Mozilla hat Firefox 123 für Windows, Apple macOS und Linux veröffentlicht. Dieser Artikel fasst die wichtigsten Neuerungen zusammen – wie immer auf diesem Blog weit ausführlicher als auf anderen Websites.
Die mit Firefox 106 eingeführte und mit Firefox 119 stark verbesserte Funktion Firefox View hat mit Firefox 123 eine Suchfunktion erhalten. Diese steht in allen Reitern zur Verfügung, um den entsprechenden Abschnitt durchsuchen zu können: Kürzlich besucht, Offene Tabs, Kürzlich geschlossene Tabs, Tabs von anderen Geräten, Chronik. Außerdem wurde die Performance von Firefox View verbessert.
Verbesserungen der Übersetzungsfunktion
Die Funktion zur vollständigen Übersetzung von Websites, welche im Gegensatz zu Google Translate & Co. komplett im Browser arbeitet und nichts an einen Server sendet, übersetzt jetzt auch Platzhaltertexte in Formularelementen sowie Tooltips.
Übersetzungen werden jetzt für zehn Minuten gecacht, sodass wiederkehrende Übersetzungen, wenn beispielsweise die Seite häufiger neu geladen werden muss, schneller erfolgen. Außerdem wird nach erfolgter Übersetzung das lang-Attribut der Website entsprechend verändert.
Kompatibilitätsprobleme mit Websites melden
Mozilla hat eine Melden-Funktion für webcompat.com in das Hauptmenü von Firefox integriert. Wer auf ein Website-Problem stößt, welches in einem anderen Browser nicht besteht, kann dieses darüber melden, sodass Mozilla von dem Problem mitbekommt und ggf. notwendige Maßnahmen einleiten kann.
Sonstige Endnutzer-Neuerungen von Firefox 123
Die Konfiguration, welche Inhalte über die Adressleiste vorgeschlagen werden, befindet sich in den Einstellungen jetzt im Reiter für die Suche, sodass alle Optionen, welche Vorschläge betreffen, an einem zentralen Ort zu suchen sind und nicht länger über zwei Kategorien verteilt sind.
Unter Windows wurde die sichtbare Option für die Verwendung eines Hintergrunddienstes zur Installation von Firefox-Updates entfernt. Der Hintergrunddienst ist notwendig, damit Nutzer nicht bei jedem Firefox-Update den UAC-Dialog von Windows bestätigen müssen.
Performance-Verbesserungen gab es für Nutzer von macOS mit Apple Silicon durch verbesserte PGO-Optimierungen, für Linux-Nutzer durch eine Anpassung der Sandbox sowie für Nutzer von macOS und Linux durch Off-Main-Thread Canvas. Beschleunigt wurde auch die Zeit zum Wiederherstellen vieler Tabs.
Unter Linux wurde die CPU-Architektur im User-Agent eingefroren und zeigt nun unabhängig von der tatsächlichen Hardware immer x86_64 an.
Auf macOS schlägt Firefox bei Login-Feldern im iCloud-Schlüsselbund gespeicherte Passkey-Zugänge vor, sofern welche für die Domain existieren.
Nutzer, welche nicht für die Synchronisation in Firefox angemeldet sind, sehen jetzt standardmäßig eine Schaltfläche zum Anmelden in der Navigationssymbolleiste. Wer diese Schaltfläche nicht möchte, kann diese wie üblich über das Kontextmenü entfernen.
Mehr Sicherheit für Firefox-Nutzer
Auch in Firefox 123 wurden wieder mehrere Sicherheitslücken geschlossen. Alleine aus Gründen der Sicherheit ist ein Update auf Firefox 123 daher für alle Nutzer dringend empfohlen.
Verbesserungen der Entwicklerwerkzeuge
Im Netzwerkanalyse-Werkzeug ersetzt ein neuer Kontextmenüeintrag zum Speichern der Antwort den bisherigen Eintrag zum Speichern von Bildern. Dafür steht diese Option jetzt für alle Dateitypen und nicht länger nur für Bilder zur Verfügung.
Der HTTP-Statuscode 103 Early Hints ist für das Vorladen von Ressourcen aktiviert, welche die Seite wahrscheinlich benötigt, während der Server noch die vollständige Antwort vorbereitet. Dies kann die Ladezeit einer Seite erheblich verkürzen.
Die WebExtension-Schnittstelle für Tab-Umgebungen wurde um eine Methode erweitert, die es Erweiterungs-Entwicklern erlaubt, die Reihenfolge der Tab-Umgebungen zu verändern.
Weitere Neuerungen für Entwickler von Websites lassen sich in den MDN Web Docs nachlesen.
Die letzten Wochen habe ich mich ziemlich intensiv mit Home Assistant auseinandergesetzt. Dabei handelt es sich um eine Open-Source-Software zur Smart-Home-Steuerung. Home Assistant (HA) ist eine spezielle Linux-Distribution, die häufig auf einem Raspberry Pi ausgeführt wird. Dieser Artikel zeigt die nicht ganz unkomplizierte Integration meines Fronius Wechselrichters in das Home-Assistant-Setup. (Die Basisinstallation von HA setze ich voraus.)
