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Raspberry Pi OS »Bookworm«

12. Oktober 2023 um 17:21

Seit gestern ist die neue Version von Raspberry Pi OS auf der Basis von Debian 12 (»Bookworm«) verfügbar. Diese Version ist Voraussetzung für den Raspberry Pi 5, läuft aber natürlich auch auf älteren Raspberry Pis. Ich habe meine Tests auf einem Pi 5 sowie einem Pi 400 durchgeführt.

Auf den ersten Blick sieht der Desktop auf der Basis von LXDE nahezu unverändert aus. Aber dieser Eindruck täuscht erheblich: Raspberry Pi OS verwendet jetzt Wayland, PipeWire und den NetworkManager.

Auf den Modellen Pi 4, Pi 400 und Pi 5 läuft der Pixel Desktop unter Wayland

Wayland für Pi 4 und 5, Abschied von X in Raten

Auf aktuellen Raspberry-Pi-Modellen (Pi 4, Pi 400, Pi 5) kommt nun standardmäßig Wayland statt xorg als Fundament für das Grafiksystem zum Einsatz.

pi5$ echo $XDG_SESSION_TYPE
  wayland

Das ist ein großer Schritt, weil dafür viele Komponenten verändert bzw. hinzugefügt werden mussten:

  • Compositor: Wayfire
  • Panel/Desktop-Shell: wf-panel-pi

Zusammen mit dem Panel mussten auch die diversen Plugins für das Menü, die Bluetooth- und WLAN-Konfiguration, Lautstärkeeinstellung usw. neu implementiert werden.

Das für Wayland neu implementierte Panel hat zwei Plugins, die die CPU-Auslastung und -Temperatur anzeigen

Der Wayland-Umstieg ist mit den von anderen Desktop-Systemen bekannten Einschränkungen bzw. Kinderkrankheiten verbunden: Fernwartung, Screenshots usw. zicken bzw. funktionieren gar nicht. Auf das Thema VNC und Remote Desktop gehe ich hier in einem eigenen Artikel ein. Zum Erstellen von Screenshots verwenden Sie am besten das Kommando grim (siehe Projektseite). Gimp und scrot liefern lediglich schwarze Bilder, shutter stürzt ab.

Ältere Raspberry-Pi-Modelle (Pi 3, Zero etc.) verwenden aufgrund von Performance-Problemen weiterhin xorg. Aber auch bei diesen Modellen ist in Zukunft der Wechsel zu Wayland geplant.

Audio-System PipeWire

Nach Fedora, Ubuntu & Co. verwendet nun auch Raspberry Pi OS das neue PipeWire-Audiosystem. Es ersetzt PulseAudio. Für die Desktop-Nutzung der Audio-Funktionen sollten sich dadurch nichts ändern. Wenn Sie Audio-Funktionen per Script steuern möchten, müssen Sie sich an die neuen pw-xxx-Kommandos gewöhnen (siehe https://docs.pipewire.org/page_tools.html).

Netzwerkkonfiguration mit dem NetworkManager

Ähnlich wie beim Audio-System passt sich Raspberry Pi OS auch bei der Netzwerkkonfiguration den anderen Distributionen an und verwendet nun den NetworkManager als Backend. dhcpcd hat ausgedient. Wiederum ist von der Änderung an der Oberfläche nicht viel zu sehen. Die Konfigurationswerkzeuge zur Herstellung einer WLAN-Verbindung sehen ähnlich aus wie bisher. Allerdings gibt es nun diverse neue Funktionen, z.B. zur Herstellung von VPN-Verbindungen. Änderung ergeben sich auch, wenn Sie die Netzwerkkonfiguration per Script verändern möchten. Das wichtigste neue Kommando ist nmcli. Die Konfigurationsdateien werden in /etc/NetworkManager gespeichert. WLAN-Passwörter landen in /etc/NetworkManager/system-connections/*.conf.

