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Warum entwickelt/testet ihr (nicht) auf CentOS Stream, Fedora oder RHEL?

07. August 2023 um 05:00

Hi, mein Name ist Jörg. Ich arbeite seit März 2023 als Senior Technical Account Manager für Red Hat und mir schwirren derzeit folgende Fragen im Kopf herum:

  • Wer sind die Menschen, die Open Source Software auf bzw. für CentOS Stream, Fedora und/oder RHEL entwickeln?
    • Sind es Menschen, die dies ausschließlich in ihrer Freizeit tun?
    • Arbeiten sie in Unternehmen, welche nach dem Open Source Entwicklungsmodell arbeiten?
  • Warum habt ihr euch für oder gegen die eine oder andere Distribution entschieden?
  • Was hindert euch daran, eine der genannten Distributionen zu verwenden?
  • Aus welchem Grund bevorzugt ihr andere Distributionen und welche sind dies?

Hinsichtlich dieser Fragen habe ich selbst offensichtlich einen Interessenskonflikt und bin darüber hinaus zu einem hohen Grad betriebsblind. Deshalb bin ich umso mehr daran interessiert, eure Antworten auf diese Fragen zu lesen.

Ich freue mich, wenn ihr euch die Zeit nehmt, um mir zu antworten und mir zu erläutern, wie ihr dazu steht. Eure Nachrichten nehme ich gern auf folgenden Kanälen entgegen:

  • Als Kommentar unter diesem Artikel
  • Als E-Mail an jkastning+distribution (at) my-it-brain (dot) de
  • Als Chat-Nachricht in #my-it-brain:matrix.org

Es freut mich, wenn daraus eine freundliche und konstruktive Diskussion entsteht. Sollte es dabei allerdings zu Trolling oder unangemessenen Äußerungen kommen, werde ich die Kommentare schließen und die Kommunikation einstellen. Bitte geht daher höflich miteinander um und behandelt einander so, wie ihr selbst auch behandelt werden möchtet.

Red Hat Enterprise Linux registrieren und System Purpose konfigurieren mit Ansible

05. September 2022 um 05:00

Um die Paketquellen von Red Hat für Red Hat Enterprise Linux (RHEL) nutzen zu können, wird eine sogenannte Software-Subskription benötigt. Diese bestimmt, auf welche Paketquellen ein System zugreifen und deren Inhalt konsumieren kann.

Das System der Subskriptionen befindet sich im Umbruch (siehe [1]). In diesem Artikel beschreibe ich, wie es bisher war, was sich durch die Aktivierung von Simple Content Access (SCA) [2] ändert und wie ich aktuell meine RHEL-Systeme registriere und deren System Purpose konfiguriere.

Der Text vermittelt dabei Wissen zum Red Hat Subscription Management (RHSM), Simple Content Access (SCA), Subscription Watch (SWatch), dem System Purpose und verlinkt relevante Quellen.

Aus Transparenz-Gründen möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ich Mitglied der Red Hat Accelerators bin (vgl. hier). Dieser Text spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider.

Subskriptions-Verwaltung ohne SCA

Eine Subskription berechtigt zur Nutzung bestimmter Paketquellen von Red Hat. Sie umfasst in der Regel eine gewisse Menge sogenannter Entitlements. Diese bestimmen, wie viele Systeme von einer Subskription abgedeckt werden.

Ein Beispiel: Eine Subskription für „Red Hat Enterprise Linux Server, Standard (Physical or Virtual Nodes)“ beinhaltet zwei Entitlements. Damit lassen sich ein physischer Server mit bis zu zwei CPU-Sockeln oder zwei virtuelle Maschinen (mit einer beliebigen Anzahl CPUs) zur Nutzung der Paketquellen berechtigen.

In der Regel werden RHEL-Systeme über den subscription-manager beim Red Hat Subscription Management (RHSM) oder einem Satellite Server registriert. Anschließend werden sie mit einer Subskription verknüpft. Wie man dies lösen kann, habe ich 2019 in dem Artikel RHEL-System registrieren und Subskription hinzufügen beschrieben.

Vorteile des RHSM

Das RHSM im Customer Portal bietet eine gute Übersicht über die vorhandenen Verträge, die Subskriptionen, deren Laufzeiten und verknüpfte Systeme. Man sieht hier auf einen Blick, ob man ausreichend Subskription hat, um all seine Systeme damit abdecken zu können.

