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Mit InstructLab zu Large Language Models beitragen

Dies ist mein Erfahrungsbericht zu den ersten Schritten mit InstructLab. Ich gehe darauf ein, warum ich mich über die Existenz dieses Open Source-Projekts freue, was ich damit mache und was ich mir von Large Language Models (kurz: LLMs, zu Deutsch: große Sprachmodelle) erhoffe. Der Text enthält Links zu tiefergehenden Informationen, die euch mit Hintergrundwissen versorgen und einen Einstieg in das Thema ermöglichen.

Dieser Text ist keine Schritt-für-Schritt-Anleitung für:

  • die Installation von InstructLab CLI,
  • die Installation und das Training von LLMs

Terminologie und Abkürzungen in diesem Text

Die Begriffe Künstliche Intelligenz (KI) oder englisch artificial intelligence (AI) werden in diesem Text synonym verwendet und zumeist einheitlich durch KI abgekürzt.

Beim Bezug auf große Sprachmodelle bediene ich mich der englischen Abkürzung LLM oder bezeichne diese als KI-ChatBot bzw. nur ChatBot.

Was ist InstructLab?

InstructLab ist ein von IBM und Red Hat ins Leben gerufenes Open Source-Projekt, mit dem die Gemeinschaft zur Verbesserung von LLMs beitragen kann. Jeder

  • mit einem Linux-Notebook oder
  • MacBook und
  • der Fähigkeit Anleitungen zu folgen und
  • wer YAML-Dateien schreiben kann,

der kann nun teilhaben und ausgewählte LLMs lokal auf seinem Endgerät ausführen, testen und verbessern. Für eine ausführliche Beschreibung siehe:

Informationen zu Open Source LLMs und Basismodellen für InstructLab bieten diese Links:

Meine Einstellung gegenüber KI-ChatBots

Gegenüber KI-Produkten im Allgemeinen und KI-ChatBots im Speziellen bin ich stets kritisch, was nicht bedeutet, dass ich diese Technologien und auf ihnen basierende Produkte und Services ablehne. Ich versuche mir lediglich eine gesunde Skepsis zu bewahren.

Was Spielereien mit ChatBots betrifft, bin ich sicherlich spät dran. Ich habe schlicht keine Lust, mich irgendwo zu registrieren und unnötig Informationen über mich preiszugeben, nur um anschließend mit einer Büchse chatten und ihr Fragen stellen zu können, um den Wahrheitsgehalt der Antworten anschließend noch verifizieren zu müssen.

Mittlerweile gibt es LLMs, welche ohne spezielle Hardware auch lokal ausgeführt werden können. Diese sprechen meine Neugier und meinen Spieltrieb schon eher an, weswegen ich mich nun doch mit einem ChatBot unterhalten möchte.

Mein InstructLab-Setup

Für meine ersten Versuche nutze ich mein Lenovo ThinkPad T14s (AMD) in der Ausstattung von 2021. Aktuell installiert ist Fedora 40 Workstation, welches zu den getesteten Betriebssystemen von InstructLab zählt.

Die Einrichtung des InstructLab-CLI und der erste Chat

Für die Einrichtung halte ich mich an den Getting Started Guide. Es sind folgende Befehle auszuführen, bis das erste LLM gestartet werden kann:

sudo dnf install gcc-c++ gcc make pip python3 python3-devel python3-GitPython
mkdir instructlab
cd instructlab
python3 -m venv --upgrade-deps venv
source venv/bin/activate
pip cache remove llama_cpp_python
pip install git+https://github.com/instructlab/instructlab.git@stable --extra-index-url=https://download.pytorch.org/whl/cpu
eval "$(_ILAB_COMPLETE=bash_source ilab)"
ilab init
ilab download
ilab serve

Der lokale LLM-Server wird mit dem Befehl ilab serve gestartet. Mit dem Befehl ilab chat wird die Unterhaltung mit dem Modell eingeleitet.

Im folgenden Video sende ich zwei Anweisungen an das LLM merlinite-7b-lab-Q4_K_M. Den Chatverlauf seht ihr in der rechten Bildhälfte. In der linken Bildhälfte seht ihr die Ressourcenauslastung meines Laptops.

Screencast eines Chats mit merlinite-7b-lab-Q4_K_M

Wie ihr seht, sind die Antwortzeiten des LLM auf meinem Laptop nicht gerade schnell, aber auch nicht so langsam, dass ich währenddessen einschlafe oder das Interesse an der Antwort verliere. An der CPU-Auslastung im Cockpit auf der linken Seite lässt sich erkennen, dass das LLM durchaus Leistung abruft und die CPU fordert.

Exkurs: Die Studie Energieverbrauch Index-basierter und KI-basierter Websuchmaschinen gibt einen interessanten Einblick in den Ressourcenverbrauch. Leider war ich nicht in der Lage, diese Studie als PDF aufzutreiben.

Mit den Antworten des LLM bin ich zufrieden. Sie decken sich mit meiner Erinnerung und ein kurzer Blick auf die Seite https://www.json.org/json-de.html bestätigt, dass die Aussagen des LLM korrekt sind.

Anmerkung: Der direkte Aufruf der Seite https://json.org, der mich mittels Redirect zu obiger URL führte, hat sicher deutlich weniger Energie verbraucht als das LLM oder eine Suchanfrage in irgendeiner Suchmaschine. Ich merke dies nur an, da ich den Eindruck habe, dass es aus der Mode zu geraten scheint, URLs einfach direkt in die Adresszeile eines Webbrowsers einzugeben, statt den Seitennamen in eine Suchmaske zu tippen.

Ich halte an dieser Stelle fest, der erste kleine Test wird zufriedenstellend absolviert.

KI-Halluzinationen

Da ich einige Zeit im Hochschulrechenzentrum der Universität Bielefeld gearbeitet habe, interessiert mich, was das LLM über meine ehemalige Dienststelle weiß. Im nächsten Video frage ich, wer der Kanzler der Universität Bielefeld ist.

Frage an das LLM: „Who is the chancellor of the Bielefeld University?“

Da ich bis März 2023 selbst an der Universität Bielefeld beschäftigt war, kann ich mit hinreichender Sicherheit sagen, dass diese Antwort falsch ist und das Amt des Kanzlers nicht von Prof. Dr. Karin Vollmerd bekleidet wird. Im Personen- und Einrichtungsverzeichnis (PEVZ) findet sich für Prof. Dr. Vollmerd keinerlei Eintrag. Für den aktuellen Kanzler Dr. Stephan Becker hingegen schon.

Da eine kurze Recherche in der Suchmaschine meines geringsten Misstrauens keine Treffer zu Frau Vollmerd brachte, bezweifle ich, dass diese Person überhaupt existiert. Es kann allerdings auch in meinen unzureichenden Fähigkeiten der Internetsuche begründet liegen.

Bei der vorliegenden Antwort handelt es sich um eine Halluzination der Künstlichen Intelligenz.

Im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) ist eine Halluzination (alternativ auch Konfabulation genannt) ein überzeugend formuliertes Resultat einer KI, das nicht durch Trainingsdaten gerechtfertigt zu sein scheint und objektiv falsch sein kann.

Solche Phänomene werden in Analogie zum Phänomen der Halluzination in der menschlichen Psychologie als von Chatbots erzeugte KI-Halluzinationen bezeichnet. Ein wichtiger Unterschied ist, dass menschliche Halluzinationen meist auf falschen Wahrnehmungen der menschlichen Sinne beruhen, während eine KI-Halluzination ungerechtfertigte Resultate als Text oder Bild erzeugt. Prabhakar Raghavan, Leiter von Google Search, beschrieb Halluzinationen von Chatbots als überzeugend formulierte, aber weitgehend erfundene Resultate.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Halluzination_(K%C3%BCnstliche_Intelligenz)

Oder wie ich es umschreiben möchte: „Der KI-ChatBot demonstriert sichereres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit.“

Wenn ihr selbst schon mit ChatBots experimentiert habt, werdet ihr sicher selbst schon auf Halluzinationen gestoßen sein. Wenn ihr mögt, teilt doch eure Erfahrungen, besonders jene, die euch fast aufs Glatteis geführt haben, in den Kommentaren mit uns.

Welche Auswirkungen überzeugend vorgetragene Falschmeldungen auf Nutzer haben, welche nicht über das Wissen verfügen, diese Halluzinationen sofort als solche zu entlarven, möchte ich für den Moment eurer Fantasie überlassen.

Ich denke an Fahrplanauskünfte, medizinische Diagnosen, Rezepturen, Risikoeinschätzungen, etc. und bin plötzlich doch ganz froh, dass sich die EU-Staaten auf ein erstes KI-Gesetz einigen konnten, um KI zu regulieren. Es wird sicher nicht das letzte sein.

Um das Beispiel noch etwas auszuführen, frage ich das LLM erneut nach dem Kanzler der Universität und weise es auf seine Falschaussagen hin. Der Chatverlauf ist in diesem Video zu sehen:

ChatBot wird auf Falschaussage hingewiesen

Die Antworten des LLM enthalten folgende Fehler:

  • Professor Dr. Ulrich Heidt ist nicht der Kanzler der Universität Bielefeld
  • Die URL ‚https://www.uni-bielefeld.de/english/staff/‘ existiert nicht
  • Die URL ‚http://www.universitaet-bielefeld.de/en/‘ existiert ebenfalls nicht
  • Die Universität hieß niemals „Technische Universitaet Braunschweig“
  • Sie wurde 2009 auch nicht umbenannt
  • Es gibt nicht 8, sondern 14 Fakultäten

Der Chatverlauf erweckt den Eindruck, dass der ChatBot sich zu rechtfertigen versucht und nach Erklärungen und Ausflüchten sucht. Hier wird nach meinem Eindruck menschliches Verhalten nachgeahmt. Dabei sollten wir Dinge nicht vermenschlichen. Denn unser Chatpartner ist kein Mensch. Er ist eine leblose Blechbüchse. Das LLM belügt uns auch nicht in böser Absicht, es ist schlicht nicht in der Lage, uns eine korrekte Antwort zu liefern, da ihm dazu das nötige Wissen bzw. der notwendige Datensatz fehlt. Daher versuche ich im nächsten Schritt, dem LLM mit InstructLab das notwendige Wissen zu vermitteln.

Wissen und Fähigkeiten hinzufügen und das Modell anlernen

Das README.md im Repository instructlab/taxonomy enthält die Beschreibung, wie man dem LLM Wissen (englisch: knowledge) hinzufügt. Weitere Hinweise finden sich in folgenden Dateien:

Diese Dateien befinden sich auch in dem lokalen Repository unterhalb von ~/instructlab/taxonomy/. Ich hangel mich an den Leitfäden entlang, um zu sehen, wie weit ich damit komme.

Wissen erschaffen

Die Überschrift ist natürlich maßlos übertrieben. Ich stelle lediglich existierende Informationen in erwarteten Dateiformaten bereit, um das LLM damit trainieren zu können.

Da aktuell nur Wissensbeiträge von Wikipedia-Artikeln akzeptiert werden, gehe ich wie folgt vor:

  1. Erstelle das Repository https://github.com/Tronde/instructlab_knowledge_contributions_unibi mit einer README.md, ohne .gitignore und LICENCE
  2. Konvertiere den Wikipedia-Artikel Bielefeld University ohne Bilder und Tabellen in eine Markdown-Datei und füge sie dem in Schritt 1 erstellten Repository unter dem Namen unibi.md hinzu
  3. Füge dem lokalen Taxonomy-Repository neue Verzeichnisse hinzu: mkdir -p university/germany/bielefeld_university
  4. Erstelle in dem neuen Verzeichnis eine qna.yaml und eine attribution.txt Datei
  5. Führe ilab diff aus, um die Daten zu validieren

Der folgende Code-Block zeigt den Inhalt der Dateien qna.yaml und eine attribution.txt sowie die Ausgabe des Kommandos ilab diff:

(venv) [tronde@t14s instructlab]$ cat /home/tronde/src/instructlab/taxonomy/knowledge/university/germany/bielefeld_university/qna.yaml
version: 2
task_description: 'Teach the model the who facts about Bielefeld University'
created_by: tronde
domain: university
seed_examples:
 - question: Who is the chancellor of Bielefeld Universtiy?
   answer: Dr. Stephan Becker is the chancellor of the Bielefeld University.
 - question: When was the University founded?
   answer: |
     The Bielefeld Universtiy was founded in 1969.
 - question: How many students study at Bielefeld University?
   answer: |
     In 2017 there were 24,255 students encrolled at Bielefeld Universtity?
 - question: Do you know something about the Administrative staff?
   answer: |
     Yes, in 2017 the number for Administrative saff was published as 1,100.
 - question: What is the number for Academic staff?
   answer: |
     In 2017 the number for Academic staff was 1,387.
document:
 repo: https://github.com/Tronde/instructlab_knowledge_contributions_unibi.git
 commit: c2d9117
 patterns:
  - unibi.md
(venv) [tronde@t14s instructlab]$ 
(venv) [tronde@t14s instructlab]$ 
(venv) [tronde@t14s instructlab]$ cat /home/tronde/src/instructlab/taxonomy/knowledge/university/germany/bielefeld_university/attribution.txt 
Title of work: Bielefeld University
Link to work: https://en.wikipedia.org/wiki/Bielefeld_University
License of the work: CC-BY-SA-4.0
Creator names: Wikipedia Authors
(venv) [tronde@t14s instructlab]$ 
(venv) [tronde@t14s instructlab]$ 
(venv) [tronde@t14s instructlab]$ ilab diff
knowledge/university/germany/bielefeld_university/qna.yaml
Taxonomy in /taxonomy/ is valid :)
(venv) [tronde@t14s instructlab]$

Synthetische Daten generieren

Aus der im vorherigen Abschnitt erstellten Taxonomie generiere ich im nächsten Schritt synthetische Daten, welche in einem folgenden Schritt für das Training des LLM genutzt werden.