Bei meinen Tests traten im Zusammenspiel mit dem Raspberry Pi Imager bei der Vorweg-Konfiguration (z.B. für Headless-Systeme) noch Fehler auf. Es ist aber zu erwarten/hoffen, dass diese bald gelöst sein werden.

Webbrowser: Firefox oder Chromium?

In der Vergangenheit galt Chromium als Default-Webbrowser für Raspberry Pi OS. In Kooperation mit Mozilla wurde nun auch Firefox besser an die Hardware- und Software-Eigenheiten angepasst und wird nun als gleichwertige Alternative angeboten. Standardmäßig sind beide Programme installiert. Den Default-Webbrowser können Sie im Programm Raspberry-Pi-Konfiguration festlegen.

Mathematica

Aus nostalgischen Gründen bin ich ein großer Fan von Mathematica und finde es fantastisch, dass das Programm Raspberry-Pi-OS-Anwendern kostenlos zur Verfügung steht. Das gilt auch für die neue Version von Raspberry Pi OS — aber aktuell nicht auf dem Pi 5. Dort erscheint beim Start der Hinweis, dass ein Lizenzcode erforderlich ist. Anscheinend soll dieses Problem
noch behoben werden. Die Raspberry Pi Foundation wartet diesbezüglich auf ein Update von Wolfram (Quelle).
Update 9.11.2023: Mit den neuesten Updates funktioniert nun auch Mathematica wieder — und zwar schneller denn je!

Versionsnummern

Dank des neuen Fundaments auf der Basis von Debian 12 haben sich viele Versionsnummern geändert:

Basis             Desktop              Programmierung   Server
---------------   ------------------   --------------   --------------
Kernel      6.1   Gimp          2.10   bash       5.2   Apache     2.4
glibc      2.36   LibreOffice    7.4   gcc       12.2   CUPS       2.4
Mesa       23.2   LXDE            11   Java        17   MariaDB  10.11
Systemd     247   VLC            3.0   PHP        8.2   OpenSSH    9.2
X-Server   21.1                        Python    3.11   Samba     4.17
Wayland    1.21

Python-Module

Bisher war es unter Python gebräuchlich, Zusatzmodule einfach mit pip bzw. pip3 zu installieren. In aktuellen Python-Versionen ist das nicht mehr erwünscht und führt zu einem Fehler:

$ pip install --user matplotlib

error: externally-managed-environment

  This environment is externally managed
  To install Python packages system-wide, try apt install
    python3-xyz, where xyz is the package you are trying to
    install.

    If you wish to install a non-Debian-packaged Python package,
    create a virtual environment using python3 -m venv path/to/venv.
    Then use path/to/venv/bin/python and path/to/venv/bin/pip. Make
    sure you have python3-full installed.

    For more information visit http://rptl.io/venv

note: If you believe this is a mistake, please contact your Python installation or OS distribution provider. You can override this, at the risk of breaking your Python installation or OS, by passing --break-system-packages.
hint: See PEP 668 for the detailed specification.

Es gibt zwei Auswege:

Der geänderte Umgang mit Python-Modulen hat übrigens nichts mit Raspberry Pi OS zu tun, sondern ist eine von der Python-Entwicklergemeinde vorgegebene Änderung, die alle modernen Linux-Distributionen betrifft.

32 oder 64-Bit?

Auf https://www.raspberrypi.com/software/operating-systems sowie im Programm Raspberry Pi Imager wird nach wie vor die 32-Bit-Version von Raspberry Pi OS empfohlen. Die 64-Bit-Version ist dort nur die zweite Option.

Ich habe meine Tests dagegen mit der 64-Bit-Version durchgeführt, die für Pi-Modelle mit mehr als 2 GByte zweckmäßiger ist, einzelnen Prozessen mehr RAM zuordnen kann und etwas mehr Geschwindigkeit verspricht.