Nachteile des RHSM

Um ein System beim RHSM zu registrieren und mit einer Subskription zu verknüpfen, muss das System eine Verbindung ins Internet zum RHSM-Dienst aufbauen. Dies ist im Datacenter häufig nicht erwünscht. Für Systeme ohne Zugang zum Internet gibt es die optionale Offline-Registrierung [3], welche jedoch etwas umständlich ist und bei vielen Offline-Systemen nicht skaliert.

Registriert man die Systeme nicht, ist man dennoch zu einer ordentlichen Buchführung verpflichtet, um sicherzustellen, dass man nicht dauerhaft mehr Systeme einsetzt, als durch vorhandene Subskriptionen abgedeckt sind.

Läuft ein Subskriptionsvertrag ab, werden die Entitlements ungültig. Die damit verknüpften Systeme fangen an, sich beim Update-Versuch darüber zu beschweren und verweigern den Zugriff auf die Paketquellen. Das ist besonders ärgerlich, weil es nach meiner Erfahrung bei jeder Vertragsverlängerung passiert. Denn tatsächlich wird der Vertrag nicht verlängert. Es gibt einen neuen Vertrag mit der entsprechenden Anzahl Subskriptionen. Diese müssen dann manuell neu verknüpft werden, was jedes Mal manuellen Pflegeaufwand bedeutet.

Vermutlich um dem zuvor genannten Ärgernis entgegenzuwirken hat Red Hat die Funktion auto-attach entwickelt. Wird die mit einem registrierten System verknüpfte Subskription ungültig sucht auto-attach automatisch nach einer geeigneten freien Subskription und verknüpft diese mit dem jeweiligen System. Nun mag sich manch einer Fragen, wie auto-attach wohl entscheidet, wenn es mehrere Subskriptionen gibt, die prinzipiell geeignet sind. Nach meiner Erfahrung wählt auto-attach mit einer Wahrscheinlichkeit von >95 % die am wenigsten geeignete Subskription aus. In meinen Augen nervt es mehr, als das es hilft.

Das Verknüpfen von Subskriptionen ist für die Buchführung praktisch, für den Betrieb eher nervig. Teilweise stört es sogar Betriebsabläufe, wenn z.B. Updates vorübergehend nicht installiert werden können. Um dem zu begegnen, hat Red Hat Simple Content Access (SCA) [2] geschaffen.

Was ändert sich durch SCA?

Wird SCA im RHSM aktiviert, müssen Subskriptionen nicht mehr mit Systemen verknüpft werden. RHEL-Systeme, die im RHSM registriert sind, erkennen dies und setzen für den Zugriff auf die Paketquellen kein Entitlement mehr voraus.

Vorteile

Der Betrieb wird vereinfacht. Ein System muss nur noch registriert werden und kann sofort auf Inhalte der diversen Paketquellen zugreifen.

Unterbrechungen im Betriebsablauf bei Ablauf einer Subskription gehören der Vergangenheit an.

Auch auto-attach bereitet nun keinen Ärger mehr.

Nachteile

Die Buchführung wird aufwändiger, da RHSM mit aktivierten SCA nur noch begrenzt dafür taugt. Man muss sich nun einen anderen Weg überlegen, wie man den Überblick behält.

Subscription Watch

Subscription Watch [4, 5] ist ein SaaS-Dienst in der Hybrid Cloud Console [6], welcher den Kunden dabei unterstützen soll, im Blick zu behalten, wie viele Subskriptionen er besitzt und wie viele er konsumiert. Dabei ist es möglich, mehr zu konsumieren, als man besitzt. Wird dies angezeigt, kann man handeln und fehlende Subskriptionen nachkaufen.

Leider hat die Sache einen Haken. Es funktioniert nicht richtig. In meinem Fall kommt eine Mischung aus kostenpflichtigen Subskriptionen und der Developer Subscription for Teams zum Einsatz. Im Subscription Watch gibt es einen Bug, durch den mir angezeigt wird, ich würde mehr Subskriptionen nutzen, als ich im Bestand habe, obwohl dies nicht der Fall ist.

Ich habe zu dem Fall ein Support-Ticket, in dem das Verhalten reproduziert werden konnte und der Fehler bestätigt wurde. Nur eine Lösung gibt es noch nicht. Leider ist Subscription Watch im aktuellen Status damit nutzlos für mich.

System Purpose

Was der System Purpose ist, wird im Detail in [1] und [7] beschrieben. Red Hat empfiehlt den System Purpose zu pflegen, um u.a. Subscription Watch dabei zu helfen, die konsumierten Inhalte korrekt zu zählen. Das hat folgenden Hintergrund.