Dazu wird der Befehl ilab generate aufgerufen, während sich das LLM noch in Ausführung befindet. Dieser endet bei mir erfolgreich mit folgendem Ergebnis:

(venv) [tronde@t14s instructlab]$ ilab generate
[…]
INFO 2024-05-28 12:46:34,249 generate_data.py:565 101 instructions generated, 62 discarded due to format (see generated/discarded_merlinite-7b-lab-Q4_K_M_2024-05-28T09_12_33.log), 4 discarded due to rouge score
INFO 2024-05-28 12:46:34,249 generate_data.py:569 Generation took 12841.62s
(venv) [tronde@t14s instructlab]$ ls generated/
discarded_merlinite-7b-lab-Q4_K_M_2024-05-28T09_12_33.log
generated_merlinite-7b-lab-Q4_K_M_2024-05-28T09_12_33.json
test_merlinite-7b-lab-Q4_K_M_2024-05-28T09_12_33.jsonl
train_merlinite-7b-lab-Q4_K_M_2024-05-28T09_12_33.jsonl

Zur Laufzeit werden alle CPU-Threads voll ausgelastet. Auf meinem Laptop dauerte dieser Vorgang knapp 4 Stunden.

Das Training beginnt

Jetzt wird es Zeit, das LLM mit den synthetischen Daten anzulernen bzw. zu trainieren. Dieser Vorgang wird mehrere Stunden in Anspruch nehmen und ich verplane mein Laptop in dieser Zeit für keine weiteren Arbeiten.

Um möglichst viele Ressourcen freizugeben, beende ich das LLM (ilab serve und ilab chat). Das Training beginnt mit dem Befehl ilab train… und dauert wirklich lange.

Nach 2 von 101 Durchläufen wird die geschätzte Restlaufzeit mit 183 Stunden angegeben. Das Ergebnis spare ich mir dann wohl für einen Folgeartikel auf und gehe zum Fazit über.

Fazit

Mit dem InstructLab Getting Started Guide gelingt es in kurzer Zeit, das Projekt auf einem lokalen Linux-Rechner einzurichten, ein LLM auszuführen und mit diesem zu chatten.

KI-Halluzinationen stellen in meinen Augen ein Problem dar. Da LLMs überzeugend argumentieren, kann es Nutzern schwerfallen oder gar misslingen, die Falschaussagen als solche zu erkennen. Im schlimmsten Fall lernen Nutzer somit dummen Unfug und verbreiten diesen ggf. weiter. Dies ist allerdings kein Problem bzw. Fehler des InstructLab-Projekts, da alle LLMs in unterschiedlicher Ausprägung von KI-Halluzinationen betroffen sind.

Wie Knowledge und Skills hinzugefügt werden können, musste ich mir aus drei Guides anlesen. Dies ist kein Problem, doch kann der Leitfaden evtl. noch etwas verbessert werden.

Knowledge Contributions werden aktuell nur nach vorheriger Genehmigung und nur von Wikipedia-Quellen akzeptiert. Der Grund wird nicht klar kommuniziert, doch ich vermute, dass dies etwas mit geistigem Eigentum und Lizenzen zu tun hat. Wikipedia-Artikel stehen unter einer Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International License und können daher unkompliziert als Quelle verwendet werden. Da sich das Projekt in einem frühen Stadium befindet, kann ich diese Limitierung nachvollziehen. Ich wünsche mir, dass grundsätzlich auch Primärquellen wie Herstellerwebseiten und Publikationen zugelassen werden, wenn Rechteinhaber dies autorisieren.

Der von mir herangezogene Wikipedia-Artikel ist leider nicht ganz aktuell. Nutze ich ihn als Quelle für das Training eines LLM, bringe ich dem LLM damit veraltetes und nicht mehr gültiges Wissen bei. Das ist für meinen ersten Test unerheblich, für Beiträge zum Projekt jedoch nicht sinnvoll.

Die Generierung synthetischer Daten dauert auf Alltagshardware schon entsprechend lange, das anschließende Training jedoch nochmals bedeutend länger. Dies ist meiner Ansicht nach nichts, was man nebenbei auf seinem Laptop ausführt. Daher habe ich den Test auf meinem Laptop abgebrochen und lasse das Training aktuell auf einem Fedora 40 Server mit 32 GB RAM und 10 CPU-Kernen ausführen. Über das Ergebnis und einen Test des verbesserten Modells werde ich in einem folgenden Artikel berichten.

Was ist mit euch? Kennt ihr das Projekt InstructLab und habt evtl. schon damit gearbeitet? Wie sind eure Erfahrungen?

Arbeitet ihr mit LLMs? Wenn ja, nutzt ihr diese nur oder trainiert ihr sie auch? Was nutzt ihr für Hardware?

Ich freue mich, wenn ihr eure Erfahrungen hier mit uns teilt.

Firefox 122 unterstützt Erkennung unglaubwürdiger Produktbewertungen auf amazon.de

Im Mai des vergangenen Jahres hatte Mozilla die Übernahme von Fakespot bekannt gegeben, einem Anbieter, der vor gefälschten Bewertungen beim Online-Shopping schützen soll. Firefox 122 wird die Erkennung unglaubwürdiger Produktbewertungen auf amazon.de unterstützen.

Bei Fakespot handelt es sich um einen Anbieter, welcher Künstliche Intelligenz nutzt, um gefälschte Rezensionen auf Shopping-Plattformen wie Amazon zu erkennen. Nach eigenen Angaben nutzen derzeit über eine Million Menschen Fakespot. Anfang Mai hatte Mozilla bekannt gegeben, das Unternehmen Fakespot vollständig und inklusive seiner 13 Mitarbeiter übernommen zu haben.

Seit der Übernahme von Fakespot arbeitet Mozilla an der nativen Integration einer Funktion zur Bewertung von Produkt-Reviews in Firefox. Im August 2023 hatte ich eine erste Vorschau auf das neue Firefox-Feature gegeben.

Wenn Mozilla kommende Woche Firefox 122 veröffentlichen wird, wird die Fakespot-Integration zwar noch nicht standardmäßig aktiviert sein, kann aber über about:config aktiviert werden, indem der Schalter browser.shopping.experience2023.enabled auf true gesetzt wird.

Dies funktioniert zwar bereits im aktuellen Firefox 121, allerdings werden ausschließlich amazon.com, walmart.com sowie bestbuy.com unterstützt. Für Nutzer in Deutschland, Österreich und der Schweiz sehr viel relevanter ist die Version von Amazon für den deutschsprachigen Raum, welche unter amazon.de aufrufbar ist. Diese wird, ebenso wie die französische Version unter amazon.fr, ab Firefox 122 unterstützt.

Der Nutzung dieser Funktion muss zunächst explizit durch den Benutzer zugestimmt werden. Standardmäßig erfolgt keine Anzeige von Review-Bewertungen.

Fakespot-Integration in Firefox 122

Bei Aufruf der Produktseite zeigt Firefox die Glaubwürdigkeit der abgegebenen Nutzer-Bewertungen in Form einer Schulnote nach amerikanischem System („A“ ist die beste, „F“ die schlechteste Note) an. Darunter wird die bereinigte Durchschnitts-Bewertung des jeweiligen Produkts angezeigt, sprich der Durchschnitt aller Bewertungen abzüglich derer, die nach Einschätzung von Fakespot keine echten Bewertungen sind. Erkennt Fakespot, dass die Bewertung nicht mehr auf dem neuesten Stand ist, bietet Firefox die Möglichkeit an, die Analyse neu durchführen zu lassen.

Schließlich folgt noch eine Anzeige aktueller Highlights aus den Bewertungen, eingeteilt nach Kategorien wie Qualität und Preis. Dabei werden nur die glaubwürdigen Bewertungen der letzten 80 Tage als Grundlage genommen.

Fakespot-Integration in Firefox 122

Das Bewerben eines alternativen Produkts aus der gleichen Kategorie, welches eine gute Bewertung für die Glaubwürdigkeit der Produktbewertungen erhalten hat, ist für Deutschland und Frankreich aktuell nicht geplant.

Der Beitrag Firefox 122 unterstützt Erkennung unglaubwürdiger Produktbewertungen auf amazon.de erschien zuerst auf soeren-hentzschel.at.

Jahresrückblick 2023: Open Source in einer neuen Dimension

Es ist der 31.12.2023 und somit wird es wieder Zeit für den traditionellen Jahresrückblick. Dieses Jahr dominierten zwei Buchstaben: KI. Die Veröffentlichung von ChatGPT erfolgte zwar kurz vor 2023, in diesem Jahr wurden allerdings die Auswirkungen sichtbar. Ich muss sagen, dass es lange kein Werkzeug gab, an dem ich so viel Experimentierfreude erleben konnte.

Dabei ist die Mensch-Maschine-Schnittstelle besonders spannend. Die natürlichsprachliche Interaktion verbessert nicht nur die Zugänglichkeit, sondern erhöht auch die Interoperabilität: Das Werkzeug kann nicht nur die Aufgabe verstehen, sondern die Ergebnisse in der gewünschten Form darstellen. Schreibe ich eine Software, erfüllt sie nur einen Zweck. ChatGPT kann besonders einfach an neue Aufgabenbereiche angepasst werden. Man muss nicht einmal im klassischen Sinne "programmieren". Somit wird die Arbeit mit dem Computer auf eine ganz neue Stufe gehoben.

Auf die technische Ebene möchte ich heute gar nicht direkt eingehen, das haben wir das Jahr schon im Detail in diesem Blog ergründet. Diskussionen über Technik und Innovationen stellen nur eine Augenblickaufnahme dar. Im Rückblick auf eine größere Zeitepisode wie ein mindestens Jahr werden allerdings gesellschaftliche Entwicklungen deutlich. Und hier gab es einiges zu beobachten.

KI für die Massen

ChatGPT hat eine große Nutzerbasis erreicht, die zumindest ein Mal das Werkzeug ausprobiert hat. Im deutschsprachigen Raum, der sonst sich so "datenschutzorientiert" und innovationskritisch gibt, ist das schon bemerkenswert. Diskussionen über Datenschutz waren zweitrangig, die Menschen waren von der Innovation durch das Werkzeug fasziniert. Natürlich kam über das Jahr die Erkenntnis, dass in der aktuellen Form die Technologie je nach Branche noch nicht weit genug ausgereift ist, trotzdem wollte jeder einmal schauen, was es damit auf sich hat und ob es den Alltag erleichtern kann.

Und doch hat OpenAIs Werkzeug in meinen Augen ein wenig den Blick verengt: Durch das schnelle Wachstum wurde ChatGPT zum Sinnbild von "KI" und hat Ängste geschürt. Denn einerseits will jeder, dass KI ihm das Leben einfacher macht, jedoch nicht, dass andere mit KI ihm seine Lebenssituation verschlechtern bzw. ihn zu einem Umdenken zwingen. Ein Zeitungsredakteur möchte gerne KI für die Verbesserung seiner Texte einsetzen, fürchtet jedoch um seine Jobzukunft, wenn andere ihn durch automatische Generierung ganzer Zeitungsbeiträge drohen, überflüssig zu machen.

Dieser Umstand hat die Diskussion rund um den europäischen AI Act noch einmal deutlich angeheizt. An Large Language Models wurden auf einmal hohe Anforderungen gestellt, um subjektiven Ängsten entgegenzutreten. Dann war man sich aufgrund der Innovationsgeschwindigkeit auf einmal nicht sicher, ob es jetzt schon Zeit für eine starre Regulierung ist. Und schlussendlich zeichnet sich eine politische Entwicklung ab, jetzt lieber irgendeinen Kompromiss als später eine gut ausgearbeitete Fassung präsentieren zu können. Wie der AI Act kommt, werden wir dann im nächsten Jahr sehen.

Das alles war aber nicht das, was dieses Jahr in meinen Augen besonders gemacht hat. Es ist etwas anderes: die neue Rolle von Open Source.

Neue Hürden für Technologie?

Anfang des Jahres sah es so aus, als setzt eine besondere Kommerzialisierung in der Technikwelt ein: die Kommerzialisierung von Basistechnologie. Über die verschiedenen Jahre haben wir gesehen, dass es für verschiedene Produkte in der IT proprietäre und freie Lösungen gibt. Zwar sind erstere gerne technologisch mitunter überlegen, da die Profitorientierung Anreize setzt, für bestimmte Anwendungszwecke besonders passende Lösungen zu entwickeln. Kostet eine Software Geld, kann der Hersteller Programmierer anstellen, die auch die Features entwickeln, die man ungern freiwillig programmiert. Auf diese Weise entstehen runde Produkte für einen Anwendungszweck.

Freie bzw. zumindest quelloffene Software ermöglicht zumindest aber der Öffentlichkeit, einen Blick in die Funktionsweise zu werfen, um zu sehen, wie etwas funktioniert. Das ist die Grundlage, um Technologie zu verbessern.

In der Welt des maschinellen Lernens entstand allerdings durch die benötigte Compute Power eine hohe Eintrittshürde. Es sah so aus, als wären die Large Language Models nur noch großen Konzernen bzw. gut finanzierten Start-ups vorbehalten, die sich die Trainingspower leisten können. Während die Vorgängersysteme wie GPT-2 noch öffentlich zugänglich waren, wurden gerade Systeme wie GPT-3 und GPT-4, bei denen das Produkt endlich richtig nutzbar wurde, zurückgehalten.

Im Laufe des Frühlings habe ich allerdings vermutet, dass freie Modelle die proprietären outperformen können, weil die öffentliche Zugänglichkeit die Chance eröffnet, dass Experten weltweit mit ihren eigenen Erfahrungen, Eindrücken und ihrem Domänenwissen eine Technologie entwickeln können, die verschlossenen Produkten überlegen ist.

Überraschend war, dass es gerade das AI-Team von Facebook war, das den Stein mit LLaMA ins Rollen gebracht hat. Es folgten zahlreiche weitere Abkömmlinge, Weiterentwicklungen oder gänzliche Alternativansätze, die eines gemein hatten: ihr Kern mit den Gewichten war zugänglich.