Interessanterweise kommt je nach Raspberry-Pi-Modell eine unterschiedliche Pagesize zum Einsatz: 16 kByte auf dem Raspberry Pi 5 aber wie bisher 4 kByte auf dem Raspberry Pi 400.

pi5$ getconf PAGESIZE
16384

pi400$ getconf PAGESIZE
4096

Die 16-kByte-Pagesize ist übrigens zu manchen Programmen inkompatibel. Unter anderem kann deswegen Geekbench 6.2 nicht in der 64-Bit-Version von Raspberry Pi OS ausgeführt werden.

Lüftersteuerung

Der Raspberry Pi 5 enthält eine Buchse zum Anschluss eines CPU-Lüfters. Raspberry Pi OS kümmert sich darum, den Lüfter nur nach Bedarf einzuschalten, und auch dann dynamisch (also nur in der erforderlichen Drehzahl). Im Leerlaufbetrieb bleibt der Raspberry Pi 5 lautlos.

Upgrade

Ein Upgrade eines bereits installierten Raspberry Pi OS »Bullseye« auf Version »Bookworm« ist theoretisch durch eine Veränderung der Paketquellen möglich (siehe z.B. hier im Raspberry-Pi-Forum). Diese Vorgehensweise wird aber explizit nicht unterstützt und führt nach meinen eigenen Erfahrungen oft zu massiven Problemen. Wenn Sie die aktuelle Version von Raspberry Pi OS nutzen möchten, müssen Sie also eine SD-Karte neu damit einrichten. Das hat natürlich den Nachteil, dass Sie alle Konfigurationsarbeiten wiederholen und ggfs. Ihre eigenen Projekte bzw. Ihren Code manuell übertragen und womöglich auch adaptieren müssen.

Quellen/Links

Kali Linux als virtuelle Maschine unter macOS mit UTM ausführen

08. Juni 2022 um 19:30

Der Einsatz von Kali Linux auf einem »alten« Apple-Rechner ist einfach: Sie installieren zuerst VirtualBox und dann in einer virtuellen Maschine die x86-Version von Kali Linux. Die Vorgehensweise ist im Internet vielfach dokumentiert.

Schon etwas komplizierter wird die Sache, wenn Sie einen M1- oder demnächst einen M2-Mac besitzen. VirtualBox steht für diese CPU-Architektur nicht zur Verfügung. Sie haben die Wahl zwischen den beiden kommerziellen und relativ teuren Virtualisierungssystemen Parallels und VMware Fusion sowie dem Programm UTM, das auf der unter Linux beliebten Virtualisierungs-Software QEMU basiert. Dieser Blog-Beitrag zeigt, wie Sie die ARM-Variante von Kali Linux unter UTM installieren.

Die ARM-Variante von Kali Linux läuft in einem Fenster unter macOS (getestet auf einem Mac Mini M1)

UTM

Sie können UTM wahlweise für nur 10 € im Apple Store kaufen und so die Entwickler ein wenig unterstützen oder die App kostenlos von der folgenden Seite herunterladen:

https://mac.getutm.app

UTM ist eine einfache, aber funktionelle Oberfläche für das unter Linux etablierte Programm QEMU. Sie können damit Linux-Distributionen installieren, die als ARM64-Image vorliegen.

Die Virtualisierungsoberfläche »UTM« unter macOS, hier mit zwei virtuellen Maschinen, Ubuntu und Kali Linux

Kali-Installation

Als Basis für die Kali-Installation wählen Sie auf der Kali-Download-Seite die Variante Bare Metal / Apple M1 / Installer aus. Die ISO-Datei ist ca. 2,5 GByte groß:

https://www.kali.org/get-kali/#kali-bare-metal

Nun richten Sie in UTM eine neue virtuelle Maschine ein. Im ersten Dialog des Assistenten wählen Sie die Option Virtualize, im zweiten Dialog geben Sie an, dass Sie eine Linux-Distribution ausführen möchten. Im dritten Dialog wählen Sie mit Browse das zuvor heruntergeladene Kali-Installations-Image aus. Die Optionen Use Apple Virtualization und Boot from kernel image bleiben deaktiviert.