Sowohl mit der „Red Hat Enterprise Linux Server, Standard (Physical or Virtual Nodes)“ Subskription als auch mit der „Developer Subscription for Teams“ darf man das RHEL-8-BaseOS-Repo nutzen. Gezählt werden soll in Subscription Watch jedoch nur die kostenpflichtige Subskription (Erstgenannte). Mit Hilfe des System Purpose gibt man an, ob es sich um ein Produktionssystem oder ein Test-/Entwicklungs-System handelt und steuert darüber, ob ein System in Subscription Watch gezählt wird.

Funktionieren tut das Ganze leider (noch) nicht. Unter anderem ist der zuvor erwähnte Bug dafür verantwortlich. Ich pflege den System Purpose jedoch trotzdem, in der Hoffnung, dass es in der Zukunft funktionieren wird.

Wie registriere ich meine Systeme heute?

Ich habe dazu eine kleine Ansible-Rolle erstellt, welche folgende Struktur besitzt:

roles/register_syspurpose/
├── defaults
│   └── main.yml
├── README.md
└── tasks
    └── main.yml

Das Readme.md enthält eine Beschreibung der notwendigen Variablen und ein Beispiel-Playbook, wie man diese Rolle nutzt:

register_syspurpose
===================

Register host to RHSM and set System Purpose.

Requirements
------------

 * [community.general collection](https://galaxy.ansible.com/community/general)

You might already have installed this collection if you are using Ansible Engine 2.9 or the `ansible` package. It is not included in `ansible-core`. To check whether it is installed, run `ansible-galaxy collection list`.

To install it, use: `ansible-galaxy collection install community.general`.

To use it in a playbook, specify: `community.general.redhat_subscription`.

Role Variables
--------------

```yaml
register_syspurpose_activationkey: register-syspurpose # activationkey for access.redhat.com or Satellite
register_syspurpose_org_id: 123456 # Org ID on access.redhat.com or Satellite
register_syspurpose_role: "Red Hat Enterprise Linux Server"
# possible values are:
# Red Hat Enterprise Linux Server
# Red Hat Enterprise Linux Workstation
# Red Hat Enterprise Linux Compute Node

register_syspurpose_sla: "Self-Support"
# possible values are:
# Premium
# Standard
# Self-Support

register_syspurpose_usage: "Development/Test"
# possible values are:
# Development/Test
# Disaster Recovery
# Production
```

I got these values from the KB [syspurpose_usage: "Development/Test"](https://access.redhat.com/articles/5713081).
There might be other possible values out there. In case you know some valid
addtional values please sent a PR to add them to this documentation.

Dependencies
------------

None.

Example Playbook
----------------

Including an example of how to use your role (for instance, with variables passed in as parameters) is always nice for users too:

~~~
- hosts: all
  gather_facts: no
  roles:
    - register_syspurpose
~~~

License
-------

MIT.

Author Information
------------------

Joerg Kastning - "joerg (dot) kastning '@' uni-bielefeld (dot) de"

Auch die Tasks-Datei ist sehr übersichtlich:

---
# tasks file for register_syspurpose
- name: Register system to RHSM and set syspurpose attributes
  redhat_subscription:
    state: present
    activationkey: "{{ register_syspurpose_activationkey }}"
    org_id: "{{ register_syspurpose_org_id }}"
    syspurpose:
      role: "{{ register_syspurpose_role }}"
      service_level_agreement: "{{ register_syspurpose_sla }}"
      usage: "{{ register_syspurpose_usage }}"
      sync: true

Um die Variablen mit Werten zu belegen, nutze ich group_vars. Ich verwende ein statisches Inventory, in dem ich Gruppen für die möglichen Kombinationen aus role, sla und usage definiert habe. So wird jeder neue Host der entsprechenden Gruppe hinzugefügt und anschließend bei der Provisionierung direkt registriert und korrekt konfiguriert. Detaillierte Informationen zum verwendeten Modul redhat_subscription bietet die Dokumentation unter [8].

Ihr seht, es steckt keine Magie in der Rolle. But I like to Keep It Simple, Stupid.

Fazit

Das Red Hat Subscription Management ist kompliziert, hat seine Macken, eine Geschichte und etliche Altlasten. Ein Team um Rich Jerrido hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Subskriptions-System zu überarbeiten und alte Zöpfe abzuschneiden. Ich beneide das Team nicht um diese Aufgabe.

Das System befindet sich aktuell im Übergang (siehe [1]). Damit gehen Herausforderungen sowohl für Red Hat als auch dessen Kunden einher.

Das Red Hat die technischen Abhängigkeiten zwischen Betriebssystem und RHSM mit SCA abschafft, weiß ich zu schätzen. Schade, dass die Unterstützung bei der Buchführung dabei auf der Strecke bleibt.