Die Energieansicht nach der erfolgreichen Integration des Fronius Wechselrichters.
Die Abbildung ist wie folgt zu interpretieren: Heute bis 19:00 wurden im Haushalt 8,2 kWh elektrische Energie verbraucht, aber 13,6 kWh el. Energie produziert (siehe die Kreise rechts). 3,7 kWh wurden in das Netz eingespeist, 0,4 kWh von dort bezogen.
Das Diagramm »Energieverbrauch« (also das Balkendiagramm oben): In den Morgen- und Abendstunden hat der Haushalt Strom aus der Batterie bezogen (grün); am Vormittag wurde der Speicher wieder komplett aufgeladen (rot). Am Nachmittag wurde Strom in das Netz eingespeist (violett). PV-Strom, der direkt verbraucht wird, ist gelb gekennzeichnet.
Fronius-Integration
Bevor Sie mit der Integration des Fronius-Wechselrichters in das HA-Setup beginnen, sollten Sie sicherstellen, dass der Wechselrichter, eine fixe IP-Adresse im lokalen Netzwerk hat. Die erforderliche Einstellung nehmen Sie in der Weboberfläche Ihres WLAN-Routers vor.
Außerdem müssen Sie beim Wechselrichter die sogenannte Solar API aktivieren. Über diese REST-API können diverse Daten des Wechselrichters gelesen werden. Zur Aktivierung müssen Sie sich im lokalen Netzwerk in der Weboberfläche des Wechselrichters anmelden. Die relevante Option finden Sie unter Kommunikation / Solar API. Der Dialog warnt vor der Aktivierung, weil die Schnittstelle nicht durch ein Passwort abgesichert ist. Allzugroß sollte die Gefahr nicht sein, weil der Zugang ohnedies nur im lokalen Netzwerk möglich ist und weil die Schnittstelle ausschließlich Lesezugriffe vorsieht. Sie können den Wechselrichter über die Solar API also nicht steuern.
Aktivierung der Solar API in der lokalen Weboberfläche des Fronius-Wechselrichters
Als nächstes öffnen Sie in der HA-Weboberfläche die Seite Einstellungen / Geräte & Dienste und suchen dort nach der Integration Fronius (siehe auch hier). Im ersten Setup-Dialog müssen Sie lediglich die IP-Adresse des Wechselrichters angeben. Im zweiten Dialog werden alle erkannten Komponenten aufgelistet und Sie können diese einem Bereich zuordnen.
Setup der Fronius-Integration in der Weboberfläche von Home Assistant
Bei meinen Tests standen anschließend über 60 neue Entitäten (Sensoren) für alle erdenklichen Betriebswerte des Wechselrichters, des damit verbundenen Smartmeters sowie des Stromspeichers zur Auswahl. Viele davon werden automatisch im Default-Dashboard angezeigt und machen dieses vollkommen unübersichtlich.
Energieansicht
Der Zweck der Fronius-Integration ist weniger die Anzeige diverser einzelner Betriebswerte. Vielmehr sollen die Energieflüssen in einer eigenen Energieansicht dargestellt werden. Diese Ansicht wertet die Wechselrichterdaten aus und fasst zusammen, welche Energiemengen im Verlauf eines Tags, einer Woche oder eines Monats wohin fließen. Die Ansicht differenziert zwischen dem Energiebezug aus dem Netz bzw. aus den PV-Modulen und berücksichtigt bei richtiger Konfiguration auch den Stromfluss in den bzw. aus dem integrierten Stromspeicher. Sofern Sie eine Gasheizung mit Mengenmessung verfügen, können Sie auch diese in die Energieansicht integrieren.
Die Konfiguration der Energieansicht hat sich aber als ausgesprochen schwierig erwiesen. Auf Anhieb gelang nur das Setup des Moduls Stromnetz. Damit zeigt die Energieansicht nur an, wie viel Strom Sie aus dem Netz beziehen bzw. welche Mengen Sie dort einspeisen. Die Fronius-Integration stellt die dafür Daten in Form zweier Sensoren direkt zur Verfügung:
Aus dem Netz bezogene Energie: sensor.smart_meter_ts_65a_3_bezogene_wirkenergie
In das Netz eingespeiste Energie: sensor.smart_meter_ts_65a_3_eingespeiste_wirkenergie
Je nachdem, welchen Wechselrichter und welche dazu passende Integration Sie verwenden, werden die Sensoren bei Ihnen andere Namen haben. In den Auswahllisten zur Stromnetz-Konfiguration können Sie nur Sensoren
auswählen, die Energie ausdrücken. Zulässige Einheiten für derartige Sensoren sind unter anderem Wh (Wattstunden), kWh oder MWh.