In den nächsten zwei Dialogen geht es um die Hardware-Ausstattung der virtuellen Maschine. Je nachdem, wie üppig Ihr Mac ausgestattet ist, sollten Sie der virtuellen Maschine 2 bis 4 GByte RAM sowie zwei CPU-Cores zuweisen. Kali benötigt einen virtuellen Datenträger von zumindet 15 GByte. Mit 20 bis 25 GByte haben Sie ein wenig Platzreserve.

Im folgenden Dialog Shared Directory können Sie ein macOS-Verzeichnis zum Datenaustausch mit Kali Linux auswählen. Da die Nutzung dieses geteilten Verzeichnisses unter Kali Linux nicht vorgesehen ist, können Sie diesen Punkt überspringen.

Im abschließenden Dialog Summary sollten Sie die Option Open VM Settings aktivieren. Das gibt Ihnen in der Folge die Möglichkeit, zwischen mehreren Netzwerkmodi zu wählen. Für den Einsatz von Kali Linux ist zumeist Bridged empfehlenswert: Damit erhält Kali Linux eine IP-Adresse im lokalen Netzwerk und kann mit diesem kommunizieren. (Diese Einstellung können Sie aber auch nachträglich vornehmen. Dazu stoppen Sie die virtuelle Maschine und öffnen dann im UTM-Hauptfenster den Konfigurationsdialog der virtuellen Maschine.)

Bridged Networking integriert die virtuelle Maschine in das lokale Netzwerk

Nach dem Start der virtuellen Maschine gelangen Sie in das Kali-Boot-Menü. Bei meinen Tests erwies sich das Kommando Graphical Install als nicht zielführend: Das UTM-Fenster wird dann nach wenigen Sekunden vollständig schwarz und verhindert so die Bedienung des Installationsprogramms. (Das Problem ist anscheinend relativ neu. Es gibt hier einen Fehlerbericht.)

Entscheiden Sie sich daher mit Install für eine Installation im Textmodus. Der Ablauf ist exakt gleich wie bei einer Installation im Grafikmodus, die Dialoge sehen nur weniger schön aus; zur Navigation zwischen den Eingabefeldern verwenden Sie die Tabulatortaste.

Beim Kali-Bootmenü müssen Sie »Install« auswählen. »Graphical Install« führt nach wenigen Sekunden in ein schwarzes, nicht mehr bedienbares Fenster.
Software-Auswahl während der Installation

Erster Start und Betrieb

Nach dem Abschluss der Installation wird die virtuelle Maschine neu gestartet. Statt des frisch installierten Systems erscheint allerdings wieder das Installationsprogramm. Das liegt daran, dass die virtuelle Maschine noch immer das ISO-Image als Boot-Medium verwendet. Stoppen Sie die virtuelle Maschine mit dem Button Shut down, klicken Sie dann in der auf das CD/DVD-Symbol rechts in der Fenstertitelleiste und führen Sie CD/DVD (ISO) Image / Eject aus. Beim nächsten Neustart bootet Kali Linux von der virtuellen Disk und läuft dann erfreulicherweise auch im Grafikmodus. Die gewünschte Desktop-Auflösung (und damit auch die Fenstergröße) legen Sie innerhalb von Kali Linux mit Einstellungen / Anzeige fest.

Bei meinen Tests hat Kali Linux innerhalb von UTM ausgezeichnet funktioniert. Allerdings kommt es bei der Bildschirmdarstellung aufgrund der automatisch durchgeführten Skalierung zwischen dem Grafiksystem der virtuellen Maschine und dem Monitor des Macs zu unschönen Farbverschiebungen, vor allem bei der Darstellung von Texten.