Subscription Watch bietet mir auch in der nahen Zukunft keinen Nutzen. Um meinen Pflichten aus [9] nachzukommen, werde ich mir Red Hat Discovery näher ansehen. Meine Erfahrungen werde ich anschließend hier im Blog niederschreiben.

Quellen und weiterführende Links

  1. Transition of Red Hat’s subhttps://access.redhat.com/documentation/en-us/red_hat_subscription_management/2022scriptions 5ervices to console.redhat.com
  2. Simple Content Access (SCA)
  3. How to register and subscribe a system offline to the Red Hat Customer Portal?
  4. Subscription Watch
  5. Chapter 1. What is subscription watch?
  6. Red Hat Hybrid Cloud Console
  7. RHEL 8 Documentation: Chapter 12. Configuring System Purpose
  8. community.general.redhat_subscription module – Manage registration and subscriptions to RHSM using the subscription-manager command
  9. Red Hat Enterprise Linux subscription guide

Potenzielle Mehrwerte einer Red Hat Enterprise Linux Subscription

12. Juni 2022 um 05:00

Wer Red Hat Enterprise Linux (RHEL) betreiben möchte, benötigte dazu eine sogenannte Subskription, im Folgenden RHEL-Sub genannt. Die Kosten für eine RHEL-Sub ergeben sich aus der Art der RHEL-Sub und dem damit verbundenen Service-Level. Der schon etwas ältere Artikel Support-Subskriptionen von SUSE und Red Hat gibt hierzu einen kleinen Einblick.

Da RHEL-Klone wie AlmaLinux und Rocky Linux kostenlos verfügbar sind, kommt schnell die Frage auf: „Warum soll ich für RHEL soviel Geld bezahlen, wenn ich quasi das gleiche OS unter anderem Namen kostenlos nutzen kann?“

Um bei der Beantwortung dieser Frage zu helfen, stelle ich in diesem Artikel einige potenzielle Mehrwerte vor, die man mit dem Erwerb einer RHEL-Sub erhält.

Aus Gründen der Transparenz weise ich darauf hin, dass ich Mitglied der Red Hat Accelerators Community und System-Administrator diverser RHEL-Server bin. Dieser Text gibt ausschließlich meine persönlichen Ansichten und nicht die von Red Hat oder die meines Arbeitgebers wieder. Zwar können diese in einzelnen Punkten übereinstimmen, müssen es aber nicht.

Kostenlose RHEL-Subs

Nicht alle RHEL-Subs kosten Geld. Es gibt auch zwei Subskriptionen, mit denen sich RHEL und bestimmten Rahmenbedingungen kostenlos betreiben lässt.

Red Hat Developer Subscription for Individuals

Ein jeder kann über das Red Hat Developers Program (engl.) kostenlos eine persönliche RHEL Developer Subscription (engl.) erhalten. Mit dieser Sub erhält der Besitzer das Recht, bis zu 16 Systeme (physisch oder virtuell) zu betreiben; auch in Produktion.

Die Subskription muss jedes Jahr verlängert werden. Die Verlängerung ist ebenfalls kostenlos.

Die Subskription beinhaltet keinen kommerziellen Support. Man hat lediglich Zugriff auf die Wissensdatenbank und die Customer Portal Community. Die SaaS-Dienste Red Hat Insights und Image Builder können auch mit dieser Subskription genutzt werden.

Red Hat Developer Subscription for Teams

Im Unterschied zur oben vorgestellten individuellen Subskription dürfen Systeme mit der RHEL-Sub-for-Teams nicht in Produktion betrieben werden. Sie dient ausschließlich der Entwicklung, dem Test und der Qualitätssicherung. Dafür dürfen mit dieser Sub eine sehr große Anzahl RHEL-Systeme provisioniert werden.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich eine genaue Zahl nennen darf. Darum glaubt mir bitte, wenn ich euch sage: „Es sind wirklich eine Menge Berechtigungen für physische und virtuelle Systeme enthalten.“

Diese Subskription erhaltet ihr nur über euer Red Hat Account Management. Falls ihr dieses (noch) nicht kennt, wendet euch im Zweifel an die Firma, wo ihr eure RHEL-Subs kauft.

Mich selbst hat es einige Mühen gekostet, an diese Sub zu kommen. Laut Aussage meines Account-Managers war ich der erste Kunde in Deutschland, der diese Sub kannte und haben wollte. Dank der Red Hat Accelerators und meines Account-Managers, der nicht aufgegeben hat, hat es schlussendlich geklappt. Falls ihr Probleme habt, diese Sub zu bekommen, schreibt mich einfach an. Vielleicht habe ich noch einen Tipp für euch.