Wie es aussieht, könnte die Dominanz proprietärer Systeme gebrochen werden, sodass auch die Möglichkeit gewahrt bleibt, einen wissenschaftlichen Diskurs zu führen. Technische Berichte proprietärer Modelle sind zwar nett, aber die Forschungsarbeiten, in denen reproduzierbare Fortschritte aufgezeigt werden, bringen uns tatsächlich eher voran.

Um die rasante Entwicklung im Frühling, als scheinbar jedes KI-Team großer Konzerne und Forschungseinrichtungen alle in der Schublade angesammelten LLM-Projekte zu veröffentlichen versuchte, im Auge zu behalten, habe ich die LLM-Timeline entwickelt. Sie wurde vor einigen Tagen wieder aktualisiert und zeigt besonders, wie sehr LLaMA als eines der ersten praktisch verwertbaren Modelle mit offenen Gewichten die Entwicklung beeinflusst hat.

Ein weiteres Projekt, das ich in der Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Kiel realisiert habe, war der Podcast KI & Kultur, der generative Modelle aus der Perspektive Kulturschaffender beleuchtet hat.

Was bleibt

Das Jahr hat den 70 Jahre alten Begriff der KI wieder mal in die Massen gebracht. Dabei wird ChatGPT dem Begriff eigentlich gar nicht gerecht, weil es streng genommen relativ dumm ist. Insbesondere beschränkt es die Zustandsfähigkeit nur auf eine Prompt und lernt nicht, während es denkt. Training und Inferenz sind entkoppelt.

Und trotzdem ist es diese natürlichsprachliche Schnittstelle, die es so faszinierend macht. Allerdings ist auch diese Erkenntnis nicht neu und wurde schon vor 55 Jahren mit ELIZA diskutiert.

Erfreulich ist es, dass "Open Source" nicht mehr nur bei Software, sondern in neuen Technologien Anwendung findet. Der Gedanke, dass Technologie zugänglich sein muss, kann so erhalten werden. Und dass es hilft, wenn Wissenschaftler auf der ganzen Welt mit ihrem Wissen beitragen können, sehen wir weiterhin auch in dieser Thematik.

LLMs ermöglichen es, dass wir uns endlich wieder der Mensch-Maschine-Schnittstelle widmen können, die Technologie nutzbar macht. Menschen wollen, dass Technik das Leben einfacher macht. Die bisher begrenzte Rechenleistung hat uns zu Hilfsmitteln wie Displays, Touchscreens oder Tastaturen gezwungen. In den nächsten Jahren können wir schauen, wie wir das überwinden können, um endlich nutzbare Computer zu erhalten, die wirklich was bringen.

Und so ist es schon fast ironisch, dass die naheliegendste Technologie, die in den 2010er-Jahre euphorisch gefeiert wurde, von den LLMs noch wenig profitiert hat: Sprachassistenten. Sie sind überwiegend noch genau so begrenzt und unflexibel wie früher. Hier gibt es einiges zu tun.

Frohes Neues

Abschließend möchte ich meinen Lesern des Blogs und Zuhörern des Podcasts Risikozone sowie KI & Kultur danken, dass ihr den Blog lest, den Podcast hört und regelmäßig Feedback gebt. Ich wünsche euch einen guten Rutsch in das neue Jahr 2024.

Im nächsten Jahr werden wir wieder gemeinsam neue Technologien ergründen und die aktuellen Nachrichten diskutieren. Es wird auch mehr um Grundlagen und Visualisierungen gehen, hierauf freue ich mich schon besonders!

Viel Glück, Gesundheit und Erfolg!

Mistral veröffentlicht freies Sparse-Mixture-of-Experts-LLM

Das Interessante an den Open-Source-Modellen ist ja, dass sie das umsetzen, was bei den proprietären Modellen gemunkelt wird, aber nicht nachgewiesen werden kann. Mein aktuelles Highlight: Mixture of Experts (MoE).

Im Sommer kamen Behauptungen auf, dass OpenAIs GPT-4 eigentlich aus acht kleineren Modellen besteht, die zusammengeschaltet werden. Dieses Verfahren nennt man auch Ensemble Learning.

Das klassische Beispiel dafür ist Random Forest, wo mehrere Decision Trees parallel zu so einem Ensemble zusammengeschaltet werden. Soll das Ensemble dann eine Klassifikation vornehmen, nimmt jeder Decision Tree mit seinen eigenen Gewichten die Klassifikation vor. Anschließend entscheidet die Mehrheit der Decision Trees im Ensemble, wie das Gesamtmodell nun klassifizieren soll. Analog würde auch eine Regression umgesetzt werden können, als Aggregierungsfunktion kommt dann statt Mehrheitswahl eben sowas wie Mittelwert o. ä. zum Einsatz. Das besondere ist, dass mit Random Forest üblicherweise bessere Vorhersagen erzielt werden können, als mit einem einfachen Decision Tree.

MoE funktioniert in den groben Zügen ähnlich. Es gibt "Experten" (ähnlich wie die Decision Trees bei Random Forest), die dann gewichtet aggregiert werden (Gating). Die Technik ist eigentlich recht alt und viele waren überrascht, dass OpenAI genau so etwas einsetzen soll.

Umso besser, dass Mistral als das europäische LLM-Startup sich der Sache angenommen hat. Anfang des Wochenendes schwirrte schon ein Torrent durchs Netz, heute gibt es dann auch eine offizielle Pressemitteilung zu Mixtral 8x7B. Hierbei handelt es sich um ein "Sparse Mixture of Experts"-Modell (SMoE). Die Gewichte sind wieder offen und unter der Apache 2.0 lizenziert.

Kurz zu den Eckdaten: 32k Token Kontextlänge können verarbeitet werden. Dabei spricht das Modell Englisch, Französisch, Italienisch, Deutsch und Spanisch und wurde auch auf Codegenerierung optimiert. Fine-tuning ist ebenfalls möglich - so wurde bereits eine instruction-following-Variante trainiert.

Im Vergleich zu Llama 2 70B soll es in einer Vielzahl von Benchmarks bessere Ergebnisse abliefern und dabei schneller arbeiten. Die einzelnen Ergebnisse können der Pressemitteilung entnommen werden.

Einen klassischen Downloadlink konnte ich auf die schnelle nicht finden, das Twitter-Profil verweist nur auf die Torrents. Parallel kündigt das Start-up an, einen eigenen Dienst für API-Endpoints anzubieten, sodass ein Deployment auf eigener Infrastruktur nicht mehr zwangsläufig notwendig ist.

Mistral 7B: Fortschrittliches Open-Source-LLM aus Europa

Das Wettrennen um die Technologieführerschaft der Large Language Models lief größtenteils bisher auf dem amerikanischen Kontinent ab. OpenAI hat das Produkt populär gemacht und Meta AI veröffentlicht den Konkurrenten mit den freien Gewichten. Mit Falcon 40B und 180B gab es allerdings schon Konkurrenz aus Abu Dhabi, zumal mit der gewählten Apache-2.0-Lizenz ein deutlich offenerer Ansatz gewählt wurde.

Als kurz vor dem Sommer das Start-up Mistral aus Paris 105 Millionen Euro eingesammelt hat, waren die Medienberichte zumindest leicht kritisch, da nicht nur das Start-up mit einer gigantischen Finanzierungssumme aus der Taufe gehoben wurde, sondern das Produkt auch noch gar nicht fertig war. Aus der LLM-Sicht ist dies allerdings verständlich, da solche großen Summen schlicht die Voraussetzung sind, um an den Start zu gehen. Schließlich benötigt Training leistungsfähige GPUs und die sind teuer.

Mit dem veröffentlichten Modell Mistral 7B zeigt das Start-up, was es kann. Dabei handelt es sich um ein LLM, das über 7 Mrd. Parameter verfügt und Llama 2 13B in allen und LLaMa 34B in vielen üblichen Benchmarks überbietet: Commonsense Reasoning, World Knowledge, Reading Comprehension, Math, Code, Popular aggregated results. In Codingaufgaben kann die Leistung von CodeLlama 7B erreicht werden.

Das Beste am LLM ist, dass es unter der Apache-2.0-Lizenz steht. Als klassische Open-Source-Lizenz gibt es nicht nur den Forschern und Entwicklern viele Freiheiten, sondern auch eine gewisse Lizenzsicherheit, dass das Modell in freier Software verwendet werden kann.

Ich hatte bereits vor Wochen geschrieben, dass freie Modelle eine gute Möglichkeit sind, um sich als neuer Player auf dem Markt zu profilieren. Diesen Plan verfolgt nicht nur Falcon, sondern nun auch offenbar Mistral. Es ist trotzdem davon auszugehen, dass die 105 Millionen Euro keine "Forschungsspende" waren und kommerzielle Produkte zeitnah folgen werden.

Für die Forscher und Entwickler von LLMs hat die aktuelle Veröffentlichung nichtsdestotrotz Vorteile. Meta AI hat mit der Lizenzgebung von Llama 2 auf die Open-Source-Bewegung in der LLM-Welt reagiert und sein aktuelles Modell unter eine permissive, aber trotzdem proprietäre Lizenz gestellt. Mistral geht allerdings noch einen Schritt weiter und setzt eine "klassische" Open-Source-Lizenz ein. Das hat nicht nur Signalwirkung, sondern ermöglicht, dass Unternehmen ihre LLM-Lösungen zunehmend privat hosten können, da die Parameteranzahl mit 7 Mrd. so dimensioniert ist, dass auch kleinere Datacenter-GPUs für die Ausführung bzw. Inferenz ausreichen. Es bleibt also weiterhin spannend im Umfeld der LLMs.

Die Mistral-7B-Modelle sind in Version 0.1 auf HuggingFace als normales Modell und als auf Chats spezialisiertes Modell (Instruct) verfügbar.

Vorschau auf Erkennung unglaubwürdiger Produktbewertungen in Firefox

Im Mai hatte Mozilla die Übernahme von Fakespot bekannt gegeben, einem Anbieter, der vor gefälschten Bewertungen beim Online-Shopping schützen soll. Dieser Artikel gibt eine erste Vorschau auf die native Fakespot-Integration in Firefox für den Desktop sowie Firefox für Android und Apple iOS.

Über Fakespot und die Übernahme durch Mozilla

Bei Fakespot handelt es sich um einen Anbieter, welcher Künstliche Intelligenz nutzt, um gefälschte Rezensionen auf Shopping-Plattformen wie Amazon zu erkennen. Nach eigenen Angaben nutzen derzeit über eine Million Menschen Fakespot. Anfang Mai hatte Mozilla bekannt gegeben, das Unternehmen Fakespot vollständig und inklusive seiner 13 Mitarbeiter übernommen zu haben. Derzeit ist Mozilla sogar auf der Suche nach mehreren weiteren Mitarbeitern für die Vergrößerung des Fakespot-Teams.

Tipp: Alle Investitionen und Akquisitionen von Mozilla

Seit der Übernahme von Fakespot arbeitet Mozilla an der nativen Integration einer Funktion zur Bewertung von Produkt-Reviews in Firefox, welche derzeit für Firefox 119 geplant ist, zumindest in den USA für die initiale Version. Dieser Artikel soll eine erste Vorschau auf den derzeitigen Entwicklungsstand in der Nightly-Version von Firefox geben.

Das liefert die Fakespot-Integration in Firefox

Der Nutzung von Fakespot in Firefox muss zunächst explizit durch den Benutzer zugestimmt werden. Standardmäßig erfolgt keine Anzeige von Review-Bewertungen.

Bei Aufruf der Produktseite auf einem der unterstützten Shops – das sind derzeit amazon.com, walmart.com sowie bestbuy.com – zeigt Firefox die Glaubwürdigkeit der abgegebenen Nutzer-Bewertungen in Form einer Schulnote nach amerikanischem System („A“ ist die beste, „F“ die schlechteste Note) an. Darunter wird die bereinigte Durchschnitts-Bewertung des jeweiligen Produkts angezeigt, sprich der Durchschnitt aller Bewertungen abzüglich derer, die nach Einschätzung von Fakespot keine echten Bewertungen sind. Erkennt Fakespot, dass die Bewertung nicht mehr auf dem neuesten Stand ist, bietet Firefox die Möglichkeit an, die Analyse neu durchführen zu lassen.

Schließlich folgt noch eine Anzeige aktueller Highlights aus den Bewertungen, eingeteilt nach Kategorien wie Qualität und Preis. Dabei werden nur die glaubwürdigen Bewertungen der letzten 80 Tage als Grundlage genommen.

In manchen Fällen zeigt Firefox ein alternatives Produkt aus der gleichen Kategorie an, welches eine gute Bewertung für die Glaubwürdigkeit der Produktbewertungen hat. Hierbei setzt Fakespot auf seine sogenannten Trusted Deals, womit eine Einnahmequelle für Mozilla geschaffen wird.

Fakespot-Integration in Firefox für Windows, macOS und Linux

Im Falle der Desktop-Version von Firefox ist es so, dass sich bei Aufruf einer entsprechenden Produktseite eine Sidebar öffnet. Diese kann aber auch geschlossen werden. Dann lässt sich die Sidebar immer noch über ein Symbol in der Adressleiste aktivieren.

Fakespot-Integration in Firefox für den Desktop Fakespot-Integration in Firefox für den Desktop

Fakespot-Integration in Firefox für Android und Apple iOS

Firefox für Android und Apple iOS haben keine Sidebar, sondern zeigen stattdessen nur ein Symbol in der Adressleiste an. Ein Druck auf dieses lässt eine entsprechende Anzeige erscheinen, welche ansonsten die gleichen Informationen anzeigt wie Firefox für den Desktop.

Fakespot-Integration in Firefox für Android

Der Beitrag Vorschau auf Erkennung unglaubwürdiger Produktbewertungen in Firefox erschien zuerst auf soeren-hentzschel.at.