Quellen/Links

Asahi Linux Alpha

26. März 2022 um 10:44

Asahi Linux ist ein Projekt, um Linux nativ auf Apple-Rechnern mit M1-CPU auszuführen. Seit einigen Tagen gibt es eine Alpha-Version eines Installers für Arch Linux. Ich konnte natürlich nicht widerstehen und habe das Programm auf meinem Mac Mini ausprobiert.

Bevor Sie »Hurra!« rufen, kurz eine Zusammenfassung der wichtigsten Einschränkungen, die aktuell gelten:

  • Die Installation muss auf eine interne SSD erfolgen. (Externe USB-Disks sind leider nicht geeignet.)
  • Es gibt keine GPU-Unterstützung. Die Geschwindigkeit der Grafik ist trotzdem OK, aber natürlich nicht überragend.
  • Beim Mac Mini muss der Monitor per HDMI angeschlossen werden. (USB-C funktioniert nicht.) Die max. Auflösung ist Full HD (kein 4k!).
  • Kein DisplayPort, kein Thunderbolt, kein HDMI bei den MacBooks, keine Kamera-Unterstützung
  • Kein Bluetooth
  • Kein Schlafmodus oder CPU deep idle, d.h. die CPU braucht im Leerlauf mehr Strom als notwendig. Bei den MacBooks ist die Akku-Laufzeit entsprechend eingeschränkt.
  • Asahi Linux verwendet 16k-Speicherseiten. Einige Programme (Google Chrome, Emacs, alle Programme auf Electron-Basis etc.) sind dazu inkompatibel und laufen daher nicht. Für manche Programme gibt es bereits Bugfixes, d.h. es ist zu hoffen, dass dieses Inkompatibilitäten im Laufe der nächsten Monate verschwinden.

Installation (Phase 1, unter macOS)

Grundsätzlich ist die Installation nicht schwierig: Zuerst stellen Sie sicher, dass macOS zumindest in Version 12.3 vorliegt, und lösen die Verbindung zu evt. vorhandenen Backup-Datenträgern. (Wenn Sie das nicht machen, vergeudet der Installer Stunden, um die Korrektheit der TimeMachine-Backups auf externen Datenträgern zu überprüfen.)

Dann führen Sie in einem Terminal führen Sie das folgende Kommando aus:

curl https://alx.sh | sh

Nun folgen Sie den Anweisungen. Im Wesentlichen müssen Sie mehrfach Ihr Passwort eingeben, die gewünschte Größe für die SSD-Partitionierung festlegen, und einen von drei Installationsmodi auswählen:

  • Installation von Arch Linux mit KDE-Desktop
  • Installation eines minimalen Arch-Systems (Textmodus)
  • Installation eines UEFI-Umgebung als Ausgangspunkt für die Installation anderer Distributionen

Ich habe mich für die zweite Variante entschieden und kann zu den anderen Optionen nichts sagen. Die folgenden Screenshots dokumentieren den Verlauf des Setup-Prozesses.

Start der Installation im Terminal
Anzeige von Systeminfos
Partitionierung der internen SSD, um Platz für Linux zu machen
Sinnlose (stundenlange) Überprüfung der TimeMachine-Snapshots eines externen (!) Datenträgers, bevor dann der interne Datenträger verändert wird
Auswahl der Installationsvariante
Vorbereitung für den ersten Bootvorgang
Letzte Anweisungen und Warnungen vor dem Reboot

Installation (Phase 2, nach Reboot)

Bevor das Setup-Script den Rechner herunterfährt, gibt es klare Anweisungen: Der Rechner muss ca. 15 Sekunden komplett ausgeschalten bleiben, bevor er neu gestartet wird (warum auch immer). Beim Neustarten muss der Power-Knopf für ca. 10 Sekunden dauerhaft gedrückt bleiben, bis am Bildschirm ein Auswahlmenü zwischen macOS und Asahi-Linux erscheint. Sie wählen Asahi-Linux aus.