Für den Support, Zugriff auf Red Hat Insights und Image Builder gelten die gleichen Bedingungen wie für die RHEL Developer Subscription for Individuals.

Support

Support meint an dieser Stelle nicht die Hilfe und Unterstützung, die man auf Mailinglisten, in Foren oder Chats erhalten kann. Gemeint ist ausschließlich der kommerzielle Support der Firma Red Hat, welchen man per Telefon, E-Mail oder das Customer Portal erreichen kann.

Über den Support hat man Kontakt zu den Menschen, die sich vermutlich am besten mit dem Produkt auskennen. Hier sitzen Menschen, die dafür bezahlt werden, uns Kunden bestmöglich zu unterstützen. Dabei mag es von Fall zu Fall Schwankungen in der Reaktionszeit und/oder der Qualität geben.

Mir persönlich hat der Support schon in etlichen Fragestellungen und bei einigen hartnäckigen Problemen weiterhelfen können. Dabei waren so schöne Dinge wie Kernel Panic bei Zugriff auf eine eingehängte DFS-Ressource, deren Shares in einer HNAS-Speicher-Infrastruktur liegen. Ich glaube, sowas haben die wenigsten Menschen bei sich daheim im Keller stehen. Und die Chance, bei diesem Problem Hilfe in einem Forum oder Chat zu finden, dürfte dementsprechend gering sein. Der Support stellte in diesem Fall Kontakt zu einem Engineer her, der über eine hervorragende Kenntnis der beteiligten Protokolle und Protokollversionen verfügte und beim Debugging unterstützte. Am Ende erhielten wir einen angepassten Kernel, der das Problem löste und den wir nutzen konnten, bis das Problem auch Upstream und im regulären RHEL-Kernel gefixt wurde.

Nicht zuletzt ist kommerzieller Support ein guter Verbündeter, wenn man selbst nicht weiterweiß und sich Druck aufbaut. Nach dem Motto: „Wenn selbst der Hersteller nicht weiter weiß, woher soll ich dann wissen, warum es nicht geht?“ Es ist nie schön, wenn es soweit kommt. Noch hässlicher wird es, wenn man dann nicht auf jemand anderen zeigen kann.

Red Hat Insights

Zu Red Hat Insights (engl.) habe ich in der Vergangenheit bereits eine eigene Serie geschrieben, auf die ich an dieser Stelle verweise:

  1. Einführung in Red Hat Insights
  2. Erkundung von Red Hat Insights — Advisor
  3. Schwachstellen-Management mit Red Hat Insights
  4. Red Hat Insights – Compliance
  5. Red Hat Insights – Patch and Drift
  6. Persönliche Bewertung von Red Hat Insights

Dieser Dienst steht auch mit den kostenlosen Developer-Subs zur Verfügung. Vorausgesetzt, die Nutzung ist unter geltendem Recht möglich, stellt dieser Dienst einen echten Mehrwert dar. Ein vergleichbarer Dienst existiert für AlmaLinux und Rocky Linux nicht.

Image Builder (SaaS)

In größeren Umgebungen (IHMO >2 Systeme) werden Server meist nicht mehr individuell installiert, sondern von sogenannten Images oder Templates provisioniert. Diese sind initial zu erstellen und fortlaufend zu pflegen.

Image Builder ist ein SaaS-Dienst in Red Hat Insights, welcher bei der Erstellung solcher Templates unterstützt. Dabei können Images direkt für die Cloud Anbieter Amazon Web Services, Google Cloud Platform, Microsoft Azure, VMware vSphere, KVM/QEMU (.qcow2) und Bare Metal erstellt werden.

Es handelt sich dabei um einen noch recht jungen Dienst, der einige Einschränkungen hat. So ist das einzige derzeit unterstützte Dateisystem für Images XFS. Ein RFE, um Ext4 als unterstütztes Dateisystem hinzuzufügen, ist gestellt.

Auch lassen sich aktuell über diesen Dienst noch keine User oder SSH-Public-Keys in die Images integrieren. Für diese Funktionalität habe ich ebenfalls bereits RFEs geschrieben.

Ich bin gespannt, wie Red Hat diesen Dienst weiterentwickelt. In meinen Augen hat er das Potenzial, zu einem nützlichen Werkzeug zu reifen.

Diesen Dienst kann man ebenfalls mit den kostenlosen Developer-Subs nutzen, während ein vergleichbarer Dienst meines Wissens für AlmaLinux und Rocky Linux nicht existiert.