KI-Wochenrückblick KW 32/2023

Auch in der Sommerpause gibt es vereinzelte Neuigkeiten aus der Welt der künstlichen Intelligenz. Heute möchte ich mich dabei wieder einmal den Agenten widmen.

MetaGPT

Beim Einsatz von ChatGPT und ähnlichen LLMs stellt sich schnell die Frage, ob da nicht auch mehr geht. Ob das System nicht zur Abbildung alltäglicher Arbeit herangezogen werden kann. Insbesondere mit Anfang des Jahres aus dem Winterschlaf erwachten Konzept der Agenten wurde die Zusammenarbeit unterschiedlicher KI-Instanzen wieder relevant und spannend. Umso interessanter ist es, diese Konzepte zusammenzuführen.

AutoGPT und Co. sind diesem Ziel gefolgt und konnten schon lustige Ergebnisse demonstrieren, wenn man die LLMs sinnbildlich an den eigenen Computer anschließt und z. B. die Ausgaben des LLMs als Eingabe für die eigene Shell verwendet (nicht nachmachen, ist eine dumme Idee). Doch auch hier gab es einige Schwächen, ganz rund lief alles bei weitem noch nicht.

Die Autoren hinter MetaGPT (hier im Bezug auf griechisch meta = über) haben systematisch verschiedene Rollen inkl. ihrer Interaktionen ausgearbeitet und stellen ihre Ergebnisse als Preprint und ihr Framework auf GitHub bereit. Dabei wird eine einzeilige Aufgabe, z. B. die Entwicklung eines Spiels, vom System eingelesen und dann auf ein hierarchisches Team aus Agenten verteilt. Diese Agenten haben verschiedene Rollen, die sich auf die System-Prompts abbilden, d. h. beispielhaft "Du bist ein Entwickler für Python..." oder "Du bist ein Requirements-Engineer...". Am Ende des Tages fällt ein Ergebnis raus, das dann ausprobiert werden kann.

Das Konzept sieht in meinen Augen sehr spannend aus und entwickelt sich stets weiter. Dabei wird deutlich, dass eine simple Prompt für hochwertiges Prompt-Engineering nicht reicht, vielmehr können Effekte ähnlich wie beim Ensemble-Learning genutzt werden, durch die mehrere Instanzen von LLMs, die gemeinsam ein Problem bearbeiten, deutlich effektiver arbeiten.

Was LLMs von Cyc lernen können

Irgendwie habe ich die ganzen letzten Monate schon darauf gewartet, dass sich die Autoren klassischer Expertensysteme beim LLM-Thema zu Wort melden. Immerhin prallen hier zwei komplett unterschiedliche Welten aufeinander, die beide versuchen, die Welt zu erklären.

Klassische Expertensysteme versuchen mit Logik die Welt in Regeln zu fassen. Das typische Beispiel ist "Wenn es regnet, dann wird die Straße nass". Eine klare Implikation, die in eine Richtung geht: ist das Kriterium auf der "wenn"-Seite erfüllt, gilt die Aussage auf der "dann"-Seite. Wird das System gefragt, was mit der Straße passiert, wenn es regnet, antwortet es immer, dass sie nass wird. Immer. Dass es nicht zwangsläufig der Regen sein muss, wenn die Straße nass ist, wird ebenfalls durch Logik ermöglicht, da die obige Regel eine Implikation ist und keine Äquivalenz, denn da würde es heißen "Immer wenn es regnet, dann wird die Straße nass".

Problematischer wird es zu modellieren, dass die Straße selbst bei Regen da nicht nass wird, wo gerade ein Auto parkt. Hieran erkennt man, dass es sich um ein schwieriges Unterfangen handelt, wenn Expertensysteme die echte Welt modellieren sollen. Das Cyc-Projekt hat die Mühe aber auf sich genommen und über die letzten knapp 40 Jahre über eine Million solcher Regeln zusammengetragen. Viele einfache Expertensysteme gelten grundsätzlich aber als veraltet und konnten die Erwartungen für "generelle Intelligenz" schon vor 30 Jahren nicht erfüllen.

Anders funktionieren LLMs, die nicht mit klassischer Logik, sondern Wahrscheinlichkeiten arbeiten, um das "am ehesten passende" nächste Wort für die Antwort zu finden. Zusammengefasst sind Expertensysteme für ihre Präzision zulasten der Vielseitigkeit bekannt und LLMs einfach anders herum.

Doug Lenat von Cyc und Gary Marcus von der NYU haben in ihrem Preprint nun 16 Anforderungen zusammengetragen, die eine "vertrauenswürdige KI" haben sollte, darunter Erklärung, Herleitung oder Kontext. Anschließend gehen die Autoren noch ein, wie ihr (kommerzielles) Cyc das umsetzen kann.

Ich bin tatsächlich überzeugt, dass man untersuchen sollte, wie sich diese beiden Ansätze verheiraten lassen. Dabei sprechen auch die Ergebnisse von AutoGPT, MetaGPT & Co. dafür, dass das Vorhaben auf neuronaler Ebene angegangen werden muss, da einfache Varianten wie System-Prompts á la "Du bist LogikGPT. Gib mir die Entscheidungsregeln in Prädikatenlogik aus." immer noch auf Token-/Wortvorhersagen basieren und zu viel Halluzination zulassen.

Dennoch bin ich sicher, dass es auch hier Fortschritte geben wird, die wir dann früher oder später in einem Wochenrückblick diskutieren können. Bis dahin!

KI-Wochenrückblick KW 31/2023

In der heutigen Ausgabe des Wochenrückblicks blicken wir auf ein neues Modell von IBM und einen Ausblick auf neue Features in der ChatGPT-Oberfläche von OpenAI.

IBM und NASA veröffentlichen Foundation-Model für Geodaten

Wie ich an der einen und anderen Stelle im Wochenrückblick schon einmal erwähnt habe, beschränkt sich die Transformer-Architektur mittlerweile nicht mehr nur auf Textaufgaben. Mit Vision Transformers lässt sich dies auch auf die grafische Ebene erweitern.

In einer Kooperation zwischen IBM und der NASA wurden nun die Prithvi-Modelle auf Hugging Face veröffentlicht. Sie ermöglichen es, ein Satellitenbild einzugeben und z. B. vorhersagen zu lassen, welche Gebiete am ehesten Fluten ausgesetzt sein könnten.

Um diese Vorhersagen zu ermöglichen, hat IBM Daten aus dem Harmonized Landsat Sentinel-2-Projekt (HLS) herangezogen, um ein Foundation Modell zu trainieren. Im HLS-Datensatz befinden Satellitendaten, die mit je 30 Metern pro Pixel aufgelöst sind. Auf der technischen Seite wird ein Vision Transformer mit Masked Autoencoder eingesetzt. Das Foundation Modell kann nun von weiteren Forschern feingetuned werden, um die jeweiligen Vorhersagen weiter zu verbessern. Durch IBMs Arbeit sollen nun mehr als 250.000 TB an Missionsdaten von der NASA besser zugänglich gemacht werden. Weitere Details zum Projekt können im Blogartikel und in der Pressemitteilung von IBM abgerufen werden.

Neue ChatGPT-Features

Wie SimilarWeb schon vor wenigen Wochen beobachten konnte, ebbt der Hype um ChatGPT langsam ab. Auffällig beim Release von ChatGPT war auch, wie puristisch die ganze Oberfläche war. Dabei ist es vermutlich das Backend, was OpenAI gemeistert hat, denn sie haben es geschafft, das System in den ersten Wochen unter ziemlich hoher Last aufrecht zu erhalten.

Im Frontend wurden aber zwischenzeitlich auch Änderungen und Verbesserungen umgesetzt, insbesondere die Einführung des kostenpflichtigen Dienstes ChatGPT Plus hat einige Anpassungen erfordert. Logan Kilpatrick, zuständig für "Developer Relations" bei OpenAI, gab nun einen Ausblick, was demnächst zu erwarten ist.

So wird es unter anderem vorgeschlagene Einstiegs- und Folgefragen und die Möglichkeit des Uploads mehrerer Dateien im Code Interpreter geben. Zudem soll die Zwangsabmeldung nach 14 Tagen abgeschafft werden.

Während ein Teil der Änderungen hilfreiche Detailverbesserungen beisteuert, werden die "vorgeschlagenen Folgefragen" am lustigsten sein. Nun schreibt also ChatGPT nicht nur die Antworten, sondern auch die Fragen. Es bleibt spannend.

KI-Wochenrückblick KW 30/2023

In diesem Wochenrückblick kann ich euch wieder drei spannende Nachrichten präsentieren, die abbilden, was in den letzten Tagen besondere Aufmerksamkeit in der AI-Community erhalten hat.

SDXL 1.0 erschienen

Wie in fast jeder Woche kann ich euch auch dieses Mal wieder von einem neuen Modell berichten. Das Team rund um Stability AI hat am 26. Juli SDXL 1.0 veröffentlicht. SDXL baut auf Stable Diffusion auf. In der kürzlich erschienenen Version 0.9 konnten viele Eindrücke bereits gesammelt werden.

Dabei handelt es sich um ein Text-zu-Bild-Modell, welches Eingaben in 1024x1024 Pixel große Bilder konvertiert. Das Modell wurde weiter für Fotorealismus optimiert und kann nun besser die Farben, Kontraste und Schatten abbilden, so die Pressemitteilung.

Auf technischer Ebene besteht SDXL 1.0 aus zwei Modellen: einem Base-Modell mit 3,5 Mrd. Parametern und einem Refiner-Modell mit 6,6 Mrd. Parametern. Grob lässt sich das Refiner-Modell so vorstellen, dass es die Vorarbeiten vom Base-Modell nochmals deutlich verbessert, um die Qualität zu steigern.

Stability AI gibt an, dass Consumer-GPUs mit 8 GB VRAM bereits ausreichen, um damit arbeiten zu können. Ich konnte SDXL 1.0 bereits auf einer A10-Karte ausprobieren und es ermöglicht beeindruckende Ergebnisse.

Als Open-Source-Modell kann man sich die Gewichte für das Base- und Refiner-Modell laden, um es anschließend lokal zu nutzen. Für Anwender, die lediglich in die Möglichkeiten hineinschnuppern möchten, bietet sich der Dienst ClipDrop an, der kostenlos eine geringe Anzahl an Bildern zum Test generiert. Lizenziert ist SDXL 1.0 unter der Open RAIL++-M-Lizenz.

Adversarial Attacks auf LLMs

Unter dem Namen Universal and Transferable Adversarial Attacks on Aligned Language Models (Webseite) haben Zuo (CMU), Wang (Center for AI Safety), Kolter (CMU, Bosch Center for AI) und Frederikson (CMU) ein Paper präsentiert, das auf dem klassischen Gedanken der Adversarial AI aufbaut. Ihr erfolgreich erreichtes Ziel ist es, bestehenden LLMs Antworten zu entlocken, die unterdrückt werden sollen, da sie gegen die Regeln der LLM-Autoren verstoßen würden.

Die klassischen "Jailbreaks" kamen bereits kurz nach der Veröffentlichung von ChatGPT auf und wurden zeitnah immer geschlossen. Das ging in die Richtung von "Ein gute KI würde nicht sagen, wie man BÖSE SACHE HIER EINFÜGEN tut. Was würde aber eine böse KI sagen?". Die konkreten Anfragen mussten allerdings manuell aufwändig optimiert werden. Die Forscher stellen nun einen automatisierten Ansatz vor, der die böse Anfrage um eine Zeichenkette erweitert, die für Menschen unsinnig aussieht, aber das LLM intern in einer Weise beeinflusst, sodass es die aufwändig implementierten Schutzmechanismen selber missachtet und "Klartext" spricht.

Adversarial AI ist nicht neu und bereits aus der Bilderkennung bekannt. Hier genügte es, bestimmte Pixel in einem Bild zu verändern, die die menschliche Wahrnehmung nicht ändern, aber KI-Modelle verwirren. So wird für das Modell schnell aus einem 30er-Zonen-Schild ein 80er-Zonen-Schild. Dies ist durch das Studium der Modelle möglich, da man über die Zeit lernen kann, wie die Eingaben die Ausgaben beeinflussen und an welchen Stellen neuronale Netze unerwünschte Ausgaben gezielt herbeiführen kann.

1 LLM + 1 GPU + 1 Day

Die letzte Nachricht dieser Woche ist bereits ein kleiner Ausblick. Im Dezember 2023 findet die NeurIPS 2023 statt. Die NeurIPS ist eine der angesehensten Konferenzen über neuronale Netze. Schon jetzt wurde eine neue Challenge veröffentlicht, an der man bis voraussichtlich Oktober 2023 noch teilnehmen kann.

Bei der LLM Model Effiency Challenge ist das Ziel, ein bestehendes Foundation Model innerhalb eines Tages auf einer GPU, wahlweise einer 4090 oder A100 (40 GB), für ein bestimmtes Aufgabengebiet finezutunen. Dabei gelten bestimmte Regeln, welche Foundation Models z. B. verwendet werden dürfen. Darunter sind Falcon, MPT, Llama 2, BART oder T5 enthalten.

Das Ziel der Challenge ist es, die Transparenz in der Forschung der LLMs zu verbessern, da u.a. bisher ein besonders hoher Ressourcenaufwand nötig war, um das Training erfolgreich umzusetzen. Diese Challenges dienen auch, innovative Ansätze zu fördern, da durch die künstlichen Beschränkungen die Teilnehmer angehalten werden, Wege zu finden, eben 1 LLM mit 1 GPU innerhalb 1 Tages zu trainieren. Die Besten der Besten lassen sich auf einem Leaderboard tracken, um zu sehen, wer den "Highscore" knackt. Die beiden besten Teams dürfen dann auf der NeurIPS jeweils einen 30-minütigen Talk halten.

Es bleibt also weiterhin spannend. Blicken wir auch in eine neue Woche mit spannenden Neuerungen und Entwicklungen!