Das Boot-Menü erscheint nur, wenn beim Einschalten mind. 10 Sekunden der Power-Knopf dauerhaft gedrückt wird

Allerdings wird noch nicht das fertige Linux gestartet. Vielmehr muss die Installation abgeschlossen werden. Sie müssen sich dabei zweimal authentifizieren (also das Passwort des primären macOS-Benutzers angeben), damit Linux als »sicheres« Betriebssystem in den Tiefen des verschachtelten macOS-Bootprozesses verankert werden können. Ich habe versucht, den Verlauf von Phase 2 so gut wie möglich durch Fotos zu dokumentieren.

Start der Installationsphase 2
Letzte Warnungen …
Viele Details, die nochmals bestätigt werden müssen.
Ankündigung eines weiteren Reboots

Arch Linux einrichten

Asahi Linux sollte jetzt das Default-Betriebssystem sein. Wenn alles gut geht, startet nach dem neuerlichen Reboot Arch Linux. Da ich mich für die Minimalinstallation von Arch Linux entschieden habe, erscheint eine Textkonsole. Es gibt zwei vorkonfigurierte Logins, root (Passwort root) und alarm (Passwort alarm). Die ersten Schritte sollten sein, die Passwörter dieser beiden Benutzer sofort zu ändern und dann den SSH-Server zu aktivieren.

Erste Arbeiten in der Konsole von Arch Linux

In den nächsten Schritten geht es darum, eine Minimalkonfiguration von Arch Linux durchzuführen und Xorg sowie Gnome zu installieren. Das setzt Arch-Grundkenntnisse voraus. Nach einem Login als root habe ich die folgenden Kommandos ausgeführt:

# Passwort von root und alarm ändern
passwd
passwd alarm

# SSH-Dämon starten
systemctl enable --now sshd

# Spracheinstellungen
cat <<EOF >  /etc/locale.gen
de_DE.UTF-8 UTF-8
en_US.UTF-8 UTF-8
EOF

locale-gen

echo "LANG=de_DE.UTF-8" >  /etc/locale.conf

echo "KEYMAP=de-latin1" > /etc/vconsole.conf

# sudo installieren, Benutzer 'kofler' mit sudo-Rechten anlegen
pacman -Syu sudo

useradd -m kofler
usermod -a -G wheel kofler
passwd kofler

# in /etc/sudoers die Zeile mit '%wheel' auskommentieren!

# xorg und Gnome installieren. Beim Audio-System habe ich mich 
# für die Pakete pipewire-jack und wireplumber entschieden.
pacman -Syu xorg gnome

  all xorg packages
  all gnome packages
  pipewire-jack
  wireplumber

# Grafiksystem samt Gnome-Login starten
systemctl enable --now gdm

# im Terminal von Gnome: Firefox installieren
pacman -S firefox firefox-i18n-de

Ich hoffe, ich habe nichts Wesentliches vergessen. Denken Sie daran, dass Sie bei der ersten Verwendung von pacman die Option -y angeben. Einfach pacman -S scheitert, weil die Informationen zu den Paketquellen nicht aktuell sind. pacman muss zuerst das Inhaltsverzeichnis der Paketquellen herunterladen (Option -y).

Gnome läuft sehr flüssig, wenn auch enttäuschenderweise auf meinem 4k-Monitor nur mit Full HD. Die von mir verwendete uralte USB-Apple-Tastatur wird ausgezeichnet unterstützt, nachdem ich unter Gnome die Tastatur Deutsch (Macintosh) eingestellt habe.

Gnome 41 läuft nativ auf einem Mac M1 Mini!

Default-Betriebssystem einstellen

Linux gilt nun als Default-Betriebssystem. Um macOS zu booten, müssen Sie beim Einschalten wieder gut 10 Sekunden den Einschaltknopf drücken. Damit gelangen Sie in das Boot-Menü und können dort macOS auswählen.