Fazit

Ob die genannten Mehrwerte tatsächlich zum Tragen kommen, muss jeder für sich und seine Organisation selbst beurteilen. Sie sollten jedoch vor einer Entscheidung in die Überlegungen mit einbezogen werden.

Die Nutzung von Red Hat Insights ist in unserem Rechtsraum schwierig, bis nahezu unmöglich. Dort wo der Dienst genutzt werden kann, stellt er ein gutes Werkzeug dar, welches dem Admin die tägliche Arbeit erleichtert.

Ich werde ein kleines Heimlabor aus RHEL-Servern aufbauen und diese in Red Hat Insights integrieren. Vielleicht gewinne ich dadurch Erkenntnisse, die sich auch auf den Betrieb im Rechenzentrum übertragen lassen.

Der Image Builder ist als SaaS in seiner jetzigen Form nur von geringem Nutzen für mich. Ich hoffe, dass meine RFEs akzeptiert und umgesetzt werden, um diesen Service und dessen Nutzen weiter auszubauen.

Ein Blick auf AlmaLinux, RHEL und Rocky Linux

05. Juni 2022 um 05:00

In diesem Artikel möchte ich einen Blick auf die Linux Distributionen AlmaLinux und Rocky Linux werfen und sie ihrem Upstream-Projekt Red Hat Enterprise Linux (RHEL) gegenüber stellen. Dabei interessieren mich insbesondere die folgenden Punkte:

  1. Wer betreibt das Projekt bzw. steht hinter dem Projekt?
  2. Wie finanziert sich das Projekt? Gibt es ein funktionierendes Geschäftsmodell?
  3. Welchen Eindruck hinterlässt die Dokumentation?
  4. Wie lange wird ein Major-Release unterstützt?
  5. Wie viele Tage liegen zwischen einem RHEL-Release und den Releases der beiden Projekte?
  6. Wie handhaben die Projekte Sicherheits-Updates?

Aus Gründen der Transparenz weise ich darauf hin, dass ich Mitglied der Red Hat Accelerators Community und System-Administrator diverser RHEL-Server bin. Dieser Text gibt ausschließlich meine persönlichen Ansichten und nicht die von Red Hat oder die meines Arbeitgebers wieder. Zwar können diese in einzelnen Punkten übereinstimmen, müssen es aber nicht.

Was haben beide Projekte gemeinsam?

Sowohl AlmaLinux als auch Rocky Linux sind nach eigener Aussage:

  • Produktionsreife Betriebssysteme
  • Binärkompatibel zu RHEL
  • Werden aus den RHEL-Quelltexten übersetzt
  • Für den Nutzer kostenlos
  • Bieten 10 Jahre Unterstützung für ein Major-Release

Auch Red Hat bietet 10 Jahre Support auf seine RHEL-Major-Releases (Login erforderlich), an die sich eine Extended Life Phase anschließen kann. Selbstverständlich ist auch RHEL nach eigener Aussage reif für den produktiven Einsatz. Im Unterschied zu AlmaLinux und Rocky Linux kann RHEL jedoch nur zusammen mit einer kostenpflichtigen Subskription sinnvoll betrieben werden. Je nach Größe der Umgebung und Anzahl RHEL-Instanzen können hier beträchtliche Kosten anfallen.

Wer steht hinter den Distributionen?

Bei AlmaLinux handelt es sich um ein Community-Projekt, welches von der Firma CloudLinux Inc. gestartet wurde, welche das Projekt auch mit 1 Mio. USD pro Jahr unterstützt. Entwickelt und gesteuert wird das Projekt durch die Community, zu deren Unterstützung die gemeinnützige AlmaLinux OS Foundation gegründet wurde.

Neben der jährlichen Zuwendung von CloudLinux finanziert sich das Projekt durch diverse Sponsoren.

Die Firma CloudLinux Inc. verfügt selbst über mehr als 10 Jahre Erfahrung in der Pflege eines RHEL-Klons sowie den Betrieb der dazu notwendigen Infrastruktur. Nach eigener Aussage möchte CloudLinux Inc. durch die Unterstützung des Projekts den eigenen Bekanntheitsgrad steigern und hofft auf neue Kunden für das kommerzielle CloudLinux OS und KernelCare.

RHEL wird von der Firma Red Hat entwickelt, welches eines der weltweit erfolgreichsten Open Source Unternehmen ist. Haupteinnahmequelle des Unternehmens ist der Vertrieb von Subskriptionen für RHEL und weitere Produkte aus dem Portfolio. Eine Subskription berechtigt zum Bezug von Software-Aktualisierungen und umfasst kommerziellen Support.