KI-Wochenrückblick KW 29/2023

In dieser Woche gab es spannende Neuigkeiten von Meta AI und aus der Welt der Regulierung.

Llama 2

Einen Paukenschlag gab es in dieser Woche von Meta AI: Llama 2 wurde veröffentlicht mit einer Lizenz, die explizit auch die kommerzielle Nutzung erlaubt. Die Gewichte können auf Antrag gemäß den Nutzungsbestimmungen heruntergeladen werden. Verfügbar ist das Modell mit 7, 13 oder 70 Mrd. Parametern. Es wird eine Kontextlänge von bis zu 4096 Token unterstützt. Trainiert wurde das Modell auf über 2 Billionen Tokens. Das Finetuning wurde einerseits überwacht (SFT) und andererseits auf menschlichen Präferenzen (RLHF) vorgenommen.

Im Wettbewerb der LLMs geht es weiter um die Stellung der Vorherrschaft. Wer das beste Modell möglichst frei zur Verfügung stellt, bildet einen wichtigen Ankerpunkt, auf dem Forscher ihre Arbeiten aufbauen. Das ist auch bei kommerziellen Interessen sinnvoll, da eine große Nutzerbasis erreicht werden kann, die innovative Forscher und Entwickler hervorbringt, die wiederum den Ruf und die Marktposition des Unternehmens stärken.

Meta Platforms erhält nun die Möglichkeit, vom einstiegen Social-Media-Riesen zum Multimedia-Konzern aufzusteigen, der die Möglichkeiten hat, alle Medien zu bedienen. Die AI-Abteilung hat sich einen guten Ruf gemacht und versucht diesen nun im stark umkämpften Feld der LLM-Foundation-Models zu verteidigen. Dass Meta AI sich dieser Situation bewusst ist zeigt auch der Vergleich zwischen Llama 2 und MPT-7B, Vicuna-13B oder Falcon-40B im eigenen Paper zu Llama 2.

WormGPT

Dass LLMs auch für zweifelhafte Zwecke eingesetzt werden können, sollte jedem von Anfang an klar gewesen sein. In meinen Augen kann so etwas auch gar nicht durch Embargos verhindert werden, da es bei Technologien immer Akteure gibt, die sich nicht an die Regeln halten. Vielmehr sollten Gegenmaßnahmen eingesetzt werden, die auf die Ursache abzielen und nicht nur die Symptome bekämpfen.

SlashNext gibt in einem Blogeintrag einen interessanten Einblick in ein LLM-System mit dem Namen "WormGPT". Es soll auf dem 2021 erschienenen GPT-J aufbauen, um BEC-Tasks aufzuführen, also Business E-Mail Compromise. Da LLMs besonders dazu in der Lage sind, Texte nach bestimmten Stilen oder Gattungen zu entwerfen, kann ohne entsprechende Sicherheits-Checks ein System auf bösartige Aufgaben trainiert werden, um zum Beispiel eine Nachricht im Stil des eigenen Chefs oder Kunden zu schreiben.

Ratschläge, besonders auf die Rechtschreibung von eingehenden, echt aussehenden E-Mails zu achten, laufen mit der aktuellen Entwicklung somit zunehmend ins Leere. Bleibt also nur noch die Ursachenbekämpfung, der mit z. B. einem Konzept, das auf digitale Signaturen aufbaut, oder weiteren innerbetrieblichen Abläufen begegnet werden kann, damit nicht auf einfache Anweisung riesige Summen ins Ausland überwiesen werden.

Selbstverpflichtung

Der Wunsch der Politik, mit der Regulierung dem technischen Wandel Schritt halten zu können, wurde auch in dieser Woche spürbar. Sieben große AI-Organisationen, darunter Google, OpenAI und Anthropic, haben sich gegenüber der US-Regierung zu Risikomanagement verpflichtet. Dieses soll auch Tests und den Austausch mit Behörden und Gesellschaft einschließen.

Damit lässt sich in westlichen Ländern der Trend beobachten, die Gefahren, die sich aus der Entwicklung ergeben, möglich schnell eindämmen zu können. Andererseits - und auch das ist Bemerkenswert - verpflichten sich die Unternehmen zur Entwicklung von Systemen, um Herausforderungen in der Gesellschaft anzugehen. Statt also nur KI einzuschränken, soll die Entwicklung aktiv forciert werden.

Besonders die Kennzeichnung von KI-Inhalten wird diskutiert. In meinen Augen gibt es hier Vorteile wie Nachteile. Einerseits ist es sinnvoll, zu wissen, auf welcher Basis bestimmte Texte entstanden sind (ich schreibe diese Zeilen gerade zum Beispiel selber), andererseits werden Lösungen damit gefördert, die in einer weiteren Ausbaustufe jeden Datensatz personifiziert zuordenbar machen, was zunehmend den Datenschutz aushölt.

Diese Woche zeigt nichtsdestotrotz, dass es im hohen Tempo weitergeht und jede Woche einige Überraschungen bereithält - wie diese Woche Llama 2. Schauen wir also, was uns auch die nächste Woche bringt!

KI-Wochenrückblick KW 28/2023

Heute habe ich die Timeline aktualisiert, die einen Überblick über aktuelle und wichtige Modelle gibt. Es wird schnell ersichtlich, dass wir uns in der KI-Welt mittlerweile wieder in der Detailarbeit befinden und der große Schub an neuen LLMs immer weiter abnimmt. Aber was hat uns diese Woche beschert?

"Low Ressource" Text Classification

Diese Woche wurde ein Paper diskutiert, das recht unscheinbar daherkommt: "Low Resource" Text Classification: A Parameter-Free Classification Method with Compressors. Kurz gefasst wollen die Forscher die Tatsache feiern, dass ihr Modell weniger ressourcenintensiv ist.

Dafür haben sie eine reizend unaufwändige KI-Methode für Textklassifikation vorgestellt, die eine vergnügliche Kreuzung aus einem simplen Kompressor - ähnlich wie gzip - und einem k-Nearest-Neightbor-Klassifikator ist. Und das spannendste an der Sache? Sie kommt komplett ohne Trainingsparameter aus. Was für eine erfrischende Neuheit, denn das Modell spielt etablierte Konkurrenten wie BERT auf allen fünf OOD-Datensätzen gnadenlos aus.

Was uns das Paper zeigt, ist, dass nicht alles nur durch Deep Neural Networks beherrscht wird. Wer eine clevere, einfache Methode entwickelt, kann trotzdem erstaunliche Ergebnisse erreichen. Der Quellcode für das Verfahren ist beachtenswert kurz und unter GitHub abrufbar.

x.AI

Wer sich noch an den Anfang von OpenAI erinnern kann, wird um die Rolle von Elon Musk wissen. Er hat sich für OpenAI eingesetzt und viele Ressourcen bereitgestellt. Später kam der Rückzug aus OpenAI und eine auf Twitter propagierte kritischere Haltung gegenüber dem Start-up.

Mittlerweile baut Elon Musk fleißig die Infrastruktur rund um Twitter um, welches zunehmend einfach nur noch als "X" bezeichnet wird. Im April kam die Nachricht über eine große Bestellung von Grafikkarten durch Twitter. Jetzt dürfte klar sein, welche Richtung eingeschlagen wird.

xAI soll ein Unternehmen werden, das die wahre Natur des Universums verstehen möchte, wie auf der Landing Page auf x.ai bekannt gegeben wird. Neben der Zielsetzung werden auf der Seite noch einige Informationen über das Team bereitgestellt, wobei schnell klar wird, dass viele Leute, die zuvor bei DeepMind, OpenAI und in den Research-Abteilungen von Microsoft und Google gearbeitet haben, am Start-up mitarbeiten. xAI ist zwar ein getrenntes Unternehmen, soll aber eng mit Twitter und Tesla zusammenarbeiten. Noch gibt es keine genauen Informationen, was geplant ist, wir können aber mehr hierzu in den nächsten Wochen erwarten.

OpenOrca

Vor einigen Wochen habe ich bereits berichtet, dass Microsoft eine Methode veröffentlicht hat, mit der sehr leistungsstarke LLMs mit wenigen Parametern trainiert werden können. Das Team von OpenOrca hat bereits vor einigen Tagen das gleichnamige Dataset auf Hugging Face gezeigt, nun folgte in dieser Woche die Veröffentlichung des ersten eigenen richtigen Modells, OpenOrca-Preview1-13B.

Das Team von OpenOrca nutzt das Dataset, um in dem Modell ein LLaMA-13B entsprechend finezutunen. Dabei wurden bisher weniger als 6% des Datensatzes zum Training eingesetzt und dieser Release soll nur als Vorschau einen Einblick in den aktuellen Entwicklungsstand geben.

Es bleibt also weiterhin spannend. Neue Methoden und Techniken ermöglichen hochwertige und leistungsstarke Modelle, die es auch mit ihrer proprietären Konkurrenz aufnehmen können. Schauen wir, was uns auch nächste Woche erwartet!

KI-Wochenrückblick KW 27/2023

Langsam kündigt sich, wie wir heute in den Nachrichten sehen werden, in der KI-Welt eine kleine Sommerpause an, sodass es etwas ruhiger wird. In dieser Woche hat OpenAI wieder für die eine oder andere Schlagzeile gesorgt, weswegen sich der Wochenrückblick speziell darauf konzentrieren wird.

Vermuteter ChatGPT-Traffic geht zurück

Traffic von fremden Webseiten zu messen ist eine gar nicht so einfache Angelegenheit. Am Ende des Tages weiß nur der Betreiber der Webseite, wie viele Inhalte er an wie viele IP-Adressen ausgeliefert hat, woraus man eine Nutzerzahl abschätzen kann. SimilarWeb ist ein Dienstleister, der sich auf Schätzungen über den Traffic externer Webseiten spezialisiert hat und nimmt dafür Ersatzmetriken zur Hilfe.

Über ChatGPT berichtet SimilarWeb nun, dass der Traffic von Mai zum Juni hin um etwa 10 Prozent gesunken sein soll. Die Anzahl der einzigartigen Nutzer soll um etwas über 5 Prozent, die auf der Webseite verbrachte Zeit um etwa 8 Prozent gesunken sein.

Unabhängig von den Zahlen kann ich den Trend nachvollziehen. Einerseits zeichnet sich die Sommerpause ab, in der viele im Urlaub sind und den Dienst weniger beruflich "ausprobieren". Andererseits weiß der beträchtlich große Nutzerkreis von ChatGPT mittlerweile um die Funktionen des LLM, weshalb die Neugier der Nutzer vermutlich abnimmt. ChatGPT kommt nun langsam als klassisches Werkzeug im Mainstream an.

GPT-4 API für alle

Passend dazu hat OpenAI die API für GPT-4 nun von der Warteliste befreit und stellt den Dienst für alle Nutzer bereit. Ob es einen Zusammenhang zur vorherigen Nachricht mit den dadurch frei werdenden Ressourcen gibt, werden wir sicherlich nie erfahren, aber schon bei früheren Diensten wie DALL-E hat OpenAI nach einer anfänglichen Startphase die künstliche Verknappung über die Warteliste auslaufen lassen.

In der dazugehörigen Blognachricht wurde gleichzeitig angekündigt, die Completions-API Anfang 2024 aufzugeben. An dieser Stelle wird wieder deutlich, wie sehr OpenAI auch weiterhin ein Start-up ist. War das bisherige API-Konzept mit GPT-3 auf die Vervollständigung von Anfragen ausgelegt, hat sich dies durch den plötzlichen Erfolg von ChatGPT stark verändert. LLMs agieren interaktiv und können auf Folgefragen antworten. Dies wird offenbar durch die Chat-API am besten repräsentiert, weswegen OpenAI sich hierauf jetzt konzentriert. Die Änderungen wurden schon im OpenAI Playground wirksam.

ChatGPT Code Interpreter

Ich kann mich noch gut an den Dezember 2022 erinnern, als ein Artikel über eine [imaginäre virtuelle Maschine innerhalb des neuen LLMs ChatGPT] die Runde machte. Daraufhin habe ich mir ChatGPT erstmals genauer angesehen. Damals hat sich ChatGPT eine VM halluziniert, ein Verhalten, das zeitnah leider schon eingedämmt wurde. Mittlerweile wurde aber aus der Fiktion Realität: ChatGPT Plus verfügt Berichten und einem Tweet zufolge nun über ein Plugin, dass es ermöglicht, Code innerhalb einer Sandbox auszuführen.

Damit wird ChatGPT noch leistungsfähiger und kann für immer mehr Aufgaben eingesetzt werden. Das war bisher eine Herausforderung, aber auch ein Forschungsthema, das bezogen auf Tools auch mit dem Toolformer oder Visual ChatGPT zu interessanten Ergebnissen führte. Auf diese Weise kann ChatGPT auch deterministischer werden: so braucht ChatGPT ggfs. für eine komplexe Aufgabe nur den benötigten Code generieren - die Berechnung wird dann in der Sandbox vorgenommen und kommt zu den Ergebnissen mit der nötigen Präzision.

Schauen wir auch in der nächsten Woche, mit was für Fortschritten und spannenden Nachrichten wir rechnen können.

KI-Wochenrückblick KW 26/2023

Im heutigen Wochenrückblick schauen wir auf einen spannenden Essay, ein interessantes Tool für Code-Migrationen und ein neues Open-Source-LLM für große Sequenzlängen.

The Rise of the AI Engineer

Beginnen wir den heutigen Wochenrückblick mit einem Artikel, der in der Woche disktutiert wurde. swyx hat auf Latent Space den Artikel The Rise of the AI Engineer veröffentlicht. Im Artikel geht es um die Entstehung eines komplett neuen Berufszweiges: dem AI Engineer. Dabei ist der AI Engineer die Weiterentwicklung des Prompt Engineers und wird im Essay auf einer Skala eingeordnet. Der AI Engineer beschäftigt sich wenig mit der genauen Funktionsweise von ML-Modellen, vielmehr versteckt ihm die API wie z. B. von OpenAI die technischen Details und ermöglicht ihm, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: sein Produkt.