Das Default-Betriebssystem können Sie unkompliziert in den macOS-Systemeinstellungen festlegen. Leider gibt es keine Möglichkeit (bzw. ich habe keine gefunden), dass das Boot-Menü automatisch erscheint. Für den wechselweisen Betrieb von Linux und macOS wäre das sehr praktisch.

Einstellung des Default-Betriebssystem unter macOS

Probleme (aktualisiert 28.3.2022)

Neben den in der Einleitung bereits aufgezählten technischen Einschränkungen traten bei meinen Tests wiederholt Boot-Probleme auf. Das Boot-System für Linux findet eine Datei (oder das Root-Dateisystem?) nicht, zeigt für ein paar Sekunden kryptische Fehlermeldungen an, und startet dann neu (Boot-Loop). Früher oder später hat es dann meistens funktioniert.

Der Linux-Bootprozess funktioniert (zumindest auf meinem System) unzuverlässig

Der Fehler tritt spürbar häufiger auf, wenn ich meine externe USB-3-SSD angeschlossen habe. (Diese SSD dient unter macOS als TimeMachine-Backup-Volume und hat keine andere Aufgabe. Ich brauche sie unter Linux nicht, aber es wäre natürlich fein, wenn ich sie einfach angeschlossen lassen könnte. Davon habe ich mittlerweile abgesehen.)

Es gibt noch ein Problem, das mir anfänglich nicht aufgefallen ist: Manchmal bleibt der Monitor nach dem Start einfach schwarz. Dieses Problem tritt nur auf, wenn Linux automatisch bootet (also als Default-Betriebssystem ohne die vorherige Anzeige der Boot-Auswahl durch das lange Drücken des Einschaltknopfs). Der Rechner startet ganz normal, nach ca. 10 bis 15 Sekunden kann ich mich via SSH anmelden, ps zeigt, dass gdm läuft, aber der Monitor erhält kein Signal, bleibt schwarz und aktiviert nach ein paar Sekunden den Energiesparmodus.

Abhilfe: Booten über das Menü mit langem Drücken des Einschaltknopfs. Siehe auch diesen theregister-Kommentar von Marcan zu diversen Monitorproblemen, die anscheinend demnächst gelöst werden sollen.

Fazit

Es ist faszinierend, wie viel bereits funktioniert. Dessen ungeachtet ist Asahi Linux natürlich noch nicht praxistauglich (bzw. nur für ganz schmale Anwendungsnischen). Auf meinem Mac Mini stört aktuell die HDMI-Einschränkung auf 1920×1080. Für den Einsatz auf einem Notebook fehlen Bluetooth, eine ordentliche Unterstützung externer Schnittstellen (Thunderbolt, HDMI etc.) sowie ein besseres Energiemanagement. Der Installationsprozess ist zwar für Profis OK, aber für Einsteiger ungeeignet.

Viel wichtiger ist für mich die Perspektive: MacBooks sind aus technischer Sicht enorm attraktive Geräte (wenn auch teuer): Großartige Rechenleistung, großartige Displays, endlich wieder ein gutes Keyboard, und, für mich fast am wichtigsten: praktisch lautlos!

Aus meiner Linux-Sichtweise stört halt macOS :-) Ich streite nicht ab, dass macOS ein gutes Betriebssystem ist, aber für mich als Entwickler, Admin und Autor ist es nicht perfekt. (Größtes Hindernis: Die unkomplizierte Möglichkeit, Linux-Distributionen in virtuellen Maschinen zu testen. Das geht aktuell allerdings auch unter Asahi Linux nicht ohne Weiteres …)

Sofern das Asahi-Projekt die noch fehlenden Treiber-Lücken demnächst ebenfalls schließen kann, wäre es möglich, dass in zwei, drei Jahren ein MacBook Pro meinen Lenovo P1 ablöst.

Quellen und Links

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