Rocky Linux ist ein Community-Projekt, welches vom CentOS-Mitbegründer Gregory Kurtzer gegründet wurde. Das Projekt verfolgt die gleichen Ziele wie das ursprüngliche CentOS, welches zugunsten von CentOS Stream aufgegeben wurde.

Ähnlich wie AlmaLinux finanziert sich das Projekt durch verschiedene Sponsoren. Wie die Webseite Linuxnews am 16. Mai 2022 berichtete, konnte sich Rocky Linux eine Finanzierung in Höhe von 26 Mio. USD von Google sichern.

Hilfe, Unterstützung und Dokumentation

Wie oben bereits beschrieben haben alle Distributionen ein Unterstützungszeitraum von 10 Jahren. Das heißt, dass ein Major-Release wie AlmaLinux/RHEL/Rocky Linux 8 für einen Zeitraum von 10 Jahren Aktualisierungen in Form von Bug-/Security-Fixes und ausgewählter Verbesserungen erhält. AlmaLinux und Rocky Linux profitieren hier von der Vorarbeit, welche Red Hat für RHEL geleistet hat.

Hilfe für individuelle Probleme, Sorgen, Nöte und Anträge erhält man bei AlmaLinux und Rocky Linux in Foren, Chats und auf Mailinglisten. Darüber hinaus kann man kommerziellen Support für AlmaLinux bei TuxCare einkaufen. Rocky Linux listet CIQ und OpenLogic by Perforce als Support-Anbieter. Red Hat unterhält mit der Red Hat Customer Portal Community ebenfalls einen Bereich mit Disussions-Forum. Darüber hinaus bietet Red Hat im Rahmen seiner Subskriptionen Support direkt vom Hersteller.

Für alle drei Distributionen gibt es also sowohl freie/kostenlose Support-Angebote, als auch kommerzielle Support-Verträge, entweder direkt vom Hersteller oder durch Drittanbieter.

Ob man kommerziellen Support benötigt oder der Community-Support ausreicht, hängt von verschiedenen Faktoren wie z.B. den eigenen Fähigkeiten und nicht zuletzt von der eigenen Risikofreudigkeit ab. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass in Enterprise- bzw. Provider-Umgebungen Probleme auftreten können, die im Hobbykeller, im Verein oder im SoHo ausbleiben und völlig unbekannt sind. In diesen Fällen darf man sich nicht wundern, wenn sich in den Community-Foren niemand findet, der helfen kann. Hier kann ein kommerzieller Support vorteilhaft sein, der auf diese Umgebungen ausgerichtet ist und über mehr Erfahrung in diesem Bereich verfügt.

Ich persönlich bin mit dem Red Hat Support für RHEL zufrieden. Er hat mir schon einige Male bei Problemen und Fragestellungen geholfen, wo ich im Forum vermutlich ohne Antwort geblieben wäre. Die Support-Qualität bei AlmaLinux und Rocky Linux kann ich mangels Erfahrung nicht beurteilen.

Softwareunterstützung

Alle drei betrachteten Distributionen sind zueinander binärkompatibel. Das bedeutet, dass Anwendungen, die unter RHEL ausgeführt werden können, in aller Regel auch unter AlmaLinux und Rocky Linux ausgeführt werden können und umgekehrt.

Software-Hersteller führen in ihren Systemvoraussetzungen häufig unterstützte Betriebssysteme auf. Hier finden sich manchmal nur die kommerziellen Enterprise-Betriebssysteme wie RHEL oder SuSE Linux Enterprise Server (SLES). In solch einem Fall kann es passieren, dass der Software-Hersteller den Support ablehnt, wenn man seine Anwendung auf einem RHEL-Klon ausführt statt auf dem Original. Evtl. verlangt der Hersteller auch nur, dass das Problem unter einem offiziell unterstützten Betriebssystem nachgestellt wird. Dieser Punkte sollte bei der Auswahl einer Distribution mit bedacht werden.

Dokumentation

Red Hat bietet für RHEL eine ausführliche Produkt-Dokumentation und eine umfassende Wissensdatenbank. Zwar ist auch hier nicht alles perfekt, doch hat man dies auch schon deutlich schlechter gesehen. Um die Dokumentation kontinuierlich zu verbessern, bietet Red Hat allen Kunden und Nutzern die Möglichkeit, Dokumentations-Feedback direkt in der Dokumentation zu geben. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass gefundene Fehler meist innerhalb weniger Tage behoben werden.

Bei AlmaLinux habe in hinsichtlich Dokumentation auf den ersten Blick nur ein Wiki gefunden, welches auf mich hinsichtlich Gliederung und Umfang einen enttäuschenden Eindruck macht.