Konfiguration der Energie-Ansicht in Home Assistant
Code zur Bildung von drei Riemann-Integralen
Eine ebenso einfache Konfiguration der Module Sonnenkollektoren und Batteriespeicher zu Hause scheitert daran, dass die Fronius-Integration zwar aktuelle Leistungswerte für die Produktion durch die PV-Module und den Stromfluss in den bzw. aus dem Wechselrichter zur Verfügung stellt (Einheit jeweils Watt), dass es aber keine kumulierten Werte gibt, welche Energiemengen seit dem Einschalten der Anlage geflossen sind (Einheit Wattstunden oder Kilowattstunden). Im Internet gibt es eine Anleitung, wie dieses Problem behoben werden kann:
Die Grundidee besteht darin, dass Sie eigenen Code in eine YAML-Konfigurationsdatei von Home Assistant einbauen. Gemäß dieser Anweisungen werden mit einem sogenannten Riemann-Integral die Leistungsdaten in Energiemengen umrechnet. Dabei wird regelmäßig die gerade aktuelle Leistung mit der zuletzt vergangenen Zeitspanne multipliziert. Diese Produkte (Energiemengen) werden summiert (method: left). Das Ergebnis sind drei neue Sensoren (Entitäten), deren Name sich aus den title-Attributen im zweiten Teil des Listings ergeben:
Die Umsetzung der Anleitung hat sich insofern schwierig erwiesen, als die in der ersten Hälfte des Listungs verwendeten Sensoren aus der Fronius-Integration bei meiner Anlage ganz andere Namen hatten als in der Anleitung. Unter den ca. 60 Sensoren war es nicht ganz leicht, die richtigen Namen herauszufinden. Wichtig ist auch die Einstellung device_class: power! Die in einigen Internet-Anleitungen enthaltene Zeile device_class: energy ist falsch.
Der template-Teil des Listings ist notwendig, weil der Sensor solarnet_leistung_von_der_batterie je nach Vorzeichen die Lade- bzw. Entladeleistung enthält und daher getrennt summiert werden muss. Außerdem kommt es vor, dass die Fronius-Integration einzelne Werte gar nicht übermittelt, wenn sie gerade 0 sind (daher die Angabe eines Default-Werts).
Der zweite Teil des Listungs führt die Summenberechnung durch (method: left) und skaliert die Ergebnisse um den Faktor 1000. Aus 1000 Wh wird mit unit_prefix: k also 1 kWh.
Bevor Sie den Code in configuration.yaml einbauen können, müssen Sie einen Editor als Add-on installieren (Einstellungen / Add-ons, Add-on-Store öffnen, dort den File editor auswählen).
# in die Datei /homeassistant/configuration.yaml einbauen
...
template:
- sensor:
- name: "Battery Power Charging"
unit_of_measurement: W
device_class: power
state: "{{ max(0, 0 - states('sensor.solarnet_leistung_von_der_batterie') | float(default=0)) }}"
- name: "Battery Power Discharging"
unit_of_measurement: W
device_class: power
state: "{{ max(0, states('sensor.solarnet_leistung_von_der_batterie') | float(default=0)) }}"
- name: "Power Photovoltaics"
unit_of_measurement: W
device_class: power
state: "{{ states('sensor.solarnet_pv_leistung') | float(default=0) }}"
sensor:
- platform: integration
source: sensor.battery_power_charging
name: "Total Battery Energy Charged"
unique_id: 'myuuid_1234'
unit_prefix: k
method: left
- platform: integration
source: sensor.battery_power_discharging
name: "Total Battery Energy Discharged"
unique_id: 'myuuid_1235'
unit_prefix: k
method: left
- platform: integration
source: sensor.power_photovoltaics
name: "Total Photovoltaics Energy"
unique_id: 'myuuid_1236'
unit_prefix: k
method: left
In »configuration.yaml« müssen etliche Zeilen zusätzlicher Code eingebaut werden.
Damit die neuen Einstellungen wirksam werden, starten Sie den Home Assistant im Dialogblatt Einstellungen / System neu. Anschließend sollte es möglich sein, auch die Module Sonnenkollektoren und Batteriespeicher zu Hause richtig zu konfigurieren. (Bei meinen Experimenten hat es einen ganzen Tag gedauert hat, bis endlich alles zufriedenstellend funktionierte. Zwischenzeitlich habe ich zur Fehlersuche Einstellungen / System / Protokolle genutzt und musste unter Entwicklerwerkzeuge / Statistik zuvor aufgezeichnete Daten von falsch konfigurierten Sensoren wieder löschen.) Der Lohn dieser Art zeigt sich im Bild aus der Artikeleinleitung.
Unter Entwicklerwerkzeuge/Statistik können Sie sich vergewissern, dass die neuen Sensoren korrekt eingerichtet sind.Wenn ein Sensor angeklickt wird, erscheint eine Verlaufskurve.