Prozesse muss das Rad nicht ständig neu erfunden werden. Bei großen Projekten können Expertise und Kosten geteilt werden und Anwendungen stehen allen zur Verfügung. So wird Innovation gefördert und mittel- bis langfristig Steuergeld gespart. Abhängigkeiten von einzelnen Anbieterinnen werden minimiert und Sicherheitslücken können leichter geschlossen werden. Die Free Software Foundation Europe fordert daher mit über 200 Organisation und Verwaltungen „Public Money? Public Code!“ - Wenn es sich um öffentliche Gelder handelt, sollte auch der Code öffentlich sein! Mehr Informationen zur Initiative sind auf der „Public Money? Public Code!”-Website zu finden.

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GNOME 48.4 veröffentlicht: Neue Wartungsversion bringt spürbare Verbesserungen

Von:MK
14. August 2025 um 06:00

Das GNOME-Projekt hat mit Version 48.4 ein weiteres Wartungsupdate für die Desktopumgebung GNOME 48 „Bengaluru“ veröffentlicht. Rund fünf Wochen nach dem vorherigen Update bringt die neue Version eine Reihe gezielter Korrekturen und Optimierungen mit sich. Ziel ist es, die Stabilität und Alltagstauglichkeit weiter zu erhöhen. Eine der auffälligsten Neuerungen betrifft die Update-Benachrichtigungen der GNOME-Software-Anwendung. In […]

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Received yesterday — 13. August 2025News

Microsoft Recall sorgt erneut für Sicherheitsbedenken

Von:MK
13. August 2025 um 06:30

Microsoft hatte Recall 2024 als KI gestützte Screenshot Funktion für Copilot Plus PCs vorgestellt. Die Anwendung speichert alle Bildschirmaktivitäten, um eine spätere Suche zu ermöglichen. Schon kurz nach dem Start entdeckten Sicherheitsexperten gravierende Schwachstellen. Die Datenbank legte vertrauliche Informationen unverschlüsselt ab, woraufhin Microsoft die Funktion aus den Windows Vorschauversionen entfernte. Einige Monate später brachte das […]

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