War es vor zehn Jahren noch ein forschungsnahes Vorhaben, ein Produktempfehlungssystem zu entwerfen, ist es durch die Verfügbarkeit von schnell einsetzbaren Diensten heutzutage möglich, die gewünschte Funktionalität zu integrieren. Integration, das ist es, was den AI Engineer ausmacht. Er muss nicht wissen, wie ein LLM genau funktioniert, er muss nur wissen, was es tut. Insbesondere erwähnt der Autor des Essays, dass die Few-Shot-Modelle dazu geführt haben, dass ML-Forscher selber nicht mehr das Modell wie GPT-4 auf den Einsatzzweck abstimmen, sondern diese Aufgabe von Anwendern übernommen wird, die Zeit mit dem Modell und der Schnittstelle verbringen und ausprobieren, was man damit tun kann.

Das alles wird nicht einfach sein, vor allem, da klassische ML-Forscher über lange Zeit hinweg dieses Feld noch belächeln werden. Behält man diesen Wandel allerdings im Hinterkopf, kann man sich schon jetzt darauf einstellen und wird nicht überrascht, wenn in fünf Jahren Menschen, deren Vollzeitjob die Integration von ML-Systemen ist, hohe Gehälter und einen substantiellen Einfluss auf den Geschäftsbetrieb vieler Firmen erhalten.

GPT-Migrate

Wie so eine konkrete Anwendung aussehen kann, zeigt bereits GPT-Migrate. Hier handelt es sich um ein interessantes Produkt, das eine Codebase von einer Programmiersprache in eine andere umwandelt.

Das Projekt selber setzt auch nur auf bestehende LLMs, nutzt sie aber in einer besonders abgestimmten Art und Weise. Der Code soll nicht nur starr umgewandelt, sondern auch idiomatisch sinnvoll ausgegeben werden. Wandelt man beispielsweise ein Python-Projekt in eine Node.js-Application um, besteht die Arbeit aus mehr als nur einer 1:1-Umwandlung der Statements. Vielmehr müssen die Frameworks beachtet werden mit ihrer individuellen Weise, Lösungen abzubilden.

Betrachten wir ein solches Projekt aus der akademischen Sicht, ist so ein Projekt ein Himmelfahrtskommando: Wir können nicht mit hinreichender Sicherheit sagen, ob es immer zuverlässig funktioniert. In der Praxis hat dieser Umstand für den durchschnittlichen Anwender allerdings eine untergeordnete Rolle: wenn es auch nur regelmäßig funktioniert, bringt es viele Entwickler für ihre Durchschnittsprojekte schon weiter. So sind Informatiker heutzutage auch nicht durchgängig mehr damit beschäftigt, richtige Algorithmen für z. B. Sortierung zu entwerfen, sondern reihen eher fertige Programmfragmente und -prozeduren aneinander. Eine unbeaufsichtigte Dienstleistung für Codeumwandlung sollte dennoch nicht auf so einem einfachen System aufgebaut werden. Die Abstimmung, die feinen Anpassungen und die Risikoanalyse - auch das werden in meinen Augen Aufgaben des AI Engineers sein.

Salesforce XGen

Neue Modelle sollen auch in diesem Wochenrückblick nicht fehlen. In dieser Woche haben wir diesbezüglich wieder einen alten Bekannten dabei: Salesforce, bekannt von BLIP2 oder CodeT5. Diesmal hat sich das Forschungsteam rund um Nijkamp, Xie, Hayashi, Pang und Xia mit Open-Source-LLMs für besonders hohe Sequenzen beschäftigt.

Die Sequenzlänge als maximale Länge einer Eingabe für das LLM ist neben der Parameterzahl einer der wichtigsten numerischen Einflussfaktoren für die Leistungsfähigkeit von LLMs. Soll ein solches Modell beispielhaft einen Text zusammenfassen, kann ein LLM mit 8 Tsd. Tokens Sequenzlänge deutlich mehr Text in einem Zug verarbeiten als ein LLM mit 2 Tsd. Tokens Sequenzlänge. Dass die Sequenzlänge in Tokens statt Wörtern gemessen wird, ist auf die mathematische Darstellung der Eingaben für LLMs zurückzuführen. Im Wochenrückblick der vergangenen Woche habe ich für diese Thematik Lehrmaterial vorgestellt.

Salesforce hat unter dem Namen XGen-7B Modelle mit einer Sequenzlänge von 8 Tsd. Tokens und einer Parameterzahl von 7 Mrd. trainiert, die den bisherigen Open-Source-Modellen mit nur 2 Tsd. Tokens wie LLaMA, MPT oder Falcon in standardisierten Benchmarks wie MMLU oder SCROLLS mindestens gleichauf sind. Die kommerzielle Konkurrenz kommt mit GPT-4 auf 32 Tsd. Tokens oder mit Claude auf 100 Tsd. Tokens. Das Training wurde mit 1,5 Billionen Tokens (hier nicht Sequenzlänge, sondern Anzahl der Tokens, auf deren Basis trainiert wurde) durchgeführt und hat über 150.000 US-Dollar gekostet.

Weitere Informationen zu XGen sind im Blogartikel von Salesforce Research zu finden. Die XGen-7B-Modelle sind in verschiedenen Varianten auf HuggingFace unter der Apache-2.0-Lizenz verfügbar, der zugrundeliegende Code kann unter GitHub abgerufen werden.

Und so geht wieder eine spannende Woche zu Ende, in der wir beobachten konnten, wie einerseits weiterhin neue Open-Source-Modelle mit Verbesserungen veröffentlicht werden und andererseits die Anwendung solcher Modelle zunehmend in den Vordergrund tritt. Schauen wir, was uns auch in den nächsten Tagen wieder erwartet!

WinGPT: KI-Assistent für Windows 3.1

Nein, am heutigen 26. Juni 2023 ist nicht der 1. April. Das ist kein Scherz … jemand hat tatsächlich KI-Integration für Windows 3.1 entwickelt. Das ist so balla balla, dass es schon wieder geil ist. WinGTP ist ein KI-Assistent, für Windows 3.1, der auf Deinem 386er läuft. Damit kannst Du nach eigenen Angaben: So ist WinGTP entstanden und so funktioniert es Der Entwickler erklärt, dass WinGPT in C geschrieben ist und das Standard-Windows-API benutzt. Als Compiler wurde Open Watcom v2 […]

Der Beitrag WinGPT: KI-Assistent für Windows 3.1 ist von bitblokes.de.

KI-Wochenrückblick KW 25/2023

Und wieder ist eine Woche um! Im heutigen Wochenrückblick geht es um drei Nachrichten und einen Lesetipp.

MPT-30B

In fast jeder Woche erscheinen neue KI-Modelle. Seien es komplett neue Modelle wie Falcon oder Vertreter bestehender Modellfamilien wie das diese Woche veröffentlichte MPT-30B.

Konkurrenz belebt das Geschäft. Während Falcon-40B als eines der leistungsstärksten Open-Source-LLMs viele Benchmarks für sich entscheidet, ist das Deployment aufgrund der hohen Parameteranzahl teilweise mitunter herausfordernd. MPT-30B stellt sich hier als Alternative auf und gibt an, dass es auf einer A100-80G mit 16-Bit-Präsizion oder einer A100-40GB mit 8-Bit-Präsizion bereitgestellt werden kann. Ansonsten baut das Modell auf dem bereits vor einigen Wochen vorgestellten MPT-7B auf und wird durch seine Programmierfähigkeiten charaketerisiert, die durch die Auswahl der Trainingsdaten angelernt werden konnten. Das Modell ist wieder in verschiedenen Facetten verfügbar: als Basismodell, für Instruktionen optimiert oder für Chat optimiert.

SDXL 0.9

Stable Diffusion XL (SDXL) ist eine Weiterentwicklung aus dem Hause Stability AI. Deren erstes Produkt Stable Diffusion hat schon überzeugt, weil es eine Alternative zu OpenAI DALL-E war. Bei Stability AI werden öffentlichkeitswirksam die Entwicklungen im Blog vorgestellt und so war bereits SDXL Beta interessant, weil es nochmals die Fähigkeiten des Bildgenerators erweitert.

SDXL 0.9 ist nun der Nachfolger von SDXL Beta. Im Blogeintrag kann im direkten Vergleich nachvollzogen werden, dass SDXL 0.9 Bilder generiert, die deutlich besser zu den Bildbeschreibungen passen. Technisch wurde der Fortschritt durch eine Erhöhung der Parameterzahl erreicht. Mit 3.5 Mrd. Parametern als Basismodell und einer 6.6 Mrd. Parameter starken Ensemble-Pipeline handelt es sich dabei um das nach eigenen Angaben parameterstärkste Open-Source-Bildmodell. SDXL 0.9 ist bereits auf ClipDrop für den Einsatz verfügbar und kann über HuggingFace direkt bezogen werden.

Mercedes-Benz testet ChatGPT

Die Entwicklung der LLMs macht momentan vor den Systemen halt, bei denen man Sprachfähigkeiten am ehesten erwartet: Sprachassistenten auf Smartphones. Hier müssen wir uns bei den verbreiteten Systemen weiterhin noch auf die voreingestellten Fähigkeiten beschränken, die einprogrammiert wurden. Konkurrenz kommt nun von ungewohnter Seite: Mercedes-Benz hat in den letzten Tagen für die US-Kunden bekanntgegeben, in einer frühen Betaversion ChatGPT für die Sprachassistenz in ausgewählten Automodellen mit MBUX zu unterstützen.

Die Teilnahme an dem Programm ist optional. In der Pressemitteilung wird insbesondere der Datenschutz und die Hoheit über IT-Prozesse hervorgehoben. Technisch wird dieses Vorhaben über eine Kooperation mit Microsoft und dem Azure OpenAI Service umgesetzt.

Embeddings

KI ist ein sehr komplexes Thema, das viele Disziplinen umfasst. Umso wichtiger ist es, hochwertige Lernmaterialien zu beziehen. Vicki Boykis hat mit What are embeddings ein umfangreiches Handbuch ausgearbeitet, das sich mit einem wichtigen Kernelement beschäftigt, das LLMs heutzutage erst möglich macht. Konkret geht es dabei um Verfahren, natursprachliche Texte in Zahlen zu verwandeln, um sie mathematisch verarbeitbar zu machen.

Das Handbuch umfasst neben Erklärungen und mathematischen Hintergründen auch Codebeispiele, um selber einmal am Beispiel auszuprobieren, wie Embeddings konkret funktionieren.

Bis zur nächsten Woche!

KI-Wochenrückblick KW 24/2023

Während der letzte KI-Wochenrückblick etwas kürzer ausfiel, da die gefühlt gesamte Tech-Welt nach Cupertino geschaut hat, gibt es in dieser Woche etwas mehr zu berichten. Starten wir also rein!

AI und Compliance

Üblicherweise steht bei Tech-Themen die Technologie im Vordergrund. Nicht so bei KI. Man kann es vielleicht dem Zeitgeist oder den Erfahrungen mit dem Internet zuschreiben, aber bei rechtlichen oder gesellschaftlichen Auswirkungen wird bei KI ein strenger Maßstab angelegt. So hat in dieser Woche das EU-Parlament den lange diskutierten AI Act eine Stufe weitergeschoben. Im wesentlichen bedeutet der AI Act, dass man nicht mehr jede beliebige KI-Anwendung auf den Markt werfen kann. Erfüllt eine Anwendung bestimmte Kriterien, müssen zusätzliche, bürokratische Schritte zur Qualitätssicherung und Folgenabschätzung vorgenommen werden. Welche Kriterien das sind und was daraus folgt, ist im aktuellen Prozess schwer zu verfolgen, reicht(e) aber von "ChatGPT wird praktisch verboten" bis "Es wird sehr aufwändig".

Besonders schwierig ist es, die Auswirkungen eines solchen Regelwerks anhand konkreter Beispiele nachzuvollziehen. Risihi Bommasani vom Stanford CRFM hat diese Woche auf Twitter demonstriert, wie das aussehen könnte. Er und sein Team haben für 10 verschiedene KI-Anbieter in einer Punktematrix dargelegt, wo welche Anbieter punkten und wo noch Nachbesserungsbedarf ist. Besonders gut kam BigScience (BLOOM) an, hier wurden 36 von 48 möglichen Punkten geholt, besonders bei "Data sources", "Data governance" und "Downstream documentation" konnte BigScience punkten.

Sehen, was der andere sieht

Typische Ermittlerdokus sind der KI schon seit Jahrzehnten voraus und können die Regeln von Raum und Zeit auf Überwachungsvideos außer Kraft setzen. Aktuelle Entwicklungen in der KI ziehen aber langsam nach. Mit Seeing the World through Your Eyes haben Alzayer et al. von der University of Maryland, College Park gezeigt, dass die Reflexion der Pupillen eines Menschen in Bildsequenzen genutzt werden kann, um das Gesehene aus seiner Perspektive als 3D-Modell abzubilden.

So wird "Point of View" real und kann benutzt werden, um Gegenstände, die die Person sieht, wiederzuerkennen. Natürlich ist die Technologie nicht perfekt und verfügt über eine geringe Auflösung, zeigt aber, dass in den verschiedensten Bereichen der Musterverarbeitung Entwicklung stattfindet. Dieses Paper setzt auch neuronale Netze lediglich am Rande ein, was noch einmal verdeutlicht, dass KI nicht nur aus LLMs und Transformers besteht.

LLMs und Secret Sauce

Nichtdestotrotz bleiben die LLMs ein Thema. Galine Alperovich hat im letzten Monat eine Zusammenstellung von Tricks veröffentlicht, um 100K Context Windows zu ermöglichen. Mit Claude haben wir bereits ein System gesehen, was so ein enormes Kontextfenster umsetzt, auch MPT weist mittlerweile Kontextfenster um die 65.000 Token auf.