Rocky Linux hat ebenfalls ein Wiki und einen gesonderten Bereich für Dokumentation. Auch hier lässt mich die Gliederung etwas verstört und hilflos zurück. Zwar finden sich auf den ersten Blick mehr Anleitungen als bei AlmaLinux, an die RHEL-Dokumentation reicht sie jedoch keinesfalls heran.

Die schwache bis mangelhafte Dokumentation bei AlmaLinux bzw. Rocky Linux mag nicht so sehr ins Gewicht fallen, da man in vielen Fällen einfach die RHEL-Doku zurate ziehen kann. Auch hier profitieren die beiden Projekte wieder von der Vorarbeit des Originals.

Release-Zyklen

Seit RHEL 8 hat sich Red Hat feste Release-Zyklen auferlegt, welche alle 6 Monate ein Minor- bzw. Point-Release und alle 3 Jahre ein Major-Release vorsehen. Da AlmaLinux und Rocky Linux als Downstream-Projekte aus den RHEL-Quelltexten gebaut werden, erscheinen deren Releases stets nach der Veröffentlichung eines RHEL-Release. Die folgende Tabelle gibt einen kleinen Überblick, wann welche Distribution ein Minor-Release veröffentlicht hat.

ReleaseAlmaLinuxRHELRocky Linux
8.42021-05-262021-05-182021-06-21
8.52021-11-122021-11-092021-11-15
8.62022-05-122022-05-102022-05-16
9 beta2022-04-192021-11-03N/A
9.0 GA2022-05-262022-05-182022-07-14
Zeitpunkt der Veröffentlichungen

Bisher folgen die Releases von AlmaLinux und Rocky Linux in der Regel wenige Tage auf das RHEL-Release. Beim Major-Release 9 hing RockyLinux ca. 1,5 Monate hinterher.

Bereitstellung von Sicherheits-Updates

Alle drei Projekte stellen Produkt-Errata im Internet bereit:

Dabei werden Errata in Bugfix-, Enhancement- und Security-Advisory unterschieden.

Während Bugs und fehlende Funktionalität störend und ärgerlich sein können, stellt die schnelle Verfügbarkeit von Sicherheits-Updates einen kritischen Faktor dar, um Sicherheitslücken zeitnah schließen zu können. Nach Aussage von AlmaLinux werden Errata bei AlmaLinux und Rocky Linux mit einem Geschäftstag Verzögerung in Bezug auf das RHEL-Errata-Release veröffentlicht. Ob beide Projekte dies durchhalten können, werde ich in der Zukunft stichprobenartig kontrollieren.

Mein Open-Source-Projekt Ansible: Patch-Management für Red Hat Systeme nutzt die Red Hat Security Advisories, um sogenannte Patch-Sets zu definieren, welche zu bestimmten Stichtagen installiert werden. Es ist darauf angewiesen, dass Errata-Informationen als Meta-Informationen in den Paket-Repositorien verfügbar sind. Bei CentOS fehlten diese, sodass mein Patch-Management für CentOS nicht nutzbar ist.

Daher bin ich sehr erfreut, dass AlmaLinux und Rocky Linux diese Meta-Informationen ebenfalls in ihren Repositorien bereitstellen. Prinzipiell sollte mein Patch-Management auch mit diesen beiden Distributionen funktionieren. Ein Test steht jedoch noch aus.

Zusammenfassung

Mit AlmaLinux und Rocky Linux gibt es zwei von einer Gemeinschaft entwickelte binärkompatible RHEL-Klone, welche von unterschiedlichen Unternehmen unterstützt und gesponsort werden. Erste Unternehmen bieten kommerziellen Support für diese Distributionen an.

Mir fällt positiv auf, dass beide Projekte in ihren Repos Errata-Informationen wie z.B. ALSA oder RLSA bereitstellen. Dies erleichtert die gezielte Installation von sicherheitsrelevanten Aktualisierungen. Hier bieten beide Projekte mehr, als es CentOS in der Vergangenheit tat.

Die Dokumentation scheint bei beiden Projekten keine große Rolle zu spielen. Ich empfinde sie als unübersichtlich und lückenhaft. Hier kann man jedoch vermutlich auf die Dokumentation des Originals (RHEL) zurückgreifen, welche sich mit sehr geringer Transferleistung auch für AlmaLinux und Rocky Linux nutzen lässt.

Auf den ersten Blick scheint es sich sowohl bei AlmaLinux als auch bei Rocky Linux um zwei solide Distributionen für alle jene zu handeln, die sich RHEL nicht leisten können oder wollen.

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