Ihre dargelegten Hinweise können genutzt werden, um das Training von eigenen Modellen zu optimieren, denn das stellt heutzutage die große Kunst dar. Dass das Training generell möglich ist, haben wir gesehen. Es aber auch aufwandsarm umzusetzen, kann einerseits die Kosten senken, aber auch das Training für kleinere Akteure generell erst möglich machen.

Abschließend für den heutigen Wochenrückblick können wir auch nochmal auf OpenLLaMA schauen. Viele Teams haben sich in der Zwischenzeit rangesetzt, um Meta AIs Arbeit zumindest zu reproduzieren. Die Ergebnisse trudeln Woche für Woche ein. Seit dieser Woche sind nun auch die Gewichte für OpenLLaMA-13B auf HuggingFace verfügbar.

Bleiben wir gespannt, was uns auch die nächste Woche wieder an Neuigkeiten bringt!

KI-Wochenrückblick KW 23/2023

Diese Woche war Tech-mäßig durch die WWDC 2023 dominiert. AI war bei Apple speziell bei macOS eher ein Randthema, das Augenmerk der Konferenz lag auf VR.

In aller Kürze also nun wichtige Nachrichten der Woche.

  • Generative AI gibt es bei Google Vertex AI nun für alle. Das berichtet TechCrunch. Bisher waren die Systeme nur auf einen kleinen Kreis von "trusted testers" beschränkt, der Zugriff steht nun allen zur Verfügung.
  • Orca von Microsoft wurde veröffentlicht. Dabei handelt es sich um ein 13 Mrd. Parameter starkes Modell, das insbesondere über verbesserte Schlussfolgerungsfähigkeiten verfügt. Damit soll Orca besser als Vicuna-13B und gleich auf mit ChatGPT bei z. B. dem BBH-Benchmark sein.
  • Simon Willison hat in seinem Blog einen umfangreichen Artikel samt Demo veröffentlicht, in dem es um GPT-Tokenizers und deren Funktionsweise geht. Sehr sehenswert!

Bis zur nächsten Woche!

KI-Wochenrückblick KW 22/2023

Mit dieser Woche geht auch der Monat Mai zu Ende. Wirft man einen Blick in die LLM-Timeline, so fällt auf, dass der Monat im Wesentlichen durch die Open-Source-Modelle dominiert wurde. Die Highlights sind hier StarCoder als Code-LLM, RedPajama-INCITE für normale Gespräche und Falcon, ein LLM, das LLaMA den Rang abgelaufen hat.

Falcon ab sofort unter der unmodifizierten Apache 2.0

Falcon von der TII hat in dieser Woche auch wieder Schlagzeilen gemacht. Es dominiert nicht nur weiterhin das Open LLM Leaderboard, sondern steht nun unter der unmodifizierten Apache-2.0-Lizenz, wie bereits Thomas Wolf auch berichtete.

Interessant ist diese Nachricht, weil damit erstmals ein sehr leistungsfähiges LLM unter einer Lizenz steht, die weitestgehend auch kommerziellen Betrieb zulässt. Die Apache-2.0-Lizenz ist ein wichtiger Grundbaustein der Open-Source-Software-Community und ist in vielen Projekten verbreitet, z. B. natürlich den Apache-Projekten, aber auch Kubernetes oder Swift.

In meinen Augen ist es ungewohnt, eine Lizenz für Source Code für ein Modell zu nutzen. Das ist so ein wenig wie Source Code unter eine Creative-Commons-Lizenz zu stellen: es geht, aber war vielleicht nicht die Intention der Initiatoren. Ob speziell angepasste Lizenzen sinnvoller für die Belange von KI-Modellen sind, wird sich über die Zeit zeigen. Die Lizenzierung unter der Apache-2.0-Lizenz bringt allerdings eine gewisse Sicherheit mit sich, da diese Lizenz und ihre Verwendungsweise schon lange erprobt sind.

Der Schachzug der Autoren ist clever: da dieses leistungsstarke Modell nun unter einer offenen Lizenz steht, ist anzunehmen, dass viele Forscher dieses als Grundlage nehmen. Somit macht sich im besten Fall das TII einen Namen in der LLM-Community, ähnlich, wie es Meta in der ersten Jahreshälfte vorgeführt hat.

Direct Preference Optimization: Konkurrenz für RLHF?

Die Entwicklung der LLMs geht ungebremst weiter. Und so gibt es nicht nur neue Modelle, sondern auch neue Methodiken, um bessere Modelle zu erreichen. Ein wesentlicher Baustein, der ChatGPT ermöglicht hat, war InstructGPT mit Reinforcement Learning from Human Feedback, kurz RLHF. Hier bewertet ein Mensch die Ausgaben eines Modells und erstellt ein Ranking. Dieses Ranking kann zum weiteren Training herangezogen werden. Das resultierende Modell wird dadurch präsizer und bei den Antworten besser an den menschlichen Bedürfnissen ausgerichtet.

Rafailov, Sharma, Mitchell et al., allesamt Forscher der Stanford University, haben sich nun damit beschäftigt, ob man einen Zwischenschritt in dem Verfahren entfernen kann. Sie berichten nun, dass dies mit Erfolg möglich ist. Das dafür verwendete Verfahren nennen sie Direct Preference Optimization und beschreiben es in ihrem Preprint.

NVIDIA weitet Marktkapitalisierung auf über 1 Billion USD aus

Zum Abschluss des Wochenrückblicks möchten wir auch einmal kurz auf wirtschaftliche Themen schauen. Der GPU-Hersteller NVIDIA hat in dieser Woche eine Marktkapitalisierung von über 1 Billion USD (engl. 1 trillion USD) erreicht. Auch wenn man sich in Anbetracht von Inflation über diese scheinbar willkürliche Zielmarke streiten kann, zeigt es doch, dass NVIDIA als Unternehmen ähnlich hoch bewertet wird wie Apple (einer der bedeutendsten Hersteller mobiler Konsumentengeräte), Microsoft (Hersteller und Betreiber eines der größten Software-Ökosysteme der Welt) oder Alphabet (Betreiber einer Vielzahl bedeutender Internetdienste).

An der Börse wird die Zukunft gehandelt. Somit kann beziffert werden, welchen Wert (institutionelle) Anleger einem GPU-Hersteller beimessen. Der Erfolg von NVIDIA im AI-Geschäft geht in meinen Augen auf die CUDA-Schnittstelle und die immer leistungsfähigeren Systeme zurück. Einen generischen Zugriff auf die Grafikeinheiten zu geben, aus dem KI-Forscher die Eignung für das Training neuronaler Netze erkennen konnten. Das könnte einer der cleversten Schachzüge des Chipherstellers NVIDIA gewesen sein. Und solange Alternativen, ggfs. mit RISC-V auch aus dem Open-Source-Bereich, nicht mithalten können, wird NVIDIA auch in meinen Augen eine wichtige Rolle behalten.

Aus dem heutigen Wochenrückblick lässt sich eines erkennen: wenn man offen der Community Werkzeuge an die Hand gibt, wird sich irgendwer auf der Welt finden, der überrascht ist, für was sich dieses Werkzeug einsetzen lässt. Seine Ergebnisse werden dann vielleicht die ganze Welt überraschen. Genauso wie das AlexNet GPUs in der KI populär gemacht hat, werden auch LLaMA und Falcon neue interessante Innovationen hervorbringen. Seien wir gespannt, was auch die nächste Woche wieder bringt!

KI-Wochenrückblick KW 21/2023

Seit einigen Wochen veröffentliche ich den Wochenrückblick, in dem ich regelmäßig über aktuelle Nachrichten aus der KI-Welt berichte. Auch in dieser Woche gab es drei Neuigkeiten, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Endlich gibt es auch wieder neue Modelle!

RWKV-Paper veröffenlicht

Nicht alles in der Welt der Large Language Models (LLM) beruht auf Transformers. Sie sind ein Weg, aber nicht der einzige. Das Team rund um Peng, Alcaide und Anthony hat mit Receptance Weighted Key Value (RWKV) eine neue Methode und Architektur entwickelt, mit der es möglich ist, LLMs über rekurrente neuronale Netze (RNNs) statt Transformer umzusetzen.

Der Hintergrund ist, dass beim Einatz von Transformern die Speicher- und Rechenkomplexität eine große Herausforderung darstellt. Sie wächst quadratisch, während RNNs ein lineares Wachstum aufweisen. RNNs mit klassischen Architekturen wiederum waren allerdings nicht so leistungsfähig wie gewünscht. RWKV versucht nun, die Leistungsfähigkeit bei RNNs deutlich zu verbessern, sodass sie mit Transformern mithalten und ihre Skalierungsvorteile ausnutzen können.

Die Ergebnisse wurden vorab in einem Preprint veröffentlicht und können z. B. auf Hugging Face ausprobiert werden. Der Code befindet sich auf GitHub. Schauen wir also, wie sich das Projekt in den nächsten Wochen entwickelt.

Falcon-Modelle erschienen

Wie bereits in den letzten Wochen erwähnt, entwickelt sich die LLM-Welt durch die Verbreitung der Open-Source-Modelle sehr schnell weiter. Für einige zu schnell und andere nutzen aktiv die Chancen aus. Meta geht aktuell eindeutig als Gewinner hervor, da LLaMA die Grundlage für viele andere erfolgreiche Entwicklungen bildet. Der Vorteil von LLaMA ist, dass hier die Gewichte für ein sehr leistungsfähiges Modell bereitstehen. Dementsprechend nahm bisher LLaMA auch einen der führenden Plätze auf dem Open LLM Leaderboard ein.

Konkurrenz kommt nun aus Abu Dhabi vom Technology Innovation Insitute (TII). Ein Team des Forschungsinstituts hat nun ein neues Modell unter dem Namen Falcon veröffentlicht, welches bei den Metriken AI2 Reasoning Challenge, HellaSwag und MMLU bessere Werte einfährt. Einzig bei TruthfulQA haben llama-65b und llama-30b-supercot noch die Nase vorn.

Bereitgestellt wird das Modell unter der "TII Falcon LLM License", einer modifizierten Apache-2.0-Lizenz, das Paper erscheint demnächst. Verfügbar ist Falcon mit 40 Mrd. Parametern und mit 7 Mrd. Parametern.

Gerichtsakten erfunden

LLMs sind Sprachmodelle. Das bedeutet, ihr Ziel ist es, bestimmte Inhalte in einer natürlichen Sprache auszugeben - unabhängig vom Wahrheitsgehalt, der Semantik. Als Nebenprodukt können sie einige ausgewählte Fakten wiedergeben.

Dieser Umstand ist und bleibt nur wenigen bewusst. Viele denken, mit ChatGPT & Co. könnte man recherchieren. Das ist aber falsch, denn wenn keine Document Retrieval integriert ist und richtig funktioniert, wird ein LLM eine Lösung ausgeben, die zwar schön klingt, aber nicht unbedingt stimmt. Im Podcast habe ich beiläufig mal erwähnt, dass damit eine Patentrecherche nahezu unmöglich wird, aber ich hätte nie gedacht, dass sowas in freier juristischer Wildbahn eingesetzt wird.

Nun, ich wurde eines besseren belehrt. ChatGPT wird noch zu häufig als Suchmaschine zweckentfremdet und gibt dann falsche Ergebnisse aus. Besonders bemerkenswert: in diesem und dem Betrugsüberprüfungsfall aus letzter Woche wurde die Plausibilitätsprüfung ebenfalls an ChatGPT übergeben. Wie soll ein Modell auf "Stimmt das, was du sagst?" überhaupt antworten?

Bleibt zu hoffen, dass wir auch in der kommenden Woche über viele interessante neue Methoden und Modelle und weniger über die Falschbedienung von LLMs berichten können.

KI-Wochenrückblick KW 20/2023

Es wird ruhiger im Umfeld der künstlichen Intelligenz, aus diesem Grund wird es in diesem Wochenrückblick mehr um Anwendungen als Grundlagenforschung gehen.

DarkBERT

In dieser Woche hat DarkBERT die Runde gemacht. Dabei handelt es sich um ein Sprachmodell der RoBERTa-Klasse, das von Forschern aus Südkorea speziell auf Darknet-Inhalte trainiert wurde. Ziel soll es sein, die Umgangsformen in diesen schwerer zugänglichen Netzwerken analysieren zu können. Aus diesem Grund wird das Modell auch nicht veröffentlicht.

Mich hat diese Nachricht in erster Linie an das Projekt GPT-4chan von Yannic Klicher erinnert. Wenig überraschend ist es daher, dass auch dieses Modell in einigen Metriken besser abschneidet als die weitverbreiteten LLMs.

Drag Your GAN

KI besteht nicht nur aus LLMs, das habe ich schon öfter erwähnt. In den letzten 5 Jahren dominierten vor allem die Generative Adverserial Networks (GANs), die sich mit der gezielten Generierung und Manipulation von Bildern beschäftigt haben.

Hier gibt es mit dem Paper Drag You GAN gute Neuigkeiten: Forscher vom Max-Planck-Institut, vom MIT und Google haben eine Methodik entwickelt, mit der es möglich ist, interaktiv und Punkt-basiert Änderungen an Fotos umzusetzen. Damit kann einfach ein Gesicht verschoben oder ein zugekniffenes Auge im Sonnenlicht wieder aufgeklappt werden. Gut, dass es hier auch weitergeht.

KI-Detektoren klassifzieren

In dieser Woche kursierte besonders die Nachricht, dass ein texanischer Professor Studenten mithilfe von ChatGPT zu überführen glaubte, indem er ChatGPT gefragt hat, ob Hausarbeiten der Studenten vom einem LLM geschrieben wurden. Das LLM tat das, was es besonders gut konnte und halluzinierte. Studenten mussten um ihre Noten und sogar ihre Abschlüsse fürchten. Durch die nun erlangte Aufmerksamkeit wurde nun eine Klärung herbeigeführt.

Dass von diesen angeblichen KI-Klassifikatoren im aktuellen Zustand nicht viel zu halten ist, unterstreicht auch das aktuelle Paper GPT detectors are biased against non-native English writers. Es geht dem Umstand nach, dass die Detektoren genau die Texte fälschlich als KI-generiert klassifzieren, die von Nicht-Muttersprachlern stammen. Einerseits führt das zu False Positives und bietet andererseits Angriffspotential, um KI-generierte Texte zu verschleiern. Alles in allem kein gutes Ergebnis für die Detektoren.

An dieser Stelle wird auch eine übliche Schwäche des Lernens aus Beispielen in Verbindung mit neuronalen Netzen deutlich. Oftmals weiß man nicht, was genau gelernt wird und das lässt sich auch schwer herausfinden, Stichwort Explainable AI. Man glaubt, herausgefunden zu haben, was KI- und Nicht-KI-Texte unterscheidet, kann in Wirklichkeit aber nur zwischen "sprachlich geschliffenen" und "sprachlich nicht-geschliffenen" Texten unterscheiden.

Es ist also noch viel zu tun und wir können gespannt bleiben, was auch die kommende Woche uns bringt!

KI-Wochenrückblick KW 19/2023

In dieser Woche fasse ich mich mit dem Wochenrückblick recht kurz, im Wesentlichen war die Woche vom Google-Event geprägt.

Google I/O

Wer die KI-Entwicklung der letzten Wochen und Monate beobachtet hat, wird bemerkt haben, dass Google bisher mit der Veröffentlichung von Modellen und Projekten zurückhaltender war. Mit der Google I/O hat sich Google allerdings wieder vermehrt an die Öffentlichkeit gewagt, wie sich im umfangreichen Blogartikel lesen lassen kann.

Im Vordergrund stand insbesondere PaLM 2, welches laut Vorstellungsbeitrag besonders in drei Punkten nachzieht: Multilingualität, Schlussfolgerung und Coding. Letzter Punkt mag interessant sein, da wir in der letzten Woche sehen konnten, wie viele Open-Source-Coding-LLMs veröffentlicht wurden. PaLM 2 soll bereits schon in 25 (neuen) Google-Produkten arbeiten.

LLaMA-13B auf 6-GB-Grafikkarten

Während Google PaLM 2 vorstellt, aber die Gewichte nicht veröffentlicht, geht die Entwicklung bei den offeneren Modellen ungebremst weiter. Insbesondere die Zugänglichkeit im Bezug auf die Ressourcen wird laufend verbessert.

LLaMA-13B (13 Mrd. Parameter) wurde nun im Rahmen des llama.cpp-Projekts so eingesetzt, dass es auf einer NVIDIA RTX 2060 mit 6 GB VRAM lauffähig wird. Damit werden nicht nur die kleinsten Modelle auf normaleren Grafikkarten betreibbar, sondern auch die etwas größeren Modelle.

OMR23 mit dem Thema KI

Wie letzte Woche schon angekündigt, war ich diese Woche auf der OMR. Der Fokus der Konferenz lag dieses Jahr - wie konnte es anders sein - auch auf dem KI-Themenkomplex und so haben sich viele Vorträge daran ausgerichtet.

Einige der Vorträge können online abgerufen werden, darunter der von Jonas Andrulis von Aleph Alpha oder der von Philipp Justus und Zeina Hatem von Google. Das ist für alle interessant, die sehen wollen, wie die KI-Firmen diese Thematik betrachten.

Schauen wir auch diese Woche wieder, was uns die neue Woche bringt. Es bleibt spannend!

KI-Wochenrückblick KW 18/2023

Eine weitere Woche ist vergangen, in der sich in der KI-Welt wieder viel bewegt hat. Im heutigen Wochenrückblick wird der Fokus auf dem Thema liegen, das seit Wochen heiß diskutiert wird: Open Source.

Open-Source-Trend

Ich habe ja schon in den vergangenen Wochen angemerkt, dass der Trend weiter in Richtung Open-Source-Modelle geht. Die Arbeit mit neuronalen Netzen ist in der Regel kreativ und experimentell und da war es bisher ein Hindernis, dass die Modelle aufgrund der hohen Parameterzahl so groß waren. Genau diesen Umstand konnten kommerzielle Akteure ausnutzen und damit einen "Burggraben" ziehen, auf den ich nachher noch eingehen werde. Große KI-Modelle lassen sich nur mit hohem finanziellen Aufwand ausführen und schon gar nicht auf normaler Hardware trainieren.

Seit Metas LLaMA scheint dieser Damm allerdings gebrochen zu sein. Mit LLaMA wurde ein hochwertiges Modell der Allgemeinheit freigegeben, wenn auch unter einer sehr restriktiven nicht-kommerziellen Lizenz. Da die Gewichte (also das Blut in den Venen des Modells, d. h. Architektur + Gewichte = nutzbares Produkt) allerdings ausgewählten Forschern der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wurden, dauert es nicht lange, bis sie geleakt wurden. Für quasi alle.

Die Folgen waren ganz interessant: die Community begann, die Modelle auszuprobieren. Als Erstes wurde mit llama.cpp die Quantisierung populär: wenn wir sowieso schon mit Unschärfe arbeiten, wird die Präzision nachrangig und es ist nicht mehr erheblich, ob wir 32-Bit-Floats oder 8-Bit-Floats nutzen. Reduzieren wir die Bits pro Gewicht, reduzieren wir die Modellgröße im (GPU-)RAM und machen das Modell verarbeitbarer. Schlagartig wird ein vortrainiertes Modell wie LLaMA sogar auf CPUs lauffähig und zum sog. Foundation Model, das nun für einen bestimmten Zweck nachtrainiert werden kann. Auch hier hat die Community Techniken wie LoRA angewandt, die den Trainingsaufwand reduzieren.

Dabei stellt sich schnell die Frage, wie weit die großen Firmen noch voraus sind. Glaubt man dem geleakten Memo eines Google-Engineers, schätzt er ein, dass der Burggraben (engl. Moat) nicht mehr so groß ist. Er glaubt zudem auch, dass das gleiche für OpenAI gilt. Der Economic Moat ist im übrigen ein Begriff von Warren Buffet und symbolisiert den Wettbewerbsvorteil von Unternehmen.

Neue Open-Source-Modelle

Metas LLaMA kann man nicht klassisch als "Open Source" bezeichnen, weil die Lizenz restriktiv ist und das Teilen der Gewichte zum Beispiel verbietet. Ich weiß, dass "freie Modelle" (im Sinne von "freie Software") anstatt "Open Source" die korrektere Wortwahl wäre, möchte mich aber an den Begriffen der Community halten.

Während der Zeit enstanden einige Fine-tunings (Nachtrainings), die auf speziellen Datasets beruhten, die tatsächlich frei waren. Besonders ist hier Databricks' Dolly-15k hervorzuheben. Allerdings werden finegetunte Modelle auf LLaMA-Basis nicht freier als LLaMA selber, weswegen es sich nur um eine Zwischenlösung handelte.

Das war Stand Anfang April 2023. Nun gibt es Modelle, die von Grund auf so trainiert und lizenziert wurden, dass es eine einheitliche Lizenz gibt. In dieser Woche kamen viele neue Modelle diesbezüglich heraus, darunter:

  • StarCoder von HuggingFace für Programmieraufgaben,
  • RedPajama-INCITE von Together AI als freier LLaMA-Nachbau und
  • MPT-7B von MosaicML als weiteres freies Foundation Model.

Das Transformer-Framework von HuggingFace ist gut geeignet, um die Modelle zu testen und Anleitungen in den Model Cards helfen beim Einstieg.

OMR23

Nächste Woche werde ich auch auf der OMR23 in Hamburg sein. Auch das Thema künstliche Intelligenz und deren Auswirkungen wird dort präsent sein. Wer auch auf der OMR ist, kann mich gerne via Mail oder LinkedIn anschreiben, sodass man sich eventuell treffen kann!

Gegen Fake-Bewertungen beim Online-Shopping – Mozilla kauft Fakespot

Mozilla hat die Akquisition von Fakespot bekannt gegeben, einem Anbieter, der vor gefälschten Bewertungen beim Online-Shopping schützen soll.

Keine zwei Monate nach der Ankündigung der Gründung von Mozilla.ai, einem neuen Tochterunternehmen von Mozilla, welches sich dem Thema vertrauenswürdige Künstliche Intelligenz widmet und seinen Schwerpunkt zunächst auf die Entwicklung von Werkzeugen legen möchte, welche generative KI-Technologien sicherer und transparenter machen, sowie auf Empfehlungssysteme, welche nicht falsch informieren, wurde die Übernahme des Unternehmens Fakespot bekannt gegeben, wie beide Organisationen gemeinsam mitteilten.

Bei Fakespot handelt es sich um einen Anbieter, welcher Künstliche Intelligenz nutzt, um gefälschte Rezensionen auf Shopping-Plattformen wie Amazon und eBay zu erkennen. Nach eigenen Angaben nutzen derzeit über eine Million Menschen Fakespot.

Über den Kaufpreis liegen keine Informationen vor. Das aktuelle Team, welches aus 13 Mitarbeitern besteht, soll aber vollständig übernommen und im Laufe der Zeit sogar vergrößert werden.

Sowohl die Browser-Erweiterungen für Firefox, Chrome und Safari als auch die Apps für Android und iOS soll es weiterhin geben. Darüber hinaus sollen aber auch noch spezielle Funktionen exklusiv für Firefox entwickelt und direkt in den Mozilla-Browser integriert werden.

Der Beitrag Gegen Fake-Bewertungen beim Online-Shopping – Mozilla kauft Fakespot erschien zuerst auf soeren-hentzschel.at.

KI-Wochenrückblick KW 17/2023

Diese Woche hat auch wieder spannende Neuigkeiten geboten, die ich euch gerne vorstellen möchte. Legen wir los!

StableLM

Eingangs möchte ich euch heute das Modell StableLM vorstellen. Hierbei handelt es sich um ein Open-Source-LLM aus dem Hause Stability AI – das Team, das auch schon Stable Diffusion populär gemacht hat. Es wurde am 19. April 2023 vorgestellt und steht in verschiedenen Parameterzahlen zur Verfügung, darunter z. B. 7 Milliarden Parameter. Technisch wird die Grundlage durch Pythia und somit auch GPT-NeoX gebildet.

Das Grundtraining von StableLM basiert auf The Pile mit einigen Anpassungen. Diese Anpassungen ermöglichen es, dass ein qualitativ hochwertiges Modell mit deutlich weniger Parametern erstellt werden konnte.

DeepFloyd IF

Stability AI hat in dieser Woche zwei weitere interessante Modelle veröffentlicht, darunter eines in Partnerschaft mit der DeepFloyd-Gruppe. DeepFloyd IF wurde am 28. April 2023 veröffentlicht. Eine der spannendsten Neuigkeiten ist die Fähigkeit, sauberen Text in generierte Bilder einzuarbeiten. Wer Modelle wie DALLE-2 oder Stable Diffusion kennt, weiß, dass dies oft eine Herausforderung ist und oft schlecht aussieht.

Diese Fähigkeiten ermöglichen auch völlig neue Anwendungen in Kunst und Design, weil die Gestaltung von Schrift besser abgedeckt werden kann. Das Modell ist auf HuggingFace verfügbar, im Veröffentlichungsartikel sind schon einige Beispiele dargestellt worden.

StableVicuna

Das zweite Modell in dieser Woche von Stability AI heißt StableVicuna und wurde ebenfalls am 28. April veröffentlicht. Es ist eines der ersten großen Open-Source-Sprachmodelle, das nicht nur klassisch auf Instruktionen gefinetuned, sondern auch mittels RLHF verbessert wurde. Beide Konzepte sind einige der Erfolgsgeheimnisse von ChatGPT.

Um StableVicuna einsetzen zu können, wird allerdings ein Zugang zu LLaMA von Meta AI benötigt, da dies die Grundlage für Vicuna bildet, worauf StableVicuna aufsetzt. Aus diesem Grund sind die Gewichte nur als Deltas verfügbar.

Großes Übersichtsarbeit zu LLMs

Die Arbeit Harnessing the Power of LLMs in Practice: A Survey on ChatGPT and Beyond ist momentan eine der aktuellsten und besten Übersichtsarbeiten zum Thema LLMs. Neben einem Stammbaum, der im Gegensatz zu meiner Timeline eher auf die Grundarchitektur und weniger auf die Details abzielt, werden konkrete Bemerkungen und Einordnungen zu Architektur, Aufgabenstellungen und Abwägungen bei der Entwicklung gegeben.

Für alle, die mit oder an LLMs entwickeln möchten, lohnt sich ein Blick in das dazugehörige GitHub-Repository, das eine Linkliste beinhaltet.

ChatGPT in Italien wieder verfügbar

Das vor einigen Wochen in Italien gesperrte ChatGPT ist nun wieder verfügbar. OpenAI hat an vielen Stellen nachgebessert und konnte den akuten Anliegen entgegenkommen. Nun beginnt die Detailarbeit, die allerdings erwartungsgemäß eher im Hintergrund ablaufen wird.

LLMs als Sprachgeneratoren werden in den praktischen Anwendungen allerdings noch vielen Herausforderungen gegenüber stehen: so sind weiterhin Sprachgenerierung und Wissensbereitstellung in meinen Augen zu eng miteinander verbunden. Speziell wenn wir das "Recht auf Vergessen" diskutieren, müssen wir uns vor Augen führen, dass die verbreiteten LLMs über keinen Wissensspeicher verfügen, in dem falsches Wissen steht und dann korrigiert oder entfernt werden kann. Vielmehr ist dieses Wissen die Fähigkeit selbst, eine Sprache zu sprechen. In der Praxis sollen allerdings logischerweise falsche Aussagen vermieden werden. Damit das zuverlässiger möglich ist, wird vermutlich noch einiges an Forschung benötigt werden. Und vielleicht sind die Transformer in Zukunft nicht das Mittel der Wahl, wenn Projekte wie RWKV-LM voranschreiten